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Hörig (German Edition)

Hörig (German Edition)

Titel: Hörig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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durchrieseln.
    Wie oft hatte Ed über Heikos Pläne spekuliert? Wie oft war er über scheinbare Widersprüche gestolpert, hatte keine Erklärung gefunden?
Wer geht denn freiwillig für sieben Jahre ins Gefängnis? Und aus welchem Grund?
    In ihrem Hinterkopf hörte sie Ed noch einmal fragen: «Haben Sie Albert Retling je bei einer Lüge ertappt, Patrizia?»
    Nein! Natürlich nicht!
    «Können Sie sich vorstellen, dass er die Polizei oder das Gericht belogen hat?»
    Nein. Nicht wirklich.
    Und Ed sagte: «Dann muss Heiko Schramm gelogen haben, als er behauptete, Albert Retling hätte beim Überfall von Ihnen gesprochen. Tatsächlich hat er selbst das getan. Warum? Denken Sie nach, Patrizia! Warum könnte Heiko Sie erwähnt haben, ehe er Albert Retling zusammenschlug? Wenn er Sie wirklich schützen wollte, hätte er nur schweigen müssen. Niemand hätte so ohne weiteres eine Verbindung zwischen Ihnen und dem Maskierten herstellen können. Sie benutzten öffentliche Verkehrsmittel, theoretisch hätte Ihnen irgendein Fremder in Bus oder Bahn die Schlüssel stehlen können. Warum legte Heiko Schramm sich nach dem Überfall ins Bett? Er hätte mehr als genug Zeit für eine Flucht gehabt. Und Sie hätten ihm folgen können, sobald Sie achtzehn geworden waren. Warum empfing er die Beamten mit der Frage, ob der Alte das Maul aufgerissen und die Kleine beschuldigt habe? Er musste doch wissen, dass er Albert Retling beinahe totgeschlagen hatte, was dazu führte, dass die Strafe so hoch ausfiel. Warum?»
    Denken Sie nach, Patrizia!
    Sie musste nicht länger darüber nachdenken. Jetzt war alles glasklar. Ihr war so entsetzlich kalt, dass ihre Haut im Rücken sich schmerzhaft zusammenzog. Einen liebenswürdigen, wehrlosen Mann zum Krüppel geschlagen, nur damit sie genug Zeit bekam, sich eine gewisse Kunstfertigkeit anzueignen, um die Beute umzuarbeiten. Und wenn das getan war? Was dann?
    Heiko würde sie nicht gehen lassen, das konnte er sich doch gar nicht leisten. Aber mitnehmen würde er sie auch nicht, egal, was er ihr noch erzählte und versprach.
    Das Schluchzen stieg langsam in ihrer Kehle auf, einige Tränen rollten. Ihre rechte Hand ließ immer noch mechanisch Goldkörner zwischen den Fingern durchrieseln, die linke wischte über die Wangen. Ihre Hände zitterten jetzt so stark, dass ein paar Körner auf die Tischplatte fielen. Sie bemerkte es nicht einmal, fühlte nur ihr Herz gegen die Rippen schlagen.
    Dann sah sie, dass die Gegensprechanlage zur Küche eingeschaltet war.
Wenn du etwas brauchst
… Sie brauchte einiges. Eine offene Tür und ihren Koffer!
    Sie drückte den Knopf, rief seinen Namen, einmal, zweimal, dreimal. Als sie endlich Antwort bekam, nur ein knappes, fragendes «Ja?», war die Stimme verzerrt. Sie konnte nicht sagen, ob Heiko ihr antwortete oder der stinkende Dicke.
    «Kann ich einen Kaffee haben?», fragte sie. «Und eine Kleinigkeit zu essen, ein belegtes Brot reicht, ich habe nicht gefrühstückt und bin hungrig.»
    Jetzt hämmerte ihr Herz einen irrsinnigen Takt. Und wenn nicht er kam, sondern der Dicke? Dessen Blick ging ihr nicht aus dem Sinn. Wie er sich über die Lippen geleckt hatte. Was hatte Heiko dem Widerling für seine Hilfe versprochen?
Wenn wir fertig sind, gehört sie dir. Du kannst dich mit ihr amüsieren, solange du willst. Ich habe an ihrer Person so viel Interesse wie an einem Wetterbericht vom vergangenen Oktober.
    Sie ging zur Esse hinüber, nahm den Schamott-Tiegel auf, trug ihn zum Tisch und füllte ein paar Körner ein. Zurück zur Esse. Ein Einwegfeuerzeug lag griffbereit. Sie zündete es, ließ gleichzeitig das Gasgemisch strömen und hielt die kleine Flamme an die Düse. Augenblicklich zischte eine blaue, gut sieben Zentimeter lange Flamme zu den Körnern im Tiegel hinüber. Damit würde sie sich den schmierigen Fettwanst notfalls vom Leib halten können.

    Als die ersten Körner im Tiegel zu schmelzen begannen, wurde die Tür geöffnet. Heiko kam persönlich und mit einem Lächeln herein. Er balancierte ein Holztablett mit einer Isolierkanne, einem Kaffeebecher und einem Teller mit zwei Leberwurstbroten auf einer Hand. Das Tablett stellte er auf dem Arbeitstisch ab, kam wieder einen Schritt auf sie zu. Sein Lächeln ging in ein Strahlen über. «Du hast ja schon angefangen, Püppi.»
    In der ersten Erleichterung strahlte sie zurück, hoffte nur, dass es nicht verkrampft wirkte und ihre Stimme lässig klang. «Was soll ich denn sonst tun? Die Werkstatt ausfegen? Warum

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