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Hörig (German Edition)

Hörig (German Edition)

Titel: Hörig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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längere Haftstrafe konnte ihn dazu bewegen. «Ich bin doch nicht blöd und schneid mir ins eigene Fleisch. Der holt mich schon raus, auf den kann ich mich verlassen.»
    Dass man aus modernen Gefängnissen heutzutage keinen mehr so einfach
rausholte
, beeindruckte Schramm wenig. Es gab doch Helikopter und Hofgänge. Solch eine Befreiung hatte er anscheinend mal in einem Film gesehen.
    Selbst als sich zeigte, dass sein Kumpel keinen Finger rührte, um ihn den Fängen der Justiz zu entreißen, blieb Schramm bei seiner Weigerung. Er schilderte seinen Komplizen als einen hochintelligenten und brandgefährlichen Mann, den die Polizei seit langem im Visier habe, dem sie aber bisher nie etwas hätte beweisen können. Und Schramm wollte nicht der sein, der diesen Mann ans Messer lieferte.
    «Irgendwann komm ich ja wieder raus! Und irgendwann käme er wieder raus, wenn ich ihn verpfeife. Auch wenn er ein paar Jährchen länger sitzen müsste als ich, könnten Sie mich danach von irgendeiner Straße kratzen. Vorausgesetzt, ich überleb den Knast, was ich nicht glaube. Da sitzen nämlich schon einige drin, die auch lieber ihre Schnauze gehalten haben und ihm jederzeit einen Gefallen tun würden. Nee, vielen Dank, da brumm ich lieber ein bisschen länger.»
    Dass es im Hause Retling keine Spuren von einem Komplizen gegeben und das Ehepaar während des Überfalls nur einen Mann zu Gesicht bekommen hatte, kommentierte Schramm: «Logisch. Mein Kumpel macht sich nicht die Hände dreckig. Der sieht sich als Boss. Wir hatten vorher abgesprochen, wie es laufen sollte. Es lief ja auch gut.» Nachdem das gesagt war, meinte er großspurig: «Also genau genommen hab ich das Ding doch allein durchgezogen.»
    Und rückblickend betrachtet hatte es ihn längst nicht so viel Zeit gekostet, Patrizia für seine beziehungsweise die Pläne seines Kumpels auszunutzen, wie ursprünglich angenommen.
    Ein paar Nächte an der Straßenecke gegenüber ihrem Fenster. Wo er sich natürlich nicht die ganze Nacht die Beine in den Bauch gestanden hatte. Meist war er gegen halb elf nach Hause gefahren, hatte sich gedacht, dass sie nun wohl schlief, und wollte ebenfalls ein paar Stunden Schlaf bekommen, ehe er sie frühmorgens auf dem Bahnhof in Ehrenfeld wieder in Empfang nahm, um in Straßenbahn und Bus von ihr so viel wie möglich über Retlings Haus, die Alarmanlage und den Tresor zu erfahren.
    Das hatte ihm viel Fingerspitzengefühl abverlangt. Ein Glück, dass er so gut mit Frauen umgehen konnte und sich so einen niedlichen Käfer mit links in die Tasche steckte. Sie durfte ja nicht misstrauisch werden. Aber viel wusste sie gar nicht. Von der Alarmanlage nur, dass die nicht losging, wenn die Haustür ordnungsgemäß geöffnet wurde. Die Tür hatte zwei Schlösser, folglich brauchte man zwei Schlüssel. Dann brauchte man noch einen für den Tresor und einen für die Stahltür, hinter der die Werkstatt lag. Diese beiden Schlüssel trug Albert Retling immer bei sich.
    Sein Kumpel hatte sich bereits umgehört und einen Hehler gefunden, der ihnen die Beute abnehmen und einen guten Preis machen wollte. Allerdings wussten sie wegen der Alarmanlage nicht, wie sie ins Haus gelangen sollten, ohne die gesamte Nachbarschaft aufmerksam zu machen.
    Wochenlang hatten sie sich die Köpfe zerbrochen. Es hätte wohl noch länger gedauert, vielleicht hätten sie die Sache sogar wieder abgeblasen, hätte er nicht eines Morgens beobachtet, dass die Kleine an Retlings Tür nicht klingeln musste. Die hatte ein Paar Hausschlüssel – und keinen Ton davon verlauten lassen. Also: Richtig getraut hatte sie ihm wahrscheinlich nicht, war ihm nur total verfallen.
    Mit dem Überfall hatte sie nicht das Geringste zu tun, auch daran ließ Schramm keinen Zweifel. Sie hatte ihm doch zu Anfang nur so bereitwillig erzählt, wo sie arbeitete, weil er sie abends dort abholen sollte. Natürlich hatte sie auch mal von den Klunkern geschwärmt, die in Retlings Tresor lagen. Aber …
    «Sie hat nur gesagt, dass ihr so ’n Kram gefällt. Ist ja normal bei ’nem Mädchen. Aber sonst, nee, sonst hat sie nichts gesagt, bestimmt nicht, dass ich da ausräumen soll. Der ging’s nur darum, dass ich ein bisschen an ihren Tittchen spiele und ihre Muschi befummle. Dass ich ihr bei so ’ner Gelegenheit die Schlüssel aus der Tasche geklaut hab, hat die nicht mitgekriegt.»
    Nachdem er die Schlüssel an sich gebracht hatte, bekam Schramm laut eigener Aussage noch am selben Abend von seinem Komplizen eine

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