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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Propheten.
    Dorfl stand am Ende der Gasse. Drei Männer mit Hämmern näherten
    sich ihm mit einer Vorsicht, die verriet, daß keiner von ihnen als erster
    zuschlagen wol te, aus Furcht, daß der zweite Hieb ihn selbst traf.
    Der Golem kauerte sich nieder und hob seine Schieferplatte wie ein
    Schild. Darauf stand:
    Ich bin 530 Dollar wert.
    »Geld?« schnaubte einer der Männer. »Nur daran denkt ihr, wie?«
    Die Schieferplatte zersplitterte unter einem Hammerschlag.
    Der Mann wol te erneut mit dem Hammer ausholen – und schlug fast
    einen Salto, als sich das Ding plötzlich nicht mehr von der Stel e rührte.
    »Man kann nur an Geld denken, wenn man nichts anderes hat als einen Preis«, sagte Karotte ruhig und nahm den Hammer an sich. »Was treibst
    du hier, mein Freund?«
    »Du kannst uns nicht aufhalten!« grollte der Mann. »Jeder weiß, daß
    Golems nicht leben!«
    »Ich kann dich wegen Sachbeschädigung verhaften«, erwiderte Karotte.
    »Einer von diesen Kerlen hat den alten Priester ermordet!«
    »Ach?« Karotte gab sich überrascht. »Wenn es nur Dinge sind… Wie können sie dann einen Mord begehen? Ein Schwert ist ein Ding.« Er zog
    sein Schwert. Es glitt mit einem seidenen Geräusch aus der Scheide.
    »Und du gibst doch sicher nicht dem Schwert die Schuld, wenn es je-
    mand auf dich richtet, oder?«
    Der Mann schielte, als er versuchte, den Blick auf die Klinge zu rich-
    ten.
    Einmal mehr staunte Angua. Karotte bedrohte den Mann nicht. Er be-
    nutzte das Schwert nur, um… seinen Standpunkt zu verdeutlichen. Es
    ging ihm nur darum. Es hätte ihn sicher verblüfft zu erfahren, daß man
    die Sache auch anders sehen konnte.
    Eine Stimme in Angua flüsterte: Man braucht ein sehr komplexes Wesen, um so einfach zu sein wie Karotte.
    Der Mann schluckte.
    » Guter Hinweis«, sagte er.
    »Ja, aber… man kann ihnen nicht trauen«, warf einer der anderen
    Hammerträger ein. »Schleichen dauernd herum und sprechen kein Wort.
    Was heckt ihr aus, hm?«
    Er trat nach Dorfl. Der Golem schwankte ein wenig.
    »Das versuchen wir derzeit herauszufinden«, sagte Karotte. »Bis wir al-
    les geklärt haben, sol tet ihr euch um eure eigenen Angelegenheiten
    kümmern…«
    Der dritte Mann befand sich erst seit kurzer Zeit in der Stadt und hielt
    nur deshalb einen Hammer in der Hand, weil er sich an den anderen
    beiden ein Beispiel nahm.
    Er hob nun den Hammer und wol te ein spöttisches »Ach, meinst du?«
    an Karotte richten, doch ein Knurren dicht neben seinem Ohr hinderte
    ihn daran. Es war leise und klang eher sanft, hatte aber jene besondere
    Wel enform, die ein ganz bestimmtes, knubbliges Teil des Rückgrats
    erreichte und dort den Schalter für »primordiales Entsetzen« umlegte.
    Der Mann drehte sich um. Eine attraktive Wächterin lächelte freund-
    lich. Besser gesagt, ihre Mundwinkel neigten sich nach oben, und al e
    ihre Zähne waren zu sehen.
    Der Hammer fiel ihm auf den Fuß.
    »So ist es richtig«, lobte Karotte. »Ich war schon immer der Meinung,
    daß man mit einem freundlichen Wort und einem Lächeln viel erreichen
    kann.«
    Die Zuschauer starrten ihn mit dem Gesichtsausdruck an, den sie im-
    mer aufsetzten, wenn sie es mit Karotte zu tun bekamen. Er basierte auf
    der verblüffenden Erkenntnis, daß er es ernst meinte. Das fanden sie so
    ungeheuerlich, daß ihnen der Atem stockte.
    Die Leute wichen zurück und verließen die Gasse.
    Karotte wandte sich an den Golem, der auf die Knie gesunken war und
    die einzelnen Teile seiner Schieferplatte einsammelte.
    »Komm, Dorfl«, sagte er. »Wir begleiten dich den Rest des Weges.«

    »Bist du übergeschnappt?« entfuhr es Socke. Er versuchte, die Tür wie-
    der zu schließen. »Glaubst du etwa, ich will das Ding zurück?«
    »Er gehört dir«, sagte Karotte. »Einige Leute haben versucht, ihn zu
    zertrümmern.«
    »Du hättest sie nicht daran hindern sol en«, erwiderte der Fleischer.
    »Weißt du nicht, was man sich über sie erzählt? Ich will keinen solchen
    Burschen unter meinem Dach!«
    Erneut versuchte er, die Tür zu schließen. Karottes Fuß ließ es nicht
    zu.
    »Ich fürchte, in dem Fal machst du dich eines Vergehens schuldig«,
    sagte Karotte. »Der Umweltverschmutzung.«
    »Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein!«
    »Ich meine es immer ernst«, entgegnete Karotte.
    »Er meint es immer ernst«, bestätigte Angua.
    Socke gestikulierte ausladend. »Das Ding sol verschwinden. Weg mit
    dir! Ich will keinen Mörder in meinem Schlachthaus! Du kannst den

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