Hollys Weihnachtszauber
nicht mehr passierbar, und inzwischen hat sich das Wetter deutlich verschlechtert. Allerdings will ich stark hoffen, dass du dich irrst, und es morgen ein bisschen taut.«
»Ich hatte Schneeketten hinten im Land Rover, also habe ich angehalten und sie angelegt, sobald ich die Schnellstraße verlassen habe. Ohne Ketten würde bei diesem Wetter keiner, der noch ganz richtig im Kopf ist, schmale Landstraßen hochfahren.« Er bedachte den anderen Mann mit einem zornigen Blick.
»Nun, trotzdem danke, dass Sie mich gerettet haben«, sagte Michael und versuchte zu lächeln. »Und auch dafür, dass Sie mich die Hälfte der Kleider aus meinem Koffer haben anziehen lassen!«
Ich setzte mich mit meinem Tee an den Tisch, und sofort wandte Merlin sich von seinem Herrn ab, kam herüber und lehnte sich wie immer an mein Bein, den Kopf auf meinen Knien. Jude betrachtete ihn mit einem dieser stirnrunzelnden Blicke, mit denen er vorher mich angesehen hatte, jetzt aber auch leicht verdutzt.
Nachdem ich die erste Überraschung überwunden hatte, begann ich mich zu fragen, was Judes Ankunft für mich bedeutete: Schließlich war ich nur hier, um das Haus zu hüten, und dafür brauchte er mich nun nicht mehr. Doch das zu klären, hätte Zeit bis zum nächsten Morgen. Ich würde um plötzlich einsetzendes Tauwetter beten!
»Ich werde Michael für diese Nacht ein Bett anbieten müssen«, sagte Jude.
»Das muss dann wohl leider entweder dein eigenes sein oder das im kleinen Dienstbotenzimmer neben meinem in diesem Gebäudetrakt.«
Er strich sich gerade die widerspenstigen, dunklen Haare zurück, die sich nun zu feuchten Locken ringeln wollten, stockte jetzt aber und starrte mich mit seinen kaffeebraunen Augen an. »Wieso? Was ist mit den anderen? Ich meine, es können außer deinem nur drei Zimmer belegt sein?«
»Leider nein, heute Abend sind alle Räume in diesem Trakt bewohnt: Dein Bruder Guy ist vorhin eingetroffen, und seine Verlobte – eigentlich sollte ich sagen Exverlobte, denn sie haben sich entzweit – ist ihm gefolgt. Sie habe ich im Kindermädchenzimmer neben Jess untergebracht, da Guy ihr sein Zimmer nicht überlassen wollte, und in deines konnten wir sie nicht stecken, weil es abgesperrt war und nicht einmal Noel den Schlüssel dafür hat.«
»Was, Guy und Coco sind hier?«, fragte er nach und kam damit, ohne auf meine Erläuterungen einzugehen, direkt zum Kern der Sache.
»Ja, Coco hat es geschafft, mit ihrem Wagen von der Straße abzukommen, und ich habe keine Ahnung, wo er jetzt ist, doch das andere Auto draußen gehört deinem Bruder.«
»Na, Guy hat ja Nerven, während meiner Abwesenheit hierherzukommen!«
»Anscheinend hat er gedacht, er könnte einfach hier aufkreuzen und sich von den Chirks durchfüttern und verwöhnen lassen!«
»Und du hast dich wahrscheinlich von ihm um den Finger wickeln lassen, dass er bleiben darf?«
»Hör mal«, sagte ich knapp, »als ich vom Einkaufen im Dorf zurückkam, war er schon hier, mit deiner Tante und deinem Onkel, im Wohnsitz seiner Familie. Was glaubst du denn, wie ich als Haushüterin ihn hätte rauswerfen sollen? Ach, außerdem hatte er sich zu dem Zeitpunkt schon mehrere Drinks genehmigt, sodass er unmöglich noch irgendwo hätte hinfahren können.«
»Wohl eher nicht«, bestätigte Jude widerstrebend. »Du sagst, Coco hatte einen Unfall? Ist sie verletzt? Wo sind denn alle?«
»Coco geht es gut, abgesehen von einigen nervenaufreibenden hysterischen Ausbrüchen, als sie sich nach ihrer Ankunft mit deinem Bruder gestritten hat, aber es war ein ziemlich heftiger Tag, und alle sind schon zu Bett. Ich wollte auch gerade schlafen gehen und vorher nur noch eben nach Lady und Nutkin sehen, aber dann ist der Strom ausgefallen, und wie man sah, wollte der Generator nicht von selbst anspringen.«
»Ich hoffe, du hast die Heizung die ganze Zeit über auf niedriger Stufe laufen lassen, wie ich in den Anweisungen geschrieben habe?«
»Ich glaube, mehr als auf niedriger Stufe läuft sie sowieso nicht, oder? Aber ich habe sie nicht verstellt und zum Glück außerdem Tag und Nacht im Wohnzimmer das Feuer brennen lassen und im Obergeschoss alle Zimmertüren aufgemacht, damit die warme Luft zirkuliert und sie durchlüftet.«
»Nur mein Zimmer nicht, nehme ich an?«
Ich zuckte die Schultern. »Es sei denn, es hat sich ein bisschen Luft durch das Schlüsselloch hineingemogelt.«
»Mir ist es egal, wo Sie mich unterbringen, ich bin einfach nur dankbar, dass Sie mich aufgenommen
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