Hogan, S: Steampunk-Saga: Episode 6
Begleiter vorstellen? Mr Phineas Fletcher kenne ich ja bereits, seit wir gemeinsam Vampire gejagt haben.“ Die Männer nickten sich zu.
„Selbstverständlich. – Darf ich bekanntmachen? Das ist mein Verlobter, James Barwick. Und dieser Gentleman ist Kriminalassistent David Benson von Scotland Yard.“
Die beiden gaben einander die Hand. Über Bensons Gesicht huschte kurz ein Schatten, denn an seinen Gefühlen für Kate hatte sich offenbar nichts geändert. Aber er musste nun einmal akzeptieren, dass ihr Herz einem anderen gehörte. Kate schaute James erwartungsvoll an, und er begann mit seinem Bericht.
„Die Bruderschaft, der ich angehöre, beauftragte mich mit der Vernichtung einer furchtbaren Kriegswaffe, die unter dem Decknamen Paris-Maschine bekannt ist. Meine Mission führte mich hierher in die französische Hauptstadt. Ich musste verschiedene Beamte bestechen, bis ich das Gebäude ausfindig machen konnte, in dem dieser Höllenkasten aufbewahrt wird. Als ich das Raketenauto vor dem Eingang erblickte und außerdem diesen wachestehenden Ganoven sah, kam mir die Sache verdächtig vor. Also schlich ich mich an ihn heran und schlug ihn genau in dem Moment nieder, als er auf euch feuern wollte. Aber ich fürchte, die Paris-Maschine ist immer noch intakt, oder? – Warum grinst ihr eigentlich so?“
Weder Kate noch ihre beiden Begleiter konnten verhindern, dass sich auf ihren Gesichtern ein erleichtertes Lächeln breitmachte. „Du musst die Paris-Maschine nicht zerstören, James – es sei denn, du magst Trüffel überhaupt nicht.“
James schaute Kate verständnislos an, aber dann sorgte Fletcher für Aufklärung.
„Die Paris-Maschine ist also ein harmloser landwirtschaftlicher Apparat?“, vergewisserte sich James. „Aber wie konnte dann das Gerücht über ihre Verwendung als Kriegswaffe entstehen?“
„Diese Frage wird sich wohl niemals beantworten lassen“, sagte der Erfinder. „Aber ich möchte eine andere Sache ansprechen. Unser Drehflügler befindet sich noch in dem Pferdestall dieses verräterischen Leclerc. Wir sollten den Dampfkutter dort abholen, bevor der Kerl in sein Haus zurückkehrt. Er könnte sonst seine Wut auf uns an der Maschine auslassen.“
Kate erschrak. Sie hatte vor lauter Wiedersehensfreude zeitweilig den zweiten Teil ihrer Aufgabe völlig verdrängt. Noch stand ja die Gefangenenbefreiung bevor, nachdem sich die Sabotage der Paris-Maschine als nicht mehr notwendig erwiesen hatte.
Zum Glück war ihr Orientierungssinn nach wie vor gut ausgeprägt, und es zeigte sich, dass James die Straßen von Paris recht gut kannte. Nachdem er Kate gesagt hatte, wie sie vom Bois de Bologne nach St. Germain kam, fand sie in dem Vorort das Stadtpalais von Leclerc fast ohne Verzögerungen wieder.
Zu ihrer großen Erleichterung stellten sie fest, dass weder der Hausherr noch die Apachen anwesend waren. Womöglich war Leclerc von Serpent und dessen Leuten bereits umgebracht worden. Kate wünschte ihm den Tod nicht, aber es hatte ihn niemand gezwungen, sich mit den Apachen einzulassen. Jedenfalls empfand sie nichts mehr für Leclerc, und diese Tatsache beruhigte sie.
Ohnehin war alles für sie viel einfacher, seit James so überraschend zurückgekehrt war. Kate beriet sich kurz mit Benson und Fletcher. Sie beschlossen, Kates Verlobten in ihre Befreiungspläne einzuweihen. James war zwar nicht im Auftrag der Regierung unterwegs, aber auch die Bruderschaft vom Reinen Herzen konnte kein Interesse an der Hinrichtung eines Unschuldigen haben.
James nickte jedenfalls entschlossen, nachdem Kate ihn über das Vorhaben in Kenntnis gesetzt hatte. „Wenn ich bei der Ausführung helfen kann, dann will ich das gerne tun. Was ist als Nächstes vorgesehen?“
„Wir schaffen den Drehflügler von hier fort und landen an einem Plätzchen, wo wir keine neugierigen Blicke fürchten müssen. Dort warten wir die Nacht ab. Im Schutz der Dunkelheit fliegen wir dann zu dem Gefängnis La Roquette.“
Benson hatte in der Zwischenzeit schon das Feuer im Kessel entfacht und reichlich Kohlen geschippt. Er machte sich richtig gut als Heizer, wie Kate zugeben musste. Es war nur schade, dass der Kriminalassistent so unglücklich in sie verliebt war. Aber seine Gefühle waren jedenfalls ehrlich, während Leclerc die ganze Zeit nur ein falsches Spiel mit ihr getrieben hatte. Kate schüttelte sich, als müsse sie einen bösen Traum abstreifen.
James legte den Arm um sie.
„Was ist los mit dir, Kate? Du wirkst so
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