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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sagte Boggis fassungslos.
    »Meine Güte, tatsächlich?« Mumm schluckte. »Na so was! Weißt du,
    unten im Erdgeschoß gibt es einen Zwerg, schlauer Bursche, verbringt
    seine ganze Zeit mit Glaskolben und so, um herauszufinden, was Arsen
    ist und was nicht. Aber du kannst das mit einem Blick feststellen! Hier,
    du sol st es haben!«
    Er reichte die aufgerissene Tüte dem Dieb, doch Boggis’ Hand zuckte
    zurück. Der kleine Beutel fiel zu Boden und verstreute dort seinen In-
    halt.
    »Entschuldigung.« Karotte ging in die Hocke und betrachtete das Pul-
    ver.
    Polizisten glauben traditionel daran, daß sie eine Substanz identifizie-
    ren können, indem sie daran schnuppern und sie vorsichtig probieren.
    Al erdings hatte man von solchen Untersuchungsmethoden Abstand
    genommen, seit Obergefreiter Feuerstein so dumm gewesen war, den
    Zeigefinger in eine Schwarzmarktlieferung von mit Radium verschnitte-
    nem Ammoniumchlorid zu stecken. Seine Worte waren: »Ja, dies eindeu-
    tig sein Platte urgh glib globbel.« Anschließend mußte er für drei Tage
    ans Bett gefesselt werden, bis die Spinnen verschwunden waren.
    Trotzdem sagte Karotte nun: »Ich bin sicher, daß dies hier nicht giftig
    ist.« Er leckte an seinem Finger und probierte ein wenig.
    »Zucker«, stellte er fest.
    Witwenmacher – seine Würde hatte erheblich gelitten – machte eben-
    falls von seinem Zeigefinger Gebrauch, indem er ihn auf Mumm richte-
    te. »Du hast zugegeben, daß die Substanz gefährlich ist!« heulte er.
    »Ja!« erwiderte der Kommandeur. »Zuviel davon schadet den Zähnen.
    Für was hast du das Zeug denn gehalten?«
    »Wir hatten Informationen…«, begann Boggis.
    »Oh, Informationen hattet ihr. Hast du das gehört, Hauptmann? Sie
    hatten Informationen. Dann ist ja alles in bester Ordnung!«
    »Wir haben in gutem Glauben gehandelt«, verteidigte sich Boggis.
    »Mal sehen«, sagte Mumm. »Eure ›Informationen‹ bestanden aus einem
    Tip, der sich vermutlich so umschreiben läßt: ›Mumm hat sich im Wach-
    haus vol aufen lassen und eine Tüte Arsen in seinem Schreibtisch.‹ Und
    natürlich habt ihr euch nichts sehnlicher gewünscht, als in gutem Glau-
    ben zu handeln.«
    Frau Palm räusperte sich. »Es reicht jetzt. Du hast recht, Sir Samuel«,
    sagte sie. »Wir haben eine Mitteilung bekommen.« Sie reichte Mumm
    einen Zettel, auf dem nur Großbuchstaben standen. »Ganz offensicht-
    lich sind wir falsch informiert worden.« Sie warf Boggis und Witwenma-
    cher einen finsteren Blick zu. »Ich möchte mich hiermit entschuldigen.«
    Und zu ihren beiden Begleitern: »Gehen wir.«
    Sie verließ den Raum. Boggis folgte ihr hastig.
    Witwenmacher betupfte sich vorsichtig die Nase. »Welchen Preis hat
    die Gilde für deinen Kopf festgesetzt, Kommandeur?« fragte er.
    »Zwanzigtausend Ankh-Morpork-Dollar.«
    »Tatsächlich? Ich glaube, wir sollten ihn neu festlegen.«
    »Freut mich. Ich werde mir wohl eine neue Bärenfal e zulegen müs-
    sen.«
    »Ich… äh… führe dich nach draußen«, sagte Karotte.
    Als er kurz darauf zurückkehrte, beugte sich Mumm aus dem Fenster
    und betastete die Wand darunter.
    »Kein Ziegel fehlt«, brummte der Kommandeur. »Al e Schindeln an ih-
    rem Platz. Und unten war den ganzen Tag über jemand im Empfangs-
    zimmer. Seltsam.«
    Er zuckte mit den Achseln, kehrte zum Schreibtisch zurück und griff
    nach dem Zettel.
    »Dieses Ding bringt uns sicher keine neuen Spuren«, sagte er. »Ist vol-
    ler schmutziger Fingerabdrücke.« Er legte die Mitteilung beiseite und sah
    Karotte an. »Wenn wir den Schuldigen finden, heißt einer der wichtig-
    sten Anklagepunkte: ›Er zwang Kommandeur Mumm, eine ganze Fla-
    sche erstklassigen Whisky auf den Teppich zu kippen.‹« Er schauderte.
    »Manche Dinge sol ten einem Mann erspart bleiben.«
    »Es ist ungeheuerlich!« sagte Karotte. »Daß einige Leute glauben, du
    würdest den Patrizier vergiften…«
    »Ich finde es empörend, daß sie mich für dumm genug halten, das Gift
    in einer Schublade meines Schreibtischs zu verstauen«, erwiderte Mumm
    und zündete sich eine Zigarre an.
    »Ja«, bestätigte Karotte. »Nur ein Narr würde das Arsen dort verstek-
    ken, wo es jeder finden kann.«
    »Genau«, sagte Mumm. »Darum habe ich es in der Tasche.«
    Er legte die Füße auf den Schreibtisch und paffte. Der Teppich mußte
    aus dem Büro verschwinden. Mumm wol te nicht den Rest seines Ar-
    beitslebens in einem Zimmer verbringen, das ihn ständig an die schreck-
    liche Vergeudung von

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