Hoellischer Verrat
Engel auch in dieser Nacht nicht und so stand ich am frühen Morgen wieder vor Tarsos’ Wohnungstür. Eine zweifelnde Sekunde lang zögerte ich, dann betätigte ich die goldene Klingel. Dieses Mal dauerte es etwas länger, bis er die Tür öffnete. So wie er aussah, hatte ich ihn aus dem Bett geholt, denn er trug dunkelblaue Boxershorts, ein weißes T-Shirt und seine sonst so streng frisierten Haare standen ihm leicht strubblig vom Kopf ab. Er sah hinreißend aus. So herrlich unperfekt , einen Hauch dunkler Bartstoppeln im Gesicht und die Augen immer noch etwas verschlafen.
»Ich wollte wach bleiben«, murmelte er zur Begrüßung. »Ich habe im Bett gelesen, aber dann müssen mir doch die Augen zugefallen sein. Hast du Hunger? Oder willst du duschen? Oder beides?«
»Guten Morgen.« Ich lächelte und unterband damit hoffentlich seine leicht verschlafene Hektik.
»Guten Morgen«, erwiderte er und grinste schief. Wir standen voreinander und wussten nicht recht, wie wir uns begrüßen sollten. Schließlich machte Tarsos einen Schritt zur Seite, um mich eintreten zu lassen.
»Wie war die Arbeit?«
»Langweilig. Wir haben nur herumgesessen, gegessen und getrunken und auf einen Einsatz gewartet.« Ich musste ein Gähnen unterdrücken, als ich mich aus meiner Jacke schälte. »Trotzdem bin ich hundemüde.«
»Du kannst direkt ins Bett springen. Nun, da ich es mehr oder weniger freiwillig vorgewärmt habe, sollte es auch recht gemütlich sein.« Tarsos lächelte charmant, während er meine Jacke aufhing . »Oder hast du es dir anders überlegt?«
»Nein, ich nehme das Bett«, sagte ich frei heraus.
»Dann komm mal mit …« Er ging voraus in dieses unglaublich perfekt eingerichtete Schlafzimmer, in dem einzig das nun zerwühlte Bettzeug den sonst so adretten Rahmen sprengte.
»Möchtest du ein Schlafshirt haben?«, fragte er höflich. »Ich könnte dir aushelfen.« Er deutete mit etwas steifer Geste auf die riesige verspiegelte Schrankwand.
»Ach, ich werde einfach in meinem Höschen und Unterhemd schlafen …«
»Gut. Dann lasse ich dich mal allein.« Fahrig strich er sich durch die Haare und wandte sich zum Gehen.
»Aber …«, rutschte es mir heraus. Wollte er mir nicht beim Schlafen zusehen?
Tarsos sah mich fragend an.
»Kommst du denn wieder?«
»Natürlich, wenn du … ich meine, ich wollte dir Zeit geben, um dich auszuziehen und unter die Decke zu schlüpfen«, erwiderte er und ich spürte deutlich, wie sein Herz zu rasen begann.
»Bleib hier.«
Tarsos schluckte unüberhörbar.
Ich zog mir das Langarmshirt über den Kopf und lächelte ihn an. »Siehst du. Alles nicht so spektakulär«, sagte ich und deutete auf das schlichte blaue Unterhemd, das soeben zum Vorschein gekommen war. Tarsos’ Blick wanderte über die weichen Rundungen meiner Brüste und allein dadurch wurden meine Brustwarzen plötzlich hart.
Ich sah überrascht darauf, dann zu Tarsos und wieder auf meine Brüste.
»Nicht spektakulär … soso …«, murmelte er.
» D… das war jetzt keine Absicht …«, stotterte ich und ignorierte, dass meine Brüste unter seinem Blick zu kribbeln begonnen hatten und ihre Warzen sich ihm noch mehr entgegenreckten.
Tarsos schluckte noch einmal deutlich hörbar.
»Also sie …«, begann er dann mit leicht belegter Stimme , »… sie sind wirklich ganz …«
»Umdrehen«, unterbrach ich ihn, plötzlich nicht mehr davon überzeugt, dass es ganz unverfänglich war, wenn ich mir mal eben meine Sachen vom Körper zog. »Bitte …«
Sofort drehte sich Tarsos zur Tür. Schnell streifte ich mir Stiefel, Hose und Socken von den Füßen und schlüpfte unter die weichen Decken. Ich seufzte zufrieden und Tarsos drehte sich wieder um.
»Besser?«
»Besser. Dein Bett ist wirklich herrlich bequem.« Neugierig lugte ich über den Rand der Decke zu ihm, der etwas verloren in der Mitte des Schlafzimmers stand. »Und du?«
»Tja, vielleicht hole ich mir einen der kleinen Sessel aus der Bibliothek …«, überlegte er laut.
Eigentlich wollte ich ja gar nicht, dass er mich beim Schlafen beobachtete. Ich sah bestimmt blöd aus, wenn ich schlief. Sah nicht jeder ein wenig komisch aus, wenn er schlief? Doch bevor ich etwas sagen konnte, war Tarsos schon lautlos verschwunden.
Wenig später kam er mit einem der Sessel aus der Bibliothek wieder. Er stellte ihn rechts neben das Bett und nahm Platz. Ich drehte mich zu ihm. Mein Blick war wohl etwas mitleidig und er grinste zurück.
»Ich habe es so
Weitere Kostenlose Bücher