Hollys Weihnachtszauber
Place war im Vergleich zu manch anderen Haushüter-Jobs recht viel zu tun, auch wenn ich mit den Tieren sicher bald Routine bekam. Dann stünde die restliche Zeit zu meiner freien Verfügung … Abgesehen davon, dass ich diesen schönen Raum wirklich sauber machen müsste, wenn ich vorhatte, mich länger darin aufzuhalten!
Ich hatte halbwegs damit gerechnet, dass Jude Martland später am Tag wieder anrufen würde, aber es war typisch für den Mann, den ich immer besser kennenlernte, dass er ausgerechnet dann zum Hörer griff, als ich mich endlich hingesetzt hatte, um Pause zu machen! Noch dazu stand das Telefon hier auf einem runden Tisch am Fenster, mit nichts als einem harten Stuhl daneben.
Diesmal war er eine Spur versöhnlicher, vermutlich weil er meine erstklassigen Referenzen zufriedener Kunden gelesen hatte, und ich war fest entschlossen, mich nicht aus der Fassung bringen zu lassen.
»Miss Brown, ich glaube, ich habe gestern versäumt, Ihnen dafür zu danken, dass Sie so kurzfristig eingesprungen sind«, begann er unbeholfen.
»Mrs – und natürlich verstehe ich, dass Sie beunruhigt waren, Ihr Haus und Ihre Tiere in der Obhut einer wildfremden Person zu wissen. Aber Sie können beruhigt sein: Alles ist vollkommen unter Kontrolle, und Ihre Tante Becca ist hergekommen, hat mich, was Lady betrifft, ganz hervorragend angeleitet und mir außerdem ihre Telefonnummer dagelassen, falls irgendetwas sein sollte.«
»Oh, gut!« Er klang erleichtert. »Sie haben gestern Abend doch auch Ladys Medizin mit in ihren warmen Brei gegeben, nicht wahr?«
»Selbstverständlich.«
»Und Billy davon ferngehalten, bis sie ihn aufgefressen hat?«
»Natürlich«, sagte ich, obwohl es ein ganz schönes Gerangel gegeben hatte, damit Billy nicht in den Eimer tauchte, bevor Lady fertig war. »Lady geht es bestens. Und Ihr Gärtner, Henry, hat mir hilfsbereiterweise gezeigt, was zu tun ist, falls der Strom ausfällt und der Generator nicht automatisch anspringt.«
» Henry hat es Ihnen erklärt?«, wiederholte er ungläubig.
»Aber ja! Er hat eingesehen, dass es notwendig ist, wenn ich ihn nicht erreichen und er nicht selbst nach Old Place kommen und sich darum kümmern kann. Auch will ich morgen nach Little Mumming laufen und werde bei Ihrer Tante und Ihrem Onkel im Torhaus vorbeischauen, um zu fragen, ob sie irgendwelche Einkäufe benötigen. Sie sehen also, es besteht keinerlei Anlass zur Sorge, und Sie können Ihren Urlaub unbeschwert genießen«, schloss ich freundlich.
»Es ist kein reiner Urlaub. Gestern gab es eine Festveranstaltung zur Enthüllung einer meiner Skulpturen.«
»Oh ja, ich habe auf einem Hügel in der Nähe von Manchester dieses Pferd gesehen, das Sie gemacht haben, und fand es sehr nett.«
»Nett? Na, allzu beeindruckt klingt das ja nicht«, sagte er leicht verschnupft. »Ich sollte morgen in die Hamptons weiterreisen, um Weihnachten bei Freunden zu verbringen, aber ich sehe nicht, wie ich mich in dem Wissen, dass Sie sich in Old Place um alles alleine kümmern, entspannen und schöne Tage verbringen könnte – wissen Sie, das Wetter kann wirklich schlimm sein dort oben, Little Mumming ist im Winter oft vom Rest der Welt abgeschnitten.«
»Das hat man mir bereits gesagt – und es wäre ja wohl selbst die einfältigste Person in der Lage zu begreifen, dass der steile Abhang unterhalb des Dorfes bei Glatteis nicht befahrbar ist. Aber keine Sorge, ich war oben in Schottland schon oft eingeschneit, und das ist gar kein Problem.«
»Isoliert zu sein, stört Sie also nicht?«
»Nein. Ich genieße es sogar. Außerdem habe ich Arbeit mitgebracht, die ich zu Ende bringen möchte – ein Buch mit Party-Kochrezepten, das ich zusammenstelle.«
»Ja, Sie sagten, dass Sie Köchin sind«, meinte er nachdenklich. »Hören Sie, ich weiß, Sie haben erklärt, dass Sie Weihnachten nicht feiern, aber ich finde wirklich, Sie könnten sich noch einmal überlegen …« Ich sah schon kommen, dass er mich erneut darum bitten wollte, das Weihnachtsessen für seine Familie zu kochen, wahrscheinlich aus einer plötzlichen Anwandlung schlechten Gewissens heraus, daher schnitt ich ihm recht energisch das Wort ab, bevor er überhaupt fragte.
»Mr Martland, ich versuche Weihnachten so gut es geht zu ignorieren und habe außerdem vor Kurzem meine Großmutter verloren, die mich aufgezogen hat. Sie war eine Rätselhafte Baptistin, und von daher wurde ich dazu erzogen, dem weltlichen Drumherum des Festes keine Bedeutung
Weitere Kostenlose Bücher