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Hohle Köpfe

Hohle Köpfe

Titel: Hohle Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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begegnet.
    »Er ist ermordet worden. Wo hast du dich zur Tatzeit aufgehalten?«
    Im Schlachthaus.
    »Woher weißt du das?«
    Dorfl zögerte kurz. Die nächsten Worte schrieb er langsam – sie schie-
    nen aus weiter Ferne zu kommen, begleitet von gründlichem Nachden-
    ken.
    Weil es etwas ist, das vor nicht sehr langer Zeit geschah, denn du bist noch immer aufgeregt. Und ich habe während der vergangenen drei Tage hier gearbeitet.
    »Die ganze Zeit über?«
    Ja.
    »Vierundzwanzig Stunden am Tag?«
    Ja. Hier gehören Menschen und Trolle zu jeder Schicht. Du kannst sie fra-
    gen. Tagsüber besteht meine Aufgabe darin, zu schlachten, auszuweiden, zu-
    rechtzuschneiden und die Knochen zu entfernen. Nachts arbeite ich weiter, stelle Würstchen her, koche Lebern und Herzen; Kaldaunen und Kutteln.
    »Wie schrecklich «, ächzte Grinsi.
    Der Stift kratzte kurz.
    Eine treffende Beschreibung.
    Dorfl drehte langsam den Kopf, sah zu Angua und schrieb:
    Brauchst du mich noch?
    »Nein, derzeit nicht. Aber wir wissen ja, wo wir dich finden können.«
    Ich bedaure den Tod des Alten.
    »Gut. Komm, Grinsi.«
    Sie spürte den Blick des Golems auf sich ruhen, als sie gingen.
    »Er hat gelogen«, sagte Grinsi.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Er sah aus wie jemand, der lügt.«
    »Wahrscheinlich hast du recht«, erwiderte Angua. »Aber du hast ja ge-
    sehen, wie groß das Schlachthaus ist. Bestimmt könnten wir nicht bewei-
    sen, daß er es für eine halbe Stunde verlassen hat. Ich glaube, wir sol ten ihn unter ›besondere Beobachtung‹ stellen, wie Kommandeur Mumm es
    nennt.«
    »Hat das was mit… ziviler Kleidung zu tun?« erkundigte sich Grinsi.
    »Etwas in der Art«, erwiderte Angua vorsichtig.
    »Das mit der Ziege fand ich sonderbar«, sagte Grinsi, als sie durch den
    Nebel schritten.
    »Wie? Oh, du meinst die Judasziege. Fast alle Schlachthäuser haben ei-
    ne. Gehört gewissermaßen zur Belegschaft.«
    »Zur Belegschaft? Ich verstehe nicht ganz…«
    »Eine Judasziege hat die Aufgabe, jeden Tag ins Schlachthaus zu lau-
    fen. Stell dir einen Pferch vol er Tiere vor, die immer unruhiger werden,
    eine Herde ohne Oberhaupt… Und vor dem Pferch führt eine Rampe in ein unheimliches Gebäude… Und dann gibt es da eine Ziege, die überhaupt keine Angst hat, und die Herde folgt ihr, und…«
    Angua strich sich mit dem Zeigefinger über die Kehle. »Und nur die
    Ziege verläßt das Schlachthaus wieder.«
    »Das ist entsetzlich!«
    »Für die Ziege nicht«, sagte Angua. »Sie überlebt.«
    »Woher weißt du das alles?«
    »Als Mitglied der Stadtwache schnappt man das eine oder andere auf.«
    »Offenbar muß ich noch eine Menge lernen«, seufzte Grinsi. »Zum
    Beispiel wußte ich nicht, daß man kleine Decken mit sich herumtragen
    sollte!«
    »Sie sind Teil der Sonderausstattung für den Umgang mit Untoten.«
    »Über Vampire wußte ich Bescheid. Gegen sie hilft Knoblauch. Und
    irgendwelche heiligen Gegenstände. Aber Werwölfe… Wie wird man mit
    ihnen fertig?«
    »Bitte?« fragte Angua geistesabwesend. Sie dachte noch immer über
    den Golem nach.
    »Ich besitze ein Kettenhemd aus Silber und habe meiner Familie ver-
    sprochen, es zu tragen. Gibt es sonst noch etwas, das Werwölfe nicht
    ausstehen können?«
    »Oh, es gibt viele Dinge, die ich nicht mag…«, murmelte Angua.
    »Angua?«
    »Hm? Ja? Was ist?«
    »Jemand hat mir gesagt, daß es in der Wache einen Werwolf gibt! Das ist doch unglaublich!«
    Angua blickte auf die Zwergin hinab.
    »Ich meine, früher oder später kommt der Wolf durch«, fuhr Grinsi
    fort. »Es überrascht mich, daß Kommandeur Mumm das zuläßt.«
    »Es gibt wirklich einen Werwolf in der Wache«, sagte Angua.
    »Der Obergefreiter Besuch kam mir gleich etwas seltsam vor.«
    Anguas Kinnlade klappte nach unten.
    »Er sieht immer… hungrig aus«, meinte Grinsi. »Und er lächelt auf
    sehr eigentümliche Weise. Ja, einen Werwolf erkenne ich auf den ersten
    Blick.«
    »Obergefreiter Besuch wirkt tatsächlich hungrig«, sagte Angua. Etwas
    anderes fiel ihr nicht ein.
    »Nun, ich werde versuchen, ihm aus dem Weg zu gehen!«
    »Gut.«
    »Angua…«
    »Ja?«
    »Warum trägst du deine Dienstmarke an einer Schnur um den Hals?«
    »Was? Oh. Nun, das ist… äh… praktisch. Selbst unter… besonderen
    Umständen.«
    »Sollte ich das auch so machen?«
    »Ich glaube, das ist nicht nötig.«

    Herr Socke fuhr zusammen. »Dorfl, du verdammter Lehmhaufen!
    Schleich dich nie an jemanden heran, der an der Schinkenschneidemaschine

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