Hollywood
lange Nacht.«
»Wie Sie wollen«, erwiderte Joe.
Mara warf ihm einen ängstlichen Blick zu. »Ihr werdet doch meinem Freund nicht erzählen, was wir gemacht haben?«
»Ich weiß überhaupt nichts«, sagte Joe. »Und Ihren Freund kenne ich gar nicht.«
»Er ist schrecklich eifersüchtig«, sagte Mara. »Wenn er wüßte, daß ich mit einem anderen Mann zusammen war, würde er mich umbringen.«
»Und was ist mit der Contessa?« fragte Joe lächelnd.
»Über die Contessa weiß er Bescheid«, sagte sie. »Außerdem: Frauen zählen bei ihm nicht.« – »Verstehe.«
Die Limousine hielt vor seinem Hotel, und Marissa und Joe stiegen aus. »Vielen Dank«, sagte Joe.
»Nichts zu danken«, erwiderte Mara. »Werden Sie den August über in Rom bleiben?«
»Ich weiß noch nicht.«
»Ich werde mal anrufen«, sagte sie. »Ciao. Ciao, Marissa.«
Der Wagen fuhr davon, und sie gingen ins Hotel. Ehe er in seine Wohnung hinaufstieg, bestellte Joe bei der Concierge noch das Frühstück. Als er seine Smokingjacke abgelegt und auf einen Bügel gehängt hatte, war Marissa schon aus ihrem Kleid geschlüpft und hatte ein altes Army-Unterhemd übergestreift. »Jesu Cristo!« sagte sie. »Diese Contessa hat mich völlig geschafft.«
Joe zog sein Hemd aus und warf es in die Ecke. »Das glaube ich gern. Mich genauso.«
»Ich kenne niemanden, der je so zärtlich zu mir gewesen war wie die Contessa«, sagte Marissa.
Joe warf ihr einen prüfenden Blick zu. »Das hat dir gefallen?«
»Sie war absolut Spitze. Ich habe schon oft gehört, daß Lesbierinnen so gut sind, aber ich habe es nie recht geglaubt. Ich werde meine Meinung jetzt wohl revidieren müssen.«
Es klopfte, und der Zimmerkellner brachte das Frühstück. Marissa wartete, bis er wieder gegangen war. Dann sagte sie: »Am Schluß hat sie mir vierzigtausend Lire gegeben, statt zwanzig.«
»Nicht schlecht«, sagte Joe.
»Dir hat sie doch auch was gegeben«, sagte Marissa. »Das hab ich gesehen.«
»Stimmt«, lachte Joe und zog ein kleines Tütchen aus Wachspapier aus der Tasche seines Jacketts. »Ein bißchen Koks.«
»Sie ist eine richtige Lady«, sagte Marissa und goß den Kaffee ein. »Hat es Spaß gemacht, sie zu vögeln?«
»Ich kann nicht klagen«, lächelte Joe.
Marissa warf ihm einen zögernden Blick zu. »Soll ich auf der Couch schlafen?«
»Nein, du kannst ruhig ins Bett kommen«, erwiderte Joe. »Aber du darfst mich nicht wecken, wenn du dich rumdrehst.«
»Ich werde mich ruhig verhalten«, versprach sie. »Hast du für heute noch Pläne?«
»Ich wollte mir vielleicht einen Wagen ansehen«, sagte er. »Ich würde mir gern ein Alfa Cabrio kaufen.«
»Da gehe ich lieber mit«, sagte sie ernsthaft. »Du bist Amerikaner. Wenn du nicht richtig mit ihnen reden kannst, nehmen sie dir alles ab, was du hast. Laß mich mit den Burschen verhandeln, dann kommst du viel billiger weg.«
»Darüber reden wir später«, sagte er. »Jetzt laß uns erst mal schlafen.« Er zog sich endgültig aus und kroch müde ins Bett.
»Hast du etwas dagegen, wenn ich noch rasch dusche?« fragte sie. »Ich muß mich noch abschminken und den Flitter abspülen, sonst mach ich dein ganzes Bett schmutzig.«
»Laß dich nicht aufhalten«, sagte er. »Aber mach das Licht aus und die Rolläden runter. Ich will schon mal schlafen.«
»Okay«, sagte sie. Es wurde dunkel im Zimmer, und dann verschwand sie im Bad. Joe hörte das leise Rauschen der Dusche. La dolce vita, dachte er mit geschlossenen Augen. Das wäre kein schlechter Titel für einen Film. Aber den mußte ein anderer schreiben. Seine Welt war das nicht. Er konnte sich zwar daran freuen, aber begriffen hatte er eigentlich gar nichts. Und dann schlief er ein.
***
Joe hörte Stimmen durch die geschlossene Tür. Er öffnete mühsam die Augen und tastete nach Marissa. Aber neben ihm war das Bett leer. Marissas Stimme kam aus dem Wohnzimmer. Er setzte sich auf und griff nach seiner Armbanduhr auf dem Nachttisch. Vier Uhr. Nachmittags oder morgens? Nein, wohl doch eher nachmittags, oder? Er steckte sich eine Zigarette an und versuchte zu verstehen, was im Nebenzimmer gesagt wurde. Zwei verschiedene Stimmen – eine Frau und ein Mann. Beide waren offenbar Italiener.
Leise ging er ins Bad, wusch sich mit kaltem Wasser und streifte seinen Bademantel über. Immer noch barfuß, stieß er die Tür zum Wohnzimmer auf.
Marissa, Mara und ein ihm unbekannter Mann saßen am Tisch, der Zimmerkellner hatte gerade den Kaffee gebracht.
»Buon
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