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Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 2

Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 2

Titel: Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
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wirklich möglich ist.“
    Singh strich sich durch seinen langen weißen Bart.
    „Miss Fenton, unsere Widersacher sind von schwarzer Magie beseelt, wenn man das so nennen will. Die Existenz eines Vampirs ist unnatürlich, wie Ihnen gewiss bekannt ist. Wir setzen weiße Magie ein, um mit ihnen fertig zu werden. Diesen Vorteil können wir nicht ungenutzt lassen, denn diese Wesen sind uns Menschen haushoch überlegen, was ihre Kräfte angeht.“
    Das verstand Kate. Sie erinnerte sich voller Schaudern an den Vampirangriff im Britischen Museum. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass sie die Attacke wirklich überlebt hatte.
    Oder war das gar nicht geschehen? Hatten die Blutsauger sie in Wirklichkeit umgebracht und sie träumte das momentane Geschehen nur?
    Nein, das war unmöglich. Kate konnte ihren Gefühlen trauen. Und das, was sie in James’ Gegenwart empfand, wollte nicht zu einer Toten oder Untoten passen. Ihre Empfindungen waren so wild und lebendig wie schon lange nicht mehr. Und das wollte bei einer temperamentvollen Frau wie Tinker-Kate schon etwas heißen.
    Sie spürte, dass James’ Blick auf ihr ruhte. Unwillkürlich straffte sie ihre schlanke Gestalt und warf ihre langen roten Korkenzieherlocken nach hinten. Auf keinen Fall sollten James Barwick und Singh denken, dass sie sich von ein wenig Magie aus der Bahn werfen ließ.
    Kate war immer sehr stolz darauf gewesen, dass sie sich nach dem Tod ihres Vaters mehr oder weniger erfolgreich allein durchs Leben schlagen konnte. Das war nicht selbstverständlich für eine junge Frau des 19. Jahrhunderts, die keinen Ehemann hatte. Kate war sich darüber im Klaren, dass viele andere weibliche Wesen in London zu miesen Bedingungen in Fabriken und Manufakturen schufteten, um über die Runden zu kommen. Andere Frauen verkauften sogar ihren Körper an Straßenecken im East End. So wie einige der Frauen, die dem Blutmörder nicht hatten entkommen können und ein grausames Ende gefunden hatten …
    „Worauf warten wir noch?“, rief sie betont forsch, um ihre innerlich immer noch vorhandene Unsicherheit zu überspielen. Plötzlich wurde ihr klar, dass sie unbekanntes Terrain betrat. Die exklusiven Räumlichkeiten, zu denen eine steile Marmortreppe hinauf ins Hochparterre führte, waren nämlich normalerweise für sie tabu.
    Kate war aus gutem Grund noch niemals zuvor im Xerxes Club gewesen. Wahrscheinlich waren dort Frauen gar nicht zugelassen, wie in so vielen Vereinigungen von britischen Gentlemen. Aber Kate war neugierig – falls jemand sie dort nicht dulden wollte, konnte er es ja sagen. Ansonsten war sie wild entschlossen, James und Singh bei ihrem Besuch des Clubs zu begleiten. Die beiden Männer sollten sie nicht für einen Feigling halten.
    Sie hatte von den anderen Dampfkutter-Piloten gehört, dass hauptsächlich alte spleenige Kauze mit einem großen Sinn für technische Spielereien im Xerxes Club verkehrten. Der Eingangsbereich, den man auch von der Straße aus sehen konnte, unterschied sich jedenfalls in nichts vom Reform Club, vom Old Navy Club oder einem der anderen exklusiven Versammlungsräume von Gentlemen aus der britischen Oberschicht. Es gab viel Marmor, Holzvertäfelungen und Skulpturen von griechischen und römischen Göttern auf kleinen Podesten. Trotz des konservativen Ambientes verfügte die Empfangshalle des Xerxes Clubs über hochmodernes elektrisches Licht, das in vielen Teilen Londons noch eine Seltenheit war. Die Männer von der Stadtverwaltung, die dort abends die Gaslaternen anzünden mussten, gehörten zum üblichen Straßenbild der Hauptstadt. Und auch die meisten Privathäuser benutzten immer noch Gas oder Petroleum zur Illumination.
    „Hier stimmt etwas nicht“, raunte Singh James zu. Der jüngere Mann nickte düster und zog seinen Silberdolch. Nun hielt er die Stichwaffe stoßbereit in der Rechten.
    „Was ist los?“, fragte Kate gespannt. Ihr war nichts aufgefallen. Aber sie befand sich ja auch zum ersten Mal in ihrem Leben in einem richtigen Gentleman-Club. Normalerweise wäre sie noch nicht einmal bis in die Halle vorgedrungen.
    „Normalerweise sollte ein Portier vor dem Clubeingang stehen“, sagte James. „Außerdem spüren wir vampirische Aktivität. Mit der Zeit entwickelt man einen sechsten Sinn dafür.“
    Singh nickte zustimmend. Der alte Inder schloss für einen Moment die Augen, wobei sein Gesicht einen meditativen Ausdruck annahm. Offenbar benötigte er seine Sehkraft nicht, um seine jenseitigen Widersacher

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