Hollywood
gesehen?«
Die Contessa machte eine abfällige Handbewegung und rümpfte die Nase. »Er ist irgendwo da unten mit diesem langweiligen amerikanischen Mädchen. Eine sehr gewöhnliche Person, leider. Gar keine Klasse. Ich habe sie unten beim übrigen Pöbel gelassen.« Sie wandte sich wieder an Joe. »Glauben Sie eigentlich, daß der Film Geld bringen wird?« fragte sie. »Ich habe hunderttausend Dollar aus meinem Privatkapital investiert.«
»Ich glaube, Ihre Chancen stehen nicht schlecht«, sagte Joe. Schließlich hing für ihn auch einiges davon ab, wie der Film draußen ankam.
»Hat Santini Ihnen eigentlich schon Ihr Honorar ausbezahlt?« fragte sie listig.
»Nein, bisher noch nicht«, sagte er.
Die Contessa lachte. »Was für ein mieser kleiner Ganove! Der Mann hat ja überhaupt keinen Stil. Mir hat er gesagt, er hätte alle Leute bezahlt.«
Joe schwieg.
Die Contessa wandte sich an Mara. »Wie steht's denn mit Ihnen? Haben Sie Ihre Gage?«
Mara nickte beiläufig. »Ja. Dafür hat mein Freund schon gesorgt.«
»Sehr vernünftig«, sagte die Contessa und lächelte spöttisch. »Mit einem Mann wie Ihrem Freund will sich dieser Gauner sicher nicht anlegen.«
»Sogar mir schuldet er noch zwanzigtausend Lire«, sagte Marissa.
»Schäbig«, sagte die Contessa. »Wirklich sehr schäbig.« Sie wandte sich an den Pagen. »Geben Sie der Signorina zwanzigtausend Lire.«
»Nein, Eccellenza«, protestierte Marissa. »Das kann ich nicht annehmen. Schließlich sind Sie nicht dafür verantwortlich, was er mir schuldet.«
»Aber du bist meine Freundin«, sagte die Contessa bestimmt. »Und außerdem bist du sehr süß.«
Ein Kellner brachte Champagner, und jeder nahm sich ein Glas. Ein zweiter Kellner brachte Zigaretten, und als sich Joe eine ansteckte, erfüllte schwerer Haschischduft den Raum. »Was für eine reizende Party!« Die Contessa lachte vergnügt. Sie wandte sich an einen der Pagen: »Verschließen Sie bitte die Türen. Wir feiern unsere eigene Party hier oben.«
Mara zögerte. »Eccellenza, bitte entschuldigen Sie. Aber ich weiß nicht, ob mein Freund das billigen würde.«
Die Contessa lachte. »Liebste, dein Freund hat bestimmt nichts dagegen! Ich bin schließlich seine römische Patin. Er weiß, daß du heute abend bei mir bist. Hat er dir nicht sogar seinen Wagen geliehen?«
Mara starrte sie verblüfft an.
Die Contessa lächelte. »Entspann dich, Mara, rauch eine Zigarette. Anschließend wollen wir essen. Eure Brüste wünsche ich mir zum Dessert. Ich werde sie verwöhnen, als ob sie Sahne aus Devonshire wären.«
Joe sah sich um. Bisher waren sie mit der Contessa und ihren Bediensteten völlig allein. Im nächsten Augenblick aber erschienen durch eine Tür im Hintergrund noch zwei weitere Paare. Die Männer trugen indische Turbane, kurze Brokatwesten und bauschige Haremshosen. Die beiden Mädchen trugen weiche Büstenhalter und kurze, bänderverzierte Röckchen, die ihre Körper so gut wie nackt ließen. Musik ertönte aus einem verborgenen Lautsprecher, und die Lichter verdämmerten sacht.
»Wir können uns gleich hier umziehen«, sagte die Contessa mit dunkler, heiserer Stimme. »Ich habe Kostüme für alle von uns.« Sie warf Marissa und Mara einen schelmischen Blick zu. »Die beiden Burschen sind überdurchschnittlich gebaut. Und sowohl die Männer als auch die Frauen sind in den östlichen Liebeskünsten geschult.« Sie griff nach der Zuckerdose und nahm zwei weitere starke Prisen, dann erhob sie sich von ihrem Thron. Ihr Gewand war nicht befestigt gewesen und fiel von ihr ab, als sie aufstand. Ihr fester, üppiger Körper glich dem einer griechischen Göttin. Ohne Eile begann einer der Männer, ihr ein orientalisches Kostüm anzulegen.
Joe wandte sich den beiden Mädchen zu, die seinen Blick stumm erwiderten. Dann griff er nach der Zuckerdose und nahm zwei weitere Prisen, ehe er seinen Smoking ablegte. Marissa schloß sich ohne Zögern an, und schließlich streifte sich auch Mara das Kleid von den Schultern.
Die Contessa hob ihren Champagnerkelch. »A la dolce vita!« sagte sie lächelnd.
31
Als sie den Palast der Contessa verließen, war es beinahe acht Uhr morgens. Schweigend stiegen sie in den Wagen. »Wollen wir einen Kaffee bei mir im Hotel trinken?« fragte Joe. »Die Küche ist schon geöffnet.«
»Ich glaube, ich fahre lieber gleich heim«, sagte Mara.
»Ich finde, wir könnten einen Kaffee brauchen«, sagte Joe.
»Ich setze euch beim Hotel ab«, sagte Mara. »Es war eine
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