Hohle Köpfe
erstklassigem Whisky erinnerte.
Karottes Mund stand noch immer offen.
»Meine Güte…« Mumm winkte vage. »Eigentlich ist al es ganz einfach.
Ich sol te ›Oh, endlich Alkohol!‹ seufzen und das Zeug einfach in mich
reinschütten. Anschließend war der Besuch von einigen ehrenwerten
Säulen der Gesel schaft vorgesehen…« Er nahm die Zigarre aus dem
Mund und spuckte. »Sie sollten mich in deiner Gegenwart betrunken
vorfinden und außerdem das nicht besonders gut versteckte Arsen ent-
decken.« Mumm schüttelte traurig den Kopf. »Das Problem ist nur:
Wenn man einmal auf den Geschmack gekommen ist, gibt es kein Zu-
rück mehr.«
»Aber du bist doch standhaft geblieben«, sagte Karotte. »Seit damals
hast du keinen Tropfen mehr angerührt…«
»Oh, das .« Mumm winkte ab. »Ich meine nicht den Alkohol, sondern
die Polizeiarbeit. Wenn man Alkoholprobleme hat, kann man sich an
Leute wenden, die einem helfen. Es sol te Versammlungen geben, bei
denen man aufstehen und sagen kann: ›Ich heiße Sam und bin ein arg-
wöhnischer Mistkerl.‹«
Er griff in seine Hosentasche und holte eine Papiertüte hervor. »Klein-
po sol sich das hier ansehen. Ich wol te es nicht riskieren, dieses Zeug zu probieren. Deshalb bin ich zur Kantine runter und habe dort einen Beutel mit Zucker gefüllt. Es hat nur wenige Sekunden gedauert, Nobbys
Kippen aus dem Zuckertopf zu entfernen.«
Mumm öffnete die Tür, sah in den Korridor und rief: »Kleinpo!« An
Karottes Adresse gerichtet, fügte er hinzu: »Ich bin jetzt richtig in Fahrt.
Das alte Gehirn funktioniert endlich wieder. Kennst du den Golem, der
hinter den beiden Morden steckt?«
»Ja, Herr Kommandeur?«
»Und weißt du, warum er etwas Besonderes darstellt?«
»Ich glaube nicht, Herr Kommandeur«, erwiderte Karotte. »Abgesehen
davon, daß er ganz neu ist. Ich vermute, die Golems haben ihn geschaf-
fen. Natürlich brauchten sie einen Priester für die Worte, und auch
Herrn Hopkinsons Backofen. Wahrscheinlich war das für die beiden
Alten sehr interessant. Immerhin waren sie Historiker.«
Jetzt stand Mumm mit offenem Mund da.
Schließlich faßte er sich wieder. »Ja, ja, natürlich«, sagte er, und seine Stimme klang fast normal. »Ja, ich meine, das ist offensichtlich. Völlig klare Sache. So was erkennt man auf den ersten Blick. Aber… äh… hast du
auch herausgefunden, was sonst noch besonders an ihm ist?« fügte er hinzu und versuchte, sich seine Hoffnung nicht deutlich anmerken zu lassen.
»Meinst du den Umstand, daß er verrückt ist, Herr Kommandeur?«
»Nun, ich habe nie gedacht, daß er beim Vernunftswettbewerb von
Ankh-Morpork den ersten Preis gewinnen könnte«, erwiderte Mumm.
»Die anderen haben ihn in den Wahnsinn getrieben, Herr Komman-
deur. Die anderen Golems. Es steckte keine Absicht dahinter, aber es
war gewissermaßen eingebaut. Sie erwarteten so viele Dinge von ihm. Er
stellte praktisch ihr… ihr Kind dar. Er verkörperte alle ihre Hoffnungen
und Wünsche. Und als sie feststellen, daß er Menschen umbrachte… So
etwas ist schrecklich für einen Golem. Sie dürfen nicht töten, und der Mörder war Ton von ihrem Ton …«
»Auch für Menschen ist so etwas nicht gerade angenehm.«
»Er sollte die Zukunft sein…«
»Du hast mich gerufen, Herr Kommandeur?« fragte Gertie.
»Oh, ja. Ist das hier Arsen?« Mumm reichte ihr die Tüte.
Gertie schnupperte daran. »Es könnte Arsensäure sein. Natürlich muß
ich es erst untersuchen.«
»Ich dachte immer, Säure gluckert in Flaschen und so«, sagte Mumm.
»Äh… was ist das da an deinen Fingern?«
»Nagellack, Herr Kommandeur.«
»Nagellack?«
»Ja, Herr Kommandeur.«
»Äh… gut. Gut. Komisch, ich dachte, so was sei grün.«
»Würde an Fingern nicht besonders gut aussehen, Herr Kommandeur.«
»Ich meine das Arsen, Kleinpo.«
»Oh, Arsen kann verschiedene Farben annehmen, Herr Kommandeur.
Die Sulfide – die metal haltigen Mineralien – sind rot, braun, gelb oder
grau. Wenn man Salpetersäure hinzugibt, bekommt man Arsensäure.
Und jede Menge sehr scheußlichen Rauch.«
»Gefährliches Zeug«, sagte Mumm.
»Ja, Herr Kommandeur«, bestätigte Gertie. »Aber auch recht nützlich.
Für Gerber, Färber, Maler… Nicht nur Giftmörder haben Verwendung
für Arsen.«
»Es überrascht mich, daß nicht ständig irgendwelche Leute tot umfal-
len«, kommentierte Mumm.
»Oh, meistens benutzt man Golems, Herr Kommandeur…«
Die Worte hingen weiter in der Luft,
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