Hollys Weihnachtszauber
über seinen Bruder Ned zu erzählen.
»Ach, schau mal – Schlitten!« Jess zeigte auf zwei, die hinter den Kartons an der Wand lehnten. »Und aus Plastik, die müssen von Onkel Jude und Guy sein.«
»Das stimmt«, sagte Noel. »Irgendwo stehen hier auch noch ein paar alte Holzschlitten herum, die uns Oldies gehört haben, als wir Kinder waren – aber vielleicht sind sie auch schon auseinandergefallen, ich weiß es nicht mehr.«
Hier oben gab es derart viel Gerümpel, dass es eigentlich niemanden hätte verwundern dürfen, wenn Santa Claus persönlich mit sämtlichen seiner Rentiere zum Vorschein gekommen wäre. Eine beherzte Entrümpelungsaktion wäre durchaus mal angebracht gewesen.
»Ich glaube, der blaue hat Jude gehört und der rote Guy, obwohl ich annehmen möchte, dass sie sich auch darüber nicht einig waren – Guy wollte immer haben, was sein älterer Bruder besaß, und die beiden haben sich in einem fort gestritten.«
»Ich schätze, das ist ganz normal«, sagte ich.
»Bei Kindern schon, aber bei Erwachsenen wohl weniger … Doch wenn Guy nun heiratet und eine Familie gründet, sieht er die Dinge vielleicht anders. Nichts verändert die persönliche Perspektive so sehr, wie wenn man eigene Kinder bekommt.«
»Ich war ein Versehen«, verkündete Jess.
»Doch eher eine höchst willkommene Überraschung«, verbesserte ihr Großvater.
»Wäre es in Ordnung, wenn ich einen der Schlitten benutze, Opa?«
»Nimm sie beide mit runter, Liebes. Es ist das ideale Wetter zum Schlittenfahren, und vielleicht wird Holly dich begleiten. Ich wünschte, meine armen alten Knochen würden das noch mitmachen«, ergänzte er sehnsuchtsvoll.
Jess trug die Schlitten nach unten und kam danach wieder hoch, um die Schachteln mit Weihnachtsschmuck ins Wohnzimmer zu schleppen. Ich griff mir den Christbaumständer und einen Karton mit der Aufschrift »Girlanden und Türkranz«, während Noel die Schachtel mit einer wertvollen antiken handgeschnitzten Weihnachtskrippe auf den Arm nahm. Als wir schließlich alles in einer Ecke des Wohnzimmers aufgestapelt hatten, war es Zeit für mich, in die Küche zu gehen und Mittagessen zu machen.
Tilda bestand hartnäckig darauf, herunterzukommen und uns bei Suppe, Eier-Sandwiches und Schokoladenkuchen Gesellschaft zu leisten. Abgesehen von einem leicht verfärbten Auge sah sie ein wenig besser aus, auch wenn sie sich sehr steifbeinig bewegte. Danach ließ sie sich auf dem Sofa im Wohnzimmer nieder und zeigte einen Hang dazu, uns allen Anweisungen zu erteilen, vor allem mir, und wollte ganz genau wissen, wie ich mir die Verpflegung über Weihnachten vorgestellt hatte. Ich störte mich aber nicht wirklich daran, denn ich bin es gewöhnt, den Menüplan durchzusprechen, wenn ich für Gesellschaften koche, also setzte ich mich für eine eingehende Erörterung zu ihr.
»Zum Glück ist das Haus außerordentlich gut ausgestattet, und ich bringe immer meine Kochbücher, Rezeptesammlung und bevorzugten Zutaten mit, sodass keine Probleme entstehen dürften. Auch gibt es in der Küche ein Regal mit Kochbüchern.«
Beim Durchblättern von ein oder zwei abgegriffen aussehenden Exemplaren hatte ich mit Bleistift geschriebene Randnotizen neben den Rezepten entdeckt, irgendwer war also wohl eine ambitionierte Köchin gewesen: entweder die letzte Haushälterin oder vielleicht auch Judes Mutter.
»Salat, frisches Obst und Verderbliches könnten uns ausgehen, wenn das Dorf eingeschneit wird, aber all das brauchen wir nicht unbedingt«, fügte ich hinzu. »Es sind ganze Brotlaibe in der Tiefkühltruhe, und wir haben Butter, Eier, Käse, Saft, haltbare Milch und Sahne. Wir werden bestimmt nicht verhungern.«
»Und hast du auch alles Notwendige für das traditionelle Weihnachtsdinner?«, erkundigte sie sich.
»Ja, alles da. Den Schinken habe ich heute Morgen zubereitet und den Truthahn aus der Tiefkühltruhe geholt und zum langsamen Auftauen in die Speisekammer gestellt. Um welche Zeit esst ihr normalerweise? Eher mittags oder lieber abends?«
»Etwa zwei Uhr nachmittags, dann brauchen wir nur noch ein spätes Abendbrot mit Sandwiches und Kuchen, anstelle eines Dinners. Am Boxing Day machen wir es genauso.«
»Gut … Aber vielleicht ist uns am Boxing Day nach einer Abwechslung zum Truthahn? Ich habe in einer der Tiefkühltruhen einen ganzen Lachs gesehen und dachte mir, wir könnten den stattdessen machen, und dann am Tag darauf ein zweites Mal Truthahnbraten, bevor ich die Reste für
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