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Hollywood

Hollywood

Titel: Hollywood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Robbins
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sich hin. Einen Augenblick überlegte er, ob er noch einmal aufstehen sollte, um sich die Zähne zu putzen, aber dann fand er es doch zu mühsam und knipste das Licht aus. Seine Augen gewöhnten sich rasch an die Dunkelheit, und er verfolgte die beweglichen Schatten, welche die Straßenlaterne am Ende der Auffahrt an die Decke seines Schlafzimmers warf. Die Schatten begannen eben sacht zu verschwimmen, als ihn ein Klopfen hochschrecken ließ.
    Es war ein eigenartiges Geräusch, denn es kam weder von der Tür noch vom Korridor. Joe setzte sich auf. Wieder klopfte es. Und jetzt hörte er Mottys Stimme. Sie schien aus der Wand hinter dem Bett seines Bruders zu kommen.
    Joe stand auf, kniete sich auf Stevies Bett und preßte das Ohr an die Wand. »Motty?«
    »Ja«, flüsterte sie. »Kannst du den Riegel der alten Schiebetür aufmachen?«
    Joe hatte oft an diese Tür gedacht. Seine Eltern hatten sie zusperren lassen, als Motty eingezogen war, und als er noch jünger war, hatte er sich oft genug vorzustellen versucht, wie sich Motty im Nebenzimmer an- oder auszog. Er zog Stevies Bett ein Stückchen ins Zimmer und lockerte die Riegel. Sie waren jahrelang geschlossen gewesen und saßen sehr fest. Schließlich glitten sie mit einem leisen Kratzen zur Seite. Es gelang ihm, die Tür ein kleines Stück aufzuschieben. Motty steckte den Kopf in sein Zimmer. »Bist du noch wach?« fragte sie.
    »Natürlich nicht«, sagte er. »Ich mache immer solche Sachen im Schlaf.«
    »Sei kein Ekel«, bat sie. »Ich muß mit dir reden.«
    Er kniete immer noch auf dem Bett, und sein Gesicht war auf gleicher Höhe mit ihrem. »Warum bist du dann nicht durch die Tür gekommen?«
    »Ich wollte nicht, daß deine Eltern mich auf dem Flur sehen«, sagte sie. »Du weißt doch, wie sie sind. Vor allem deine Mutter.«
    Joe nickte. »Ich weiß. Komm rein.« Er stand auf.
    »Es wäre besser, wenn du zu mir kommst«, sagte sie. »Dein Zimmer ist direkt neben ihrem.«
    Leise rutschte er über das Bett und quetschte sich mühsam durch die schmale Öffnung in Mottys Zimmer. Hier mußte er feststellen, daß er zwischen der Wand und ihrer Kommode eingeklemmt war. Als er sich daran vorbeischob, riß er sich an der Schulter die Haut auf. »Scheiße!« flüsterte er und rieb sich die Schulter.
    »Hast du dir weh getan?« fragte sie.
    »Nein, nein«, sagte er. »Na, was ist denn so wichtig?«
    Motty starrte ihn an. »Du bist ja nackt.«
    »Verdammt noch mal! Ich hab im Bett gelegen und wollte gerade einschlafen«, knurrte er. »Ich hatte keine großen Besuche mehr vor.«
    »Ich hol dir ein Handtuch«, sagte sie eifrig.
    Sie huschte quer durchs Zimmer zum Schrank. Unter ihrem Morgenmantel trug sie ein Baumwollnachthemd. Sie nahm ein Handtuch heraus und hielt es ihm hin. Die Augen hatte sie verlegen zur Seite gerichtet. Joe schlang sich das Tuch um die Hüften und seufzte. »Okay«, sagte er. »Du darfst wieder hersehen.«
    Sie lächelte. »Ich hab dir noch gar nicht zu deiner Geschichte gratuliert, die im ›Colliers‹ abgedruckt wird.«
    »Vielen Dank«, sagte er. »Eigentlich müßte ich dir gratulieren. Erinnerst du dich noch daran, daß du mir mal erzählt hast, einer eurer Hausdetektive hätte eine Frau, die er beim Ladendiebstahl erwischt hatte, mit in sein Büro genommen und dort vergewaltigt?«
    »So eine widerliche Geschichte hat ›Colliers‹ gekauft?« fragte Motty entsetzt.
    »Ich hab sie ein bißchen verändert«, sagte Joe. »Ich habe daraus eine Liebesgeschichte gemacht. Der Detektiv versucht, das Mädchen vor einer Strafverfolgung zu schützen, und verliert deshalb seinen Job.«
    »Wie schön«, flüsterte Motty gerührt. »Wirklich schön.« Sie schwieg einen Augenblick, dann begann sie plötzlich zu weinen.
    »Was zum Teufel soll denn das?« fragte Joe.
    »Ach, nichts«, sagte sie. »Ich habe nur Angst.«
    »Wovor denn?« fragte er. »Es ist doch alles in Butter. Du heiratest Stevie. Mama ist glücklich darüber und froh, daß ich jetzt Vier-F habe. Wovor hast du Angst?«
    »Es wird alles so anders«, sagte sie. »Du ziehst hier weg und bist plötzlich nicht mehr im Nebenzimmer wie bisher.«
    »Das hat nichts zu bedeuten«, erwiderte er. »Wir können uns jederzeit in der Stadt treffen. Es ist doch nur auf der anderen Seite vom Fluß und nicht am Ende der Welt.«
    »Aber hier zu Hause gibt es niemanden mehr, mit dem ich reden könnte«, sagte sie trübsinnig.
    Er legte ihr den Arm um die Schultern und streichelte sie. »Sei keine Heulsuse«, sagte

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