Hollys Weihnachtszauber
heißer Punsch aus Äpfeln und Ale, den Nancy zusammenbraut.«
»Oh ja, ich glaube, davon hat sie gesprochen.«
»Auch werden Old Nan, Richard und Henry alle erwarten, dass du da bist und mit dem Rest der Familie bis ganz zuletzt bleibst. Du siehst also, da kannst du auch gleich noch mal übernachten.«
Dieses flüchtige, aber wundervolle Lächeln huschte wie ein seltener Komet über sein Gesicht, und ich merkte, wie meine Entschlusskraft sich schneller auflöste als Zucker in heißem Wasser …
Eine Nacht mehr würde ja wohl nicht schaden, oder?
»Okay«, hörte ich mich sagen.
»Gut.« Er freute sich sichtlich, aber vielleicht auch nur, weil er wusste, dass er auf diese Weise noch ein weiteres ordentliches Dinner bekäme, bevor er wieder zu seiner üblichen Diät aus Fertiggerichten zurückkehren müsste.
Er fing damit an, den Schinken fürs Frühstück zu braten, während ich das Ragout fertig machte und bei niedriger Temperatur in den Ofen schob. Die Puddingform konnte später hinein, wenn ich die Revel-Cakes buk und vielleicht einen Karottenkuchen – Karotten hatten wir weiß Gott genug, da Henry in seinem Gewächshaus eindeutig ein Händchen für die Dinger bewies und den Titel Karottenkönig mehr als verdient hatte.
Ausnahmsweise kamen alle anderen mehr oder weniger zur selben Zeit zum Frühstücken herunter, bis auf Coco, die später erschien und schwarzen Kaffee verlangte – ich brachte sie aber auch dazu, ein Omelett zu essen – und dann wieder hochging, um fertig zu packen. Man hätte meinen können, wenn sie so dringend abreisen wollte, hätte sie das bereits getan!
Gleich nach dem Frühstück brach Guy mit Coco in seiner großen Gelände-Protzkutsche auf, ihr weißer Mantel Beweis meines Wäscherinnengeschicks, ihre Pelzmütze jedoch noch leicht angeschmuddelt. Sie hatte so taktlos deutlich gemacht, wie sehr sie darauf brannte, den Staub von diesem Ort von ihren hochhackigen Schuhen zu schütteln, dass wir uns alle draußen versammelten, um ihr mit ausgelassener Begeisterung zum Abschied zu winken.
»Tschüs, Nesquick!«, rief Jess fröhlich, doch Coco tat so, als hätte sie es nicht gehört.
Guy küsste vor dem Einsteigen alle zum Abschied, auch mich, und wünschte mir viel Glück, obwohl ich nicht wusste, warum ich davon seiner Meinung nach mehr bräuchte als sonst jemand.
»Und übrigens, ich verzeihe dir, dass du das letzte Stück Puzzle vollendet hast!«, fügte er hinzu.
»Es war einfach zu verlockend, und ich dachte mir, du hättest heute Morgen sowieso keine Zeit mehr dafür. Und jetzt kann Jude es in Oriels Geschäft zurückbringen und sich den halben Preis zurückerstatten lassen.«
»Sparsamkeit ist wohl dein zweiter Vorname?«, meinte Jude amüsiert, als wir dem entschwindenden Großraumwagen hinterherwinkten. »Kommst du später zum Atelier?«
»Ich könnte beizeiten mit deinem Lunch hinunterspazieren, aufhalten kann ich mich allerdings nicht – ich muss gleich zurück und anfangen, fünfzig fitzelige kleine spiralförmige Revel-Cakes zu machen. Der Teig wird bis dahin aufgegangen sein.«
Zumindest hoffte ich das.
Ich buk meine Eiercreme und den Karottenkuchen, ging nach draußen für einen ausgiebigen Schwatz über den Zaun mit Lady und bürstete Merlin vor meiner Abreise ein letztes Mal in der Sattelkammer gründlich aus.
Dieser Gedanke machte mich traurig: Ich hatte ihn so sehr ins Herz geschlossen, dass ich mir ohne ihn, der mir als treuer Schatten überallhin folgte, sicher ganz verloren vorkommen würde. Auch Lady würde mir fehlen, ja sogar Billy …
Wir nahmen einen frühen Lunch ein, von dem Jess nicht sonderlich viel aß, da sie, während alle anderen beschäftigt waren, sämtliche verbliebenen Schokoladen-Aufhänger vom Weihnachtsbaum geklaubt und verdrückt hatte. Die älteren Mitglieder der Runde hatten sich vor »Der Weg nach Rio« im Salon verschanzt, und Michael, hausfraulich wie er ist, hatte im Wirtschaftsraum seine Wäsche gewaschen, getrocknet und gebügelt.
Ich hatte so viel zu tun, dass ich eigentlich Jess oder Michael hätte bitten sollen, Jude sein Mittagessen ins Atelier hinunterzubringen, doch stattdessen fühlte ich mich wie von einem Magneten ein letztes Mal dort hingezogen.
Und ich war froh darüber, denn die Skulptur nahm nun wirklich Gestalt an! Es sah weniger nach einem geplanten Entwurf aus, sondern eher so, als hätte ein Tornado riesige Metallblätter zu einer Pferd und Frau ähnelnden Form zusammengewirbelt: Aber ich vermute,
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