Hollys Weihnachtszauber
Waschtisches zu stapeln, um sie später mit nach unten zu nehmen. Omas kleiner Blechkoffer wirkte hier oben ganz am rechten Platz und war genau die Art von Gegenstand, die ein Dienstmädchen einst gehabt haben könnte … Ich setzte mich auf die Bettkante und blätterte durch das erste Tagebuch, bis ich die Stelle fand, an der ich am Abend zuvor aufgehört hatte zu lesen. In den folgenden Einträgen kam offenbar immer häufiger der neue Patient vor …
Eisern widerstand ich dem Drang vorzublättern und klappte das Buch zu. Ich fand es schön, meine Oma allabendlich durch ihre Tagebücher Seite für Seite immer besser kennenzulernen, und wollte diesen Prozess nicht beschleunigen.
»Komm mit, Merlin«, sagte ich und nahm meine Bücher und Sachen fürs Erdgeschoss an mich. Er erhob sich von dem kleinen, mit Borte eingefassten Teppich am Fußende des Bettes und folgte mir.
Ich lud alles in der Küche ab, dann sah ich mir den Keller an, wo ich neben dem leise vor sich hinblubbernden Boiler erfreut eine ganze Wand voll trockener Holzscheite und Anmachholz für den Kamin im Wohnzimmer entdeckte. Der Weinkeller war natürlich abgesperrt, aber komischerweise schien Jude Martland den Barschrank im Wohnzimmer mit den Karaffen voll Spirituosen und den Likörflaschen übersehen zu haben, sodass, falls mich untypischerweise der Drang überfiel, hemmungslos zu saufen, die Mittel dazu frei zur Hand wären. Doch das war unwahrscheinlich: Mir liegt viel zu viel daran, die Kontrolle zu bewahren!
Als wir wieder nach oben in die Küche kamen, hatte Merlin angefangen, tiefe, leidende Seufzer von sich zu geben, sodass ich vor Überprüfung der Vorräte einige Hundekuchen aus einer offenen Packung in seine Schale füllte und mir ein Mittagessen mit Brot, Käse und köstlichem Aprikosen-Chutney aus einer selbst mitgebrachten Dose gönnte.
Die Küchenschränke waren gut bestückt, auch wenn einige der Lebensmittel aussahen, als seien sie seit Monaten nicht angerührt worden. Der hohe Kühlschrank enthielt Butter, Eier, Schinken und eine ungeheure Menge an Käse, von Mo und Jim hinterlassen, sowie die wenigen verderblichen Sachen, die ich mitgebracht hatte. Mo und Jim liebten es offenbar, Weihnachten aufs Ganze zu gehen, denn neben dem gigantischen Truthahn und einem Rollschinken in der Gefriertruhe waren da auch noch ein Pudding von der Größe eines kleinen Planeten, unzählige Gläser mit Mincemeat fürs Weihnachtsgebäck und sogar einige dieser teuren Chocolate-Wishes (wie Glückskekse), die in Sticklepond, einem Dorf in der Nähe meines Wohnortes, hergestellt werden.
Die größte Gefriertruhe war randvoll mit Wild, Fleisch und Fisch, und die andere enthielt ein Sortiment an Brot, Pizza, Chili con Carne und einen ganzen Stapel Fertiggerichte der herzhaften Art: offenbar die Grundnahrungsmittel des Eigentümers, in welchem Fall er als Gourmet sicher nicht zu bezeichnen war. Anhand dessen und dem sehr reichhaltigen Vorrat an Teebeuteln, Kaffee, haltbarer Milch und Orangensaft konnte ich mir schon vorstellen, wie Jude Martland sich ernährte, wenn er zu Hause war!
Ich notierte mir alles, was mir vielleicht ausgehen könnte und im Angebot des Dorfladens wahrscheinlich zu finden wäre, doch verhungern würde ich so bald sicher nicht.
Merlin war inzwischen vor Langeweile in seinem Korb neben dem AGA-Herd tief und fest eingeschlafen – süß!
Ich schnitt eine Karotte klein und brachte sie Lady hinaus, ein bisschen ließ ich für Billy fallen, der wild vor Gier am Zaun scharrte. Lady hat Lippen weich wie Samt, und obwohl ihr Fell schneeweiß ist, ist die Haut darunter seltsamerweise schwarz.
Als die Karotte aufgegessen war, wanderten sie und ihr übel riechender kleiner Freund wieder die Koppel hinauf, ich ging den Ölstand des großen Tanks im Nebengebäude überprüfen (zufriedenstellend voll) und warf einen Blick auf den Generator. Bei diesem handelte es sich um eine einschüchternd große Maschine, die sich anscheinend von selbst einschalten sollte, wenn die Hauptstromversorgung ausfiel, und auch wieder ausgehen, sobald der Strom zurückkehrte. Im Homebodies-Ordner stand, wenn er nicht automatisch anspränge, müsse man hier rausgehen und ihn von Hand in Betrieb nehmen …
Ich hatte mich gerade darüber gebeugt und begutachtete die Schalter, als hinter mir plötzlich eine Stimme krächzte: »Von der Maschine da lässt du mal lieber schön die Finger, Mädel!«
Erschrocken fuhr ich herum und stellte fest, dass ich mich in
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