Hollys Weihnachtszauber
dabei, und das war nur gut so. Es ist erstaunlich, was ich manchmal gebeten werde zu kochen!
»Ist das dein Ernst?«
»Ja, natürlich. Alleine könnte ich keinen ganzen Hecht essen, er ist ziemlich groß, ich müsste also die Martlands noch einmal dazubitten, damit sie mir helfen, ihn aufzuessen. Am Weihnachtstag gibt es natürlich Truthahn mit den traditionellen Beilagen, denn das erwarten sie so.«
»Ganz schön komisch, wenn man bedenkt, dass du vor dem Gedanken einer Familien-Weihnachtsfeier bei mir geflohen bist, und das Ganze darauf hinausläuft, dass du nun selbst eine auszurichten hast!«
»Ja, ich weiß, ich sehe die Ironie, die darin liegt«, bestätigte ich. »Aber nach dem Weihnachtstag wird es ruhiger werden, und ich kann mich entspannen und wieder meinem Buch widmen. Einstweilen beschuldigt mich Jude, ich wollte für das Bekochen der Familie einen zusätzlichen Haufen Geld aus ihm herausleiern, während ich gar nicht die Absicht habe, dafür irgendetwas in Rechnung zu stellen. Also werde ich Ellen anrufen und ihr sagen, falls er sich meldet, soll sie ihm nicht verraten, was ich fürs Kochen bei Hausgesellschaften berechne. Ich habe ihm nämlich gesagt, er könne sich mich gar nicht leisten.«
»Ist er nicht reich? Das Haus klingt sehr herrschaftlich.«
»Herrschaftlich, aber vernachlässigt, es gab nur diese unfähige Putzfrau, und die hat mir erzählt, er hätte ihr nur die Hälfte des üblichen Satzes bezahlt, also ist er entweder arm oder knauserig – oder vielleicht beides. Künstler haben ja normalerweise nicht viel Geld, oder?«
»Ich denke, er verdient ganz gut, er ist ja ziemlich bekannt.« Sie machte eine Pause. »Es ist Wochenende – Ellen hasst es, wenn man sie, abgesehen von Notfällen, am Wochenende anruft, nicht wahr?«
»Pech.«
»Außerdem wird sie ausrasten, wenn du deinen Plan verwirklichst und schwanger wirst und dann die Kündigung einreichst! Du bist ihre beste und zuverlässigste Köchin, hat sie mir gesagt.«
»Noch mal Pech. Laura, weißt du, diese Kriegstagebücher meiner Oma?«
»Ja, die klingen faszinierend.«
»Sie werden immer faszinierender«, sagte ich und berichtete ihr, wie sich zwischen Oma und einem der Patienten anscheinend eine Romanze angebahnt hatte – und von meinem zunehmenden Verdacht, dass es sich bei dem Ned Martland, den sie einst geliebt hatte, um Noel Martlands jüngeren Bruder handelte.
»Es klingt wirklich ganz danach«, stimmte sie mir zu. »So ein Zufall, dass du dorthin solltest. Genau wie im Roman!«
»Das dachte ich auch, allerdings hoffe ich, es ist keine Tragödie, denn was man so hört, war Noels Bruder ein schlimmer Finger. Wenn sein Onkel meiner Oma das Herz gebrochen hat, habe ich noch mehr Grund, Jude Martland zu verabscheuen!«
»Es heißt ja, in jeder Lebensgeschichte steckt ein Roman, nicht wahr? Nur dass ich gedacht hätte, der deiner Oma wäre eine eher beschauliche Geschichte nach Art von Mrs Gaskell.«
»Ja, darauf hoffe ich eigentlich. Und dass in mir ein Roman steckt, glaube ich nicht, vielleicht aber doch ein Kochbuch – sofern ich je die Zeit finde, es fertig zu schreiben«, ergänzte ich bitter.
»Wie geht es voran?«
»Bis jetzt nicht besonders, weil es viel zu viel zu tun und einen ständigen Strom von Besuchern gibt. Und wenn ich eine freie Minute hatte, waren Omas Tagebücher einfach unwiderstehlich faszinierend.«
»Also, ruf mich an, wenn du irgendetwas Interessantes herausfindest!«
Inzwischen wurde mir allmählich kalt, und als ich versuchte, Ellen anzurufen, erwischte ich nur ihren Anrufbeantworter, also hinterließ ich eine Nachricht und machte mich dann auf den Heimweg.
Ich rührte die in Brandy eingeweichten Früchte um, und sie dufteten jetzt schon ganz köstlich: Mit diesem Rezept kann wirklich nichts schiefgehen.
Als ich auf meine inzwischen umfangreiche To-do-Liste sah, fand ich, ich sollte mal besser die Ärmel hochkrempeln und mit dem Putzen weitermachen, nach der Devise, die ungeliebtesten Tätigkeiten zuerst hinter sich zu bringen.
Ich hatte bereits erkannt, dass die Jacksons, das ältere Paar, das unlängst in Ruhestand gegangen war, sich wirklich gut um das Haus gekümmert hatten. Der Wäscheschrank, in dem Tischdecken, Läufer und Servietten aufbewahrt wurden, duftete nach Lavendelsäckchen, und auf den Regalbrettern des Wirtschaftsraums war ein reichhaltiger Vorrat von Putzmitteln aufgereiht.
Ich bestückte einen cremeweißen Emaille-Eimer mit allem, was ich zu brauchen
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