Hollys Weihnachtszauber
Tilda. »Und außerdem kocht sie wirklich gut.«
»Danke sehr«, sagte ich, ganz bewegt von dieser unerwarteten Anerkennung.
»Nicht so gut wie ich natürlich, aber wirklich gut«, stellte Tilda klar.
»Tut mir leid, euch beide zu desillusionieren«, entgegnete Jude, »aber in Wirklichkeit bezahle ich Homebodies für Hollys Dienste wahre Wucherpreise.«
»Nein, tust du nicht«, korrigierte ich ihn. »Du bist selbst schuld, wenn du annimmst, ich täte alles, was du willst, wenn du mir nur genug Geld dafür bietest, aber ich habe Ellen bereits erklärt, dass ich nur das Haushüten in Rechnung stelle und zusätzliche Lebensmittel, die ich kaufen musste.«
Ich lächelte Tilda und Noel zu. »Eigentlich hat es mir Freude gemacht.«
»Und natürlich musst du bleiben, Holly, etwas anderes lassen wir auf gar keinen Fall zu!«, beharrte Noel. »Und überhaupt, was soll sie denn machen, wenn sie nicht wegkommt? Etwa bis zu ihrer Abreise alleine im Torhaus kampieren?«
»Es wäre mir sehr recht, im Torhaus zu wohnen, wenn ihr nichts dagegen habt?«
»Nein, nein, natürlich bleibst du hier, meine Liebe!«
»Ja, denn wir haben schon die gesamte Speisenfolge für die zwölf Weihnachtstage festgelegt!«, sagte Tilda.
»Und Holly kann nicht nur hervorragend kochen, man hat auch Spaß mit ihr«, erklärte Jess ihrem Onkel. »Merlin liebt sie auch«, setzte sie als entscheidenden Trumpf noch obendrauf.
In der Tat kletterte Merlin, der an der Stimme seines Herrn merkte, dass dieser mit mir schimpfte, nun wie um mich zu beschützen mit langen, baumelnden Gliedmaßen und rauem Fell auf meinen Schoß und wandte sich gegen ihn.
»Er folgt ihr wie ein Schatten, ich versteh gar nicht, was in ihn gefahren ist«, sagte Jude und sah seinen Hund verwundert an. »Also, Holly Brown, du hast dich ja innerhalb erstaunlich kurzer Zeit ins Herz dieser Familie geschlichen. Du scheinst mir eine sehr gefährliche Frau zu sein, ganz wie Becky Sharp. Und ich bin noch immer überzeugt, dass ich dich von irgendwoher kenne.«
Da ich Jahrmarkt der Eitelkeit gelesen hatte, war ich alles andere als angetan davon, mit Becky Sharp verglichen zu werden – und ganz sicher hatte ich nicht vor, ihn mir seines Geldes wegen als Ehemann zu angeln!
»Wir fanden auch alle, dass sie uns bekannt vorkommt«, sagte Noel, »aber ich schätze, das liegt nur daran, dass sie aussieht wie eine Martland – dunkle Haare, groß gewachsen und leicht olivfarbene Haut. Sie fühlt sich also schon ganz wie ein Familienmitglied an, sieht auch so aus und passt gut zu uns!«
»Daran könnte es liegen, schätze ich mal«, stimmte Jude zu.
»Ich habe meine hellgrauen Augen und die schwarzen Haare allerdings von meiner Großmutter«, warf ich rasch ein. »Und abgesehen davon, dass ich groß und dunkel bin, sehe ich eigentlich keinem von euch wirklich ähnlich.«
»Du bist sehr viel hübscher als Jude, das steht fest«, sagte Guy und betrachtete mich nachdenklich. »Auch wenn hübsch nicht wirklich das passende Wort ist – du bist schön auf eine ungewöhnliche Art.«
»Was, ich?«, entgegnete ich erstaunt. Nachdem ich jahrelang wegen meiner Größe und meines Aussehens gehänselt worden war, ganz zu schweigen von Omas wiederholter Versicherung, Grund zur Eitelkeit hätte ich wirklich nicht, fiel es mir schwer, diesen Worten zu glauben.
»Ja – sogar George ist ganz hingerissen von dir, und wenn er dich vorhin unter diesem passend aufgehängten Bund Mistelzweige auf der Veranda nicht geküsst hat, bevor du ihn hereingebracht hast, warum hattest du dann so einen roten Kopf?«, fragte Guy.
»Das hatte nichts weiter zu bedeuten, er hat mich nur total überrumpelt. Bis er mich gepackt hat, war mir gar nicht aufgefallen, dass Mistelzweige auf der Veranda hängen.« Ich spürte, wie ich erneut rot anlief, denn es war wirklich unverkennbar, dass George Gefallen an mir gefunden hatte.
»Becca und ich haben sie aufgehängt«, erklärte Noel. »Wir haben immer einen Bund Mistelzweige im Eingang.«
Hinter mir hörte ich Coco mit schneidender Stimme zu Michael sagen: »Guy hat erklärt, diese Haushälterin sei schön – aber das stimmt doch gar nicht, oder? Ich meine, sie wäre vielleicht groß genug für ein Model, aber sie ist viel zu fett!«
Ich drehte mich um und fauchte: »Wenn du meinst, mit Normalgewicht wäre man fett, dann bist du krank! Auf jeden Fall wäre ich lieber fett als so mager, dass mir beim Laufen die Knochen klappern! Und jetzt entschuldigt mich: Wenn
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