Hollys Weihnachtszauber
Omi oder ihre Mum dafür gesorgt haben?«, fragte ich.
»Vielleicht, aber man kann nie zu viele Sachen in seinem Strumpf haben.«
»Ich habe noch dazu ein riesiges Puzzle mit einer Weihnachtsszene gekauft, weil ich mir dachte, damit kann sich bei schlechtem Wetter jeder beschäftigen. Und Oriel kauft es hinterher zum halben Preis zurück.«
»Die ist ja wohl echt eine Marke.«
»Ist sie – und ich glaube, sie ist außerdem meine Liebesrivalin. George, der Farmer, der mich heute im Auto mit runtergenommen hat, ist ihr Verehrer.«
»Ach? Und wie ist der ?«, fragte sie interessiert. »Attraktiv?«
»Er ist gut gebaut, hat hellblondes Haar, himmelblaue Augen und ein sehr einnehmendes Lächeln.«
»Klingt gut!«
»Andererseits ist er über vierzig und Witwer mit einem erwachsenen Sohn. Er sagt, ich sei ein strammes Mädel, und er mag meine Mince-Pies , was hier in der Gegend womöglich einem Heiratsantrag gleichkommt, soweit ich das beurteilen kann. Nur dass ich aus einer seiner Bemerkungen schließe, dass eigentlich Oriel seine Favoritin war, bevor meine Mince-Pies sein Herz erobert haben.«
»Wirst du mit ihr um ihn kämpfen?«
»Nein, ich denke, ich werde mich würdevoll vom Schlachtfeld zurückziehen … auch wenn er nett ist. Dir habe ich eines von Oriels Machwerken mit Weisheiten als Geburtstagsgeschenk gekauft, mit passender Einkaufstasche dazu.«
»Kann es kaum erwarten! Ruf mich an Weihnachten an, wenn es dir möglich ist, aber ich weiß ja, dass es für dich schwierig sein wird, fortzukommen, von daher mach ich mir keine Sorgen, wenn du dich an irgendeinem Punkt mal ein paar Tage lang nicht meldest.«
»Ich tu mein Bestes. Und könntest du bitte Ellen anrufen und sie für mich über die aktuelle Situation in Kenntnis setzen?«, bat ich, als Rückendeckung für den Fall, dass dem unangenehmen Jude an meinen Vorkehrungen irgendetwas nicht schmeckte. »Und sag ihr, sie soll Jude das Kochen und Putzen nicht extra in Rechnung stellen, denn nachdem sie ihm die Gebührenliste geschickt hat, glaubt er, das täte sie.«
Laura versprach es, dann musste sie auflegen. Während des Gesprächs war mein Hintern an der Bank beinahe festgefroren, trotzdem ließ ich meine Taschen dort stehen, um rasch einen Blick in die unverschlossene Kirche zu werfen, die kühl war, aber still und schön, mit einem alten Buntglasfenster am Ende, das Noahs Arche und all die kleinen Tiere zeigte, die in einer Zweierreihe hineingingen, darunter auch zwei, die aussahen wie riesige Nacktschnecken. Ich finde, die hätte Noah weglassen können, genauso wie Spinnen und einige andere unschöne Geschöpfe.
Ich sammelte meine Einkäufe auf und stapfte durch den Schnee zum Auld Christmas , wo ich im Nebenzimmer köstlich bröseligen Lancashirekäse mit Brot und Pickles aß, allein bis auf den alten Nicholas Dagger, der wieder in seinem Haubensessel am Feuer saß.
Ich plauderte ein bisschen mit Nancy, und dann, vielleicht durch unsere Stimmen aufgeweckt, streckte Nicholas wie eine seltsame Schildkröte seitlich den Kopf aus dem Stuhl.
»Ich bin Auld Man Christmas«, kiekste er. »Mein Vater war Auld Man Christmas und sein Vater vor ihm und …«
»Ja, das wissen wir, Dad«, sagte Nancy beschwichtigend und fügte zur Erklärung an mich gerichtet geflüstert hinzu: »Zu dieser Jahreszeit ist er immer ganz aufgeregt.«
»Ist schon in Ordnung, Noel Martland hat mir ein bisschen was über die Festspiele erzählt, und dann auch George Froggat, als er mich freundlicherweise auf dem Weg runter mitgenommen hat.«
»Ach, dann haben sie dir davon erzählt?« Nachdenklich sah sie mich an.
»Nur ein bisschen – ich weiß, es ist ein eher privates Ritual, nur für das Dorf. Spielst du darin auch eine Rolle?«
»Oh nein, ich schaue nur zu. Frauen haben noch nie daran teilgenommen.«
»Ist das nicht ziemlich sexistisch?«
Zweifelnd sah sie mich an. »Nein, denn wir wollen gar nicht mitmachen. Es gibt allerdings einen Mann, der zur Hälfte als Frau verkleidet ist. Mir gefällt das Rapping am besten.«
»Weißt du, George sagte, er würde beim Rapping mitmachen, aber ich dachte, ich hätte ihn falsch verstanden – Rap kam mir doch ziemlich unwahrscheinlich vor. Sie machen nicht etwa auch Breakdance, oder?«
Sie kicherte. »Nein, Rapping ist einfach ein Tanz mit Schwertern.«
»Wie, in der Hocke, so wie schottischer Tanz? Mit Rapieren, also Degen?«
»Der Rapping-Tanz ist anders – sie verweben ihre Schwerter miteinander, sodass eine Art
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