Hollys Weihnachtszauber
Gesellschaft eines älteren Mannes befand, klein und dünn, mit langen, schlaffen, zimtfarbenen Haarflusen zu beiden Seiten eines ausgemergelten Gesichts. In der einen Hand hatte er einen prall gefüllten Sack und in der anderen einen leicht drohend erhobenen Stock. Ich hatte schon sympathischer wirkende alte Männer gesehen.
»Frauen sollten nicht an Sachen herummurksen, von denen sie nichts verstehen.«
»Sie sind nicht vielleicht Henry, oder?«
Er nickte. »Meine Tochter hat mich raufgefahren, um ein paar Kartoffeln und Karotten zu holen. Und du bist wohl das Mädel, das hier anstelle von Jim und Mo nach dem Rechten sieht?«
Sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass dies seiner Meinung nach kein guter Tausch war. In der Tat verdichtete sich allmählich der Eindruck, dass Jim und Mo Chirk schwer das Wasser zu reichen war. Sie hatten sich bei ihren früheren Besuchen offenbar allgemein sehr beliebt gemacht!
»Ein Mädchen hat man mich seit Jahren nicht mehr genannt«, sagte ich freundlich, »und eigentlich bin ich eine von Homebodies erfahrensten Haushüterinnen.«
»Bist ein großes, kräftiges Mädel, muss schon sagen«, räumte er ein, »trotzdem solltest du nicht an dem Generator rumfummeln. Jim hab ich gezeigt, wie er geht, aber ich lass nicht Hinz und Kunz damit herumpfuschen.«
»Vielleicht Harriet oder Katie?«, konterte ich, doch er sah mich nur verständnislos an. »Falls der Strom ausfällt und er nicht von selbst anspringt, muss ich ja schließlich wissen, was zu tun ist?«
»Nee, das überlass mal lieber wem, der sich auskennt.«
»Also Ihnen?«
»Ganz genau. Kannst ruhig du sagen.«
»Du bist vielleicht gar nicht in der Nähe, wenn ich ihn anschalten muss – vielleicht werden wir eingeschneit, und was mach ich dann? Aber keine Sorge, Mr Martland hat eine Anleitung hinterlassen, und die wirkt vollkommen unkompliziert.«
»Fummle du mal lieber nicht daran rum«, beharrte er dickköpfig.
Unser Gespräch war offenbar in eine Sackgasse geraten. Ich sagte ruhig und überaus höflich: »Ich bedaure, aber es gehört zu meiner Aufgabe, in Haus und Hof alles in Schuss und bester Ordnung zu halten, wenn ich also den Generator in Betrieb nehmen muss, werde ich das tun. Immerhin kann man nicht von mir erwarten, die Weihnachtsferien über in einem kalten Haus im Dunkeln zu hocken, nicht wahr?«
Er bedachte mich mit einem zutiefst ungnädigen Blick, schien nach reiflicher Überlegung die Stichhaltigkeit meines Arguments jedoch einzusehen. »Ich merke schon, du bist genauso ein hartnäckiger Sturkopf wie Jude, der meint auch immer, er wüsste alles besser … Also, ich schätze, dann zeig ich dir lieber, wie es geht, aber solange du mich herholen kannst, fasst du hier nichts an, ja?«
»Sicher nicht«, bestätigte ich, und wir gaben uns die Hand darauf, was allerdings, da er zuvor in seine Handfläche spuckte, so ziemlich mit das Ekligste war, was ich mit höflichem Lächeln je hatte tun müssen.
Ich verstand gar nicht, was das Tamtam mit dem Generator eigentlich sollte, es war alles ganz simpel. Dann sagte Henry, seine Tochter warte auf ihn, und humpelte mit seinem Sack voller Beute davon, während ich ins Haus ging und meine Hände mit desinfizierendem Waschgel säuberte.
Ich hatte vor, sein Gemüsebeet selbst hemmungslos zu plündern, aber ich würde jedes Teil vor dem Kochen unter Wasser abbürsten, denn ich traute ihm durchaus zu, dass er wie viele alte Gärtner auf den Komposthaufen pinkelte – wenn nicht Schlimmeres.
Als ich mich aufgewärmt hatte, reinigte ich den Kamin im Wohnzimmer, und nachdem ich in einem altertümlich aussehenden Weidenkorb Kleinholz und Scheite aus dem Keller hochgeholt hatte, machte ich Feuer. Ich hoffte nur, dass der Schornstein in letzter Zeit gefegt worden war, denn das Haus in Brand zu setzen, wäre wahrscheinlich das Ende meiner Haushüter-Karriere. Doch zum Glück zog der Rauch nach oben ab, anstatt unten hervorzuquellen, und es rauschten auch keine Rußwolken herab.
Als das Feuer gut brannte, stellte ich den Messing-Schutzschirm davor und öffnete alle unverschlossenen Türen im Haus, damit die warme Luft zirkulieren konnte – alte Häuser konnten schnell moderig werden, wenn man sie nicht durchlüftete.
Anschließend ließ ich mich mit einer guten, starken Kanne Tee und einer weiteren Scheibe meines bereits abgemagerten Früchtekuchens für eine schöne Pause vor dem Wohnzimmerkamin nieder.
Ich fand, ich hatte eine kleine Auszeit verdient. In Old
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