Hoellischer Verrat
Oberkörper war kaum noch etwas zu sehen.
»Sehr witzig, Angeber«, erwiderte ich und versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, wie unangenehm es mir war, dass er gesehen hatte, mit welcher Faszination ich sein Bad bestaunt hatte.
»Wie wäre es mit anfassen?«, fragte Tarsos dunkel und genoss die Zweideutigkeit seiner Frage sichtlich.
Ja, flüsterte es in meinem Kopf. Ja. Unbedingt.
Mein Gegenüber schien keine Antwort von mir abwarten zu wollen. Stattdessen schob er zwei Finger gekonnt in den niedrigen Bund meiner Hose und zog mich daran näher. Sofort rührten sich meine Zähne wieder. Nur wusste ich nicht, ob sie sich dieses Mal aufgrund meines Temperaments oder wegen seiner Berührung, die mir einen warmen Blitz in den Unterleib jagte, meldeten.
Du meine Güte, seine langen Finger waren tief zwischen der Hose und meiner Haut vergraben. Die Spitzen berührten den Saum meines Höschens, waren ein Stück darunter geglitten und ich wusste nicht genau, was er dort, wo sie nun lagen, so alles ertasten konnte.
Er zog mich noch näher, seine Berührung brannte wie Feuer, dort wo seine Finger so unverschämt tief in meinem Hosenbund steckten. Tarsos schob mich vor sich, sodass ich direkt vor dem Waschtisch stand. Langsam, fast unwillig, zog er seine Finger wieder hervor. Dann drehte er das Wasser noch mal an.
»Na, die Zähne haben jetzt Pause«, sagte er leise in mein Ohr, als er bemerkte, wie meine Augen wieder kurz davor waren, die Farbe zu wechseln. Immer bevor meine Reißzähne hervorschnellten, wechselten meine Augen die Farbe. Von Braun zu einem tiefen Grün. Er nahm meine Hand und hielt sie unter das Wasser.
»Und? Wie ist das?«
»Es kitzelt«, äußerte ich lächelnd, während er meine Hand unter dem Wasserstrahl hin und her drehte.
»Das ist ein besonderes Gerät, das in die Wasserleitung eingebaut wird. Es zieht Luft mit hinein und feine Siebe bewirken, dass es aus dem Hahn sprudelt, wie mit Kohlensäure vermischt.«
Sein Mund lag nah an meinem Ohr. Er stand so dicht hinter mir, dass sein nackter Oberkörper meinen Rücken berührte und sein Arm, der meine Hand dirigierte, lag direkt an meinem. Das Wasser prickelte auf der Haut. Wie musste es sich erst anfühlen, wenn man damit duschte?
»Es ist bestimmt teuer«, flüsterte ich und sah auf seine große, aber feingliedrige Hand, die sanft die meine umfasste. Kleine Luftbläschen perlten über unsere Haut und verloren sich dann auf dem hellen Porzellan.
»Es war schon installiert, als ich hier einzog«, erwiderte er leise.
»Du wohnst bestimmt gern hier, alles ist so schön.«
»Danke.« Dass er dabei lächelte, spürte ich an seiner Mimik an meinen Haaren. »Natürlich ist es schön, sein eigenes Reich zu haben. Das Gefühl kennst du ja.«
»Du weißt sogar, dass ich nicht mehr bei meinen Eltern wohne?«
»Du bist unter einer anderen Adresse gemeldet. Zuerst dachte ich, dass das niemals stimmen könnte, denn die Apartments dort sind …«
»… ziemlich übel?«
»Jedenfalls nichts für jemanden, der vermutlich ganz anders aufgewachsen ist. Aber jetzt, wo ich weiß, wie wehrhaft du bist, muss ich mir anscheinend keine Sorgen machen.«
»Ich komme schon klar.«
»Sind deine Eltern denn so schrecklich? Ich meine, du könntest es doch viel angenehmer haben.«
»Und jedes Mal einen vorwurfsvollen Blick von meiner Mutter kassieren, wenn ich zur Arbeit fahre?«
»Vielleicht gewöhnt sie sich ja daran.«
»Gewöhnen? Meine Eltern ? Hast du eine Ahnung, der wievielte Kuppelkandidat du allein in diesem Jahr warst?«
»Sie meinen das richtig ernst, oder?«
»Klar, und dich scheinen sie wirklich zu mögen.« Der Satz war mir so herausgerutscht. Etwas erschrocken sah ich die Reflexion seines Gesichts im Spiegel an, denn so direkt hatte ich eigentlich nicht sein wollen.
Tarsos senkte den Kopf, ließ meine Hand vorsichtig los und drehte dann den Wasserhahn zu.
»Ich weiß, was ich kann und ich werde immer gute Jobs haben. Ganz bestimmt brauche ich nicht mit der Tochter meines Vorgesetzten anzubandeln, um irgendwelche Vorteile herauszuschlagen. Ich war lediglich so höflich, der Einladung zu folgen.«
Ich funkelte ihn durch den Spiegel an. Wut bäumte sich in mir auf und ich fühlte, dass er mich mit dieser Aussage mehr verletzt hatte, als ich es für möglich gehalten hätte. Seine Stimme hatte so abwertend geklungen. Als wäre ich eine für nicht gut befundene Ware, die er nur seinem Vorgesetzten zuliebe einen Abend lang ertragen hatte.
»Das
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