Hollywood
Ausbildung, Hobbys und so weiter.«
»Das ist einfach«, lachte er. »Ich habe nie etwas Besonderes getan. Ich bin in Brooklyn geboren.« Das stimmte. »Ich bin fünfundzwanzig.« Das war gelogen, in Wirklichkeit war er drei Jahre jünger. »Ich habe 1938 an der Townsend Harris High School Examen gemacht.« Eine Lüge. »Ich habe an der CCNY Literatur und Journalismus studiert, mußte aber nach drei Jahren ohne Examen abgehen, um Geld zu verdienen.« Lügen, alles Lügen.
Die Agentin hatte sich ein paar Notizen gemacht. Jetzt sah sie von ihrem Blatt auf. »Haben Sie Hobbys? Treiben Sie Sport, oder spielen Sie Schach?«
»Nein, so etwas nicht«, sagte er.
»Aber Sie interessieren sich für andere Dinge?« fragte sie.
»Ja«, sagte er. »Aber ich glaube, das gehört nicht hierher.«
»Überlassen Sie das ruhig mir«, sagte Miß Shelton. »Was interessiert Sie am meisten?«
Er zögerte. Dann zuckte er mit den Schultern. »Sex«, sagte er.
Sie lachte und schien dabei zu erröten. »Sie haben viel Sinn für Humor, Mr. Crown.«
»Ach, bitte nennen Sie mich einfach Joe«, sagte er. »War da nicht noch ein dritter Punkt?«
Miß Shelton war offensichtlich verwirrt. »Oh, ja. Hier ist die Vereinbarung mit ›Colliers‹, und hier ist der Scheck. Das Honorar beträgt, wie gesagt, einhundertfünfzig Dollar. Davon ziehen wir unsere übliche Provision von zehn Prozent und die Unkosten für Porto und Telefon ab. Netto erhalten Sie einen Scheck über hundertachtundzwanzig Dollar und fünfzig Cents.«
Joe drehte seinen Scheck in den Händen und strahlte sie an. »Miß Shelton, ich könnte Sie küssen«, sagte er schließlich.
Sie lachte. »Damit sollten wir lieber warten, bis wir noch ein paar mehr Geschichten verkauft haben«, sagte sie. »Schicken Sie mir soviel wie möglich, damit ich den Markt damit eindecken kann. Sie sind ein guter Schriftsteller, Mr. Crown. Ich bin sicher, Sie werden großen Erfolg haben.«
***
Als Joe die Ladentür aufstieß, fand er Jamaica hinter der Theke. »He, Mann, ich hab gute Nachrichten«, grinste der Schwarze.
Joe war verblüfft. »Gute Nachrichten?« fragte er mißtrauisch.
Jamaica nickte. »Du kriegst einen besseren Job.«
»Ich verstehe nicht ganz«, sagte Joe. »Ich hab mich doch gar nicht beschwert. Ich behalte lieber den alten.«
Jamaicas Lächeln verschwand. »Du hast gar keine Wahl«, sagte er. »Und ich auch nicht. Es ist eine Anregung von Mister B.«
Joe dachte einen Augenblick nach. »Was soll ich denn machen?«
»Das erkläre ich dir im Auto«, sagte Jamaica.
Joe folgte ihm ins Hinterzimmer. Es war leer. Die Tische waren zusammengeklappt, die Mädchen gegangen. Mit ein paar schnellen Handgriffen schloß Jamaica die Schränke und Kühlschränke ab. »Du kannst die Ladentür abschließen«, sagte er. »Wir treffen uns dann auf der Straße.«
Joe brauchte nicht lange zu warten. Schon nach ein oder zwei Minuten hielt Jamaicas schwarzer, glänzender Packard 12 neben ihm. Jamaica hielt ihm die Tür auf, und Joe setzte sich auf den Beifahrersitz.
»Wer kümmert sich denn um den Laden?« fragte Joe.
»Das ist nicht so wichtig«, sagte Jamaica. Er fuhr die Eighth Avenue hinauf zum Columbus Circle, aber erst, als sie am Central-Park entlangfuhren, begann er zu sprechen. »Erinnerst du dich noch an die Lolitas, die für mich arbeiten?«
Joe preßte die Lippen zusammen. »Ja«, sagte er.
Jamaica lenkte den großen Wagen lässig durch den dichten Verkehr. »Ich habe noch eine weitere Gruppe Lolitas in der Stadt oben«, sagte er. »Richtige Klassefrauen. Weiße Mädchen, alle aus der besten Gesellschaft. Es ist ein Bombengeschäft. Mister B. und das Syndikat teilen sich den Gewinn je zur Hälfte.«
Joe starrte auf die Bäume des Parks, die zum Greifen nah schienen.
»Und was habe ich mit deinen Lolitas zu tun?«
»Ich habe vier alte Häuser in der 92. Straße«, sagte Jamaica. »Wir haben sie renoviert und möblierte Wohnungen daraus gemacht. Insgesamt sind es siebzig Apartments, und die Hälfte davon haben diese Lolitas gemietet. Wir verwalten die Häuser und sorgen dafür, daß die nötigen Reparaturen durchgeführt werden. Wir stellen auch den Hausmeister und Dienstmädchen an. Die Mädchen zahlen zwischen zweihundert und vierhundert Dollar die Woche, je nach Geschäftslage. Der bisherige Verwalter hat einen Fehler gemacht. Er hat versucht, sich selbst ein Stück aus dem Kuchen zu schneiden.«
»Ihr habt ihn gefeuert?«
»In gewisser Weise«, sagte Jamaica. »Aber das
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