Hollys Weihnachtszauber
Wohnzimmersofas ein Nickerchen hielt, wachte auf und blinzelte, als wir hereinmarschiert kamen. »Becca! Na, so eine Überraschung!«
»Das Wetter wird immer schlimmer, also dachte ich, ich schicke mein Gepäck hoch und komme gleich, um hier zu bleiben. Nutkin habe ich mitgebracht«, erklärte sie kurz und bündig.
»Nun, wie schön, eine vergnügte Familiengesellschaft!« Noel rieb sich die Hände. »Wie schade, dass die Jungs nicht auch hier sein können, aber das ist nun mal nicht zu ändern.«
»Hab unterwegs beim Auld Christmas angehalten, um ein bisschen Freude ins Haus zu bringen.« Becca griff in zwei tiefe Taschen im Innenfutter ihres Wachstuch-Capes und brachte aus jeder eine Flasche Sherry zum Vorschein. »Wir haben doch alle für ein Tröpfchen guten Sherry etwas übrig … ach, apropos, wo ist Tilda?«
»Ruht sich aus, aber sie kommt später wieder herunter. Sie sagt, jetzt, wo die blauen Flecken aufblühen, kann sie sich schon wieder besser bewegen – allerdings ist sie ganz ramponiert, das arme alte Mädchen!«
»Ich habe Pferdesalbe mitgebracht – die hilft bei mir immer.«
»Schon, aber sie riecht eklig, Becca«, gab er zu bedenken.
»Nicholas Dagger lässt dir ausrichten, dass für Twelfth Night alle bereit sind und die Tänze geprobt haben.«
»Gut, gut!«, antwortete er. »Willst du nicht den Mantel ausziehen?«
»Nein, ich gehe gleich wieder hinaus und kümmere mich um die Pferde«, sagte Becca. »Ladys Box muss noch ausgemistet werden, und die andere will ich für Nutkin herrichten.«
»Aber das kann ich doch machen, du musst ja völlig durchgefroren sein«, bot ich an.
»Ganz und gar nicht – du hast genug zu tun. Aber ich brauche Jess, um die Schubkarre zum Misthaufen zu fahren und die Eimer zu füllen.«
»Ich bin allergisch gegen Pferde, außerdem ist mir kalt, und ich bin nass«, entgegnete Jess mürrisch. »Ich würde lieber Opa helfen, den Weihnachtsschmuck aufzuhängen.«
»Du bist wohl eher allergisch gegen anstrengende Arbeit«, erwiderte Becca streng. »Du brauchst Lady oder Nutkin ja gar nicht nahe zu kommen. Jetzt lauf hoch in mein Schlafzimmer und hol die Reisetasche – da sind Nutkins Decke und Halfter drin.«
Jess fügte sich, wenn auch überaus unwillig.
Ich setzte fürs Dinner eine große Kasserolle auf kleine Flamme, für die ich sehr schönes Rindfleisch aus der Tiefkühltruhe verwendete, dazu selbst gezogene Karotten und einen großzügigen Schuss Bier aus einem versteckten Vorrat großer Flaschen, die ich unter dem tiefsten Regalbrett ganz nach hinten geschoben auf dem Steinfußboden der Speisekammer entdeckt hatte. Was davon übrig blieb, trank ich aus – es war bestes Bitter, und wahrscheinlich brauchte ich das Eisen.
Jess kam herein und sah müde aus, also schlug ich vor, sie solle hinübergehen und anfangen, mit Noel die Dekoration aufzuhängen, nachdem sie sich ein wenig aufgewärmt hätte.
Becca hingegen, weiterhin voller Tatkraft, borgte sich mein Radio und ging damit in die Sattelkammer, wo sie saß und Nutkins Sattel säuberte, als ich ihr zur Stärkung ein großes Stück Schokoladenkuchen und eine Tasse Tee hinüberbrachte.
Später, als es schon dunkel wurde, machte sie den heißen Brei und ging noch einmal nach draußen, um Lady und Billy hereinzuholen, und erwies sich auf diese Weise schon jetzt als eine nicht mit Pferdefutter aufzuwiegende wertvolle Helferin.
Jess und ich trugen den Christbaum hinein und schafften es, ihn in dem roten Eisenständer gerade auszurichten, auch wenn seine Spitze fast an die Galerie stieß. Dann hielten Noel und sie die Trittleiter fest, während ich die Girlanden ihren Anweisungen gemäß von jeder Ecke des Raumes zur Mitte der Decke hin aufhängte und Lampions und Christbaumkugeln an den Halterungen der Wandleuchter befestigte.
Dann ließ ich sie die Weihnachtskrippe auspacken und ging wieder in die Küche, wo sogar der sonst so nüchterne Sender Radio 4 schon im Weihnachtsrausch war.
Zum Glück hatte offenbar keiner irgendwas dagegen, die Mahlzeiten am Küchentisch einzunehmen, was sehr viel einfacher war, als mit Tellern und Platten immer wieder zum Speisezimmer und zurück zu tippeln, auch wenn wir am Weihnachtstag und am Boxing Day natürlich dort essen würden.
Zum Nachtisch gab es Schokoladen-Flammeri-Hasen, auf gehackten grünen Wackelpudding gebettet, der bei allen erstaunlich gut ankam, nicht nur bei Jess. Er verschwand bis auf die Schwanzspitze, und anschließend wünschte ich, wie auch
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