Hollywood
in den Händen. Verblüfft beobachtete Joe, wie sie das Frühstück neben das Bett stellte und lautlos wieder verschwand. Immer noch nicht ganz sicher, ob er nicht einen Geist gesehen hatte, griff Joe nach dem Kaffee und nahm einen Schluck. Nein, verdammt, der war echt. Zufrieden ließ er sich von der heißen Flüssigkeit wärmen.
»Sofort anfangen?« fragte er. »Wie soll ich das machen. A.J. will die Fortsetzung der ›Amazonenkönigin‹ von mir machen. Ich habe schon zugesagt.«
»Ich habe das Gefühl, daß sich A.J. aus der Sache zurückziehen will«, sagte Laura. »Ich habe von Kathy gehört, daß Steve Cochran nicht mehr mitspielen will und daß Judi viel mehr Geld verlangt als beim ersten Film. A.J. hat sie bereits suspendiert.«
»Und wo bleibe ich?« fragte Joe. »Ich habe das Treatment fast fertig.«
»Wie lange würden Sie noch dafür brauchen?« fragte sie.
»Ungefähr eine Woche.«
»Der Vertrag ist noch nicht unterschrieben«, sagte sie. »Sie können einfach das Treatment einreichen, und dann gehen Sie Ihrer Wege. Ich glaube, A.J. wäre sogar ganz erleichtert.«
Joe trank noch einen Schluck Kaffee. Wenn er keinen Vertrag mit A.J. hätte, gäbe es nichts mehr, was ihn hier hielte. Sein ganzes Leben hier beruhte nur auf der Arbeit im Studio. Wirkliche Freunde hatte er in Hollywood keine.
»Haben Sie mit A.J. vielleicht schon gesprochen?« fragte er mißtrauisch.
Laura zögerte einen Moment. »Ich habe es für meine Pflicht als Ihre Agentin gehalten, A.J. auf den Zahn zu fühlen, als die Verträge über die Fortsetzung der ›Amazonenkönigin‹ nicht bei uns eintrafen. Er hat gesagt, er würde Ihnen nicht im Weg stehen, wenn Sie nach Rom wollten.« Joe schwieg.
»Noch etwas«, fügte Laura hinzu. »Ich habe mit dem Lektorat bei Rinehart gesprochen. Die interessieren sich sehr für Ihren Roman.«
»Da haben Sie ja eine Menge zu tun gehabt in letzter Zeit.«
»Ich bin Ihre Agentin«, sagte sie. »Bei Rinehart habe ich nur mal vorgefühlt. Das Manuskript selbst liegt im Augenblick noch bei Doubleday. Die können ganz andere Vorschüsse zahlen mit ihren Buchklubs.«
»Ach, es geht mir schon wieder viel besser, Laura. Ich finde, Sie tun weit mehr für mich, als Ihre Pflicht wäre.«
»Es ist nicht nur eine Pflicht, Joe.« Es entstand eine Pause. »Jedenfalls eröffnen sich jetzt zwei sehr schöne Möglichkeiten vor Ihnen. Was sagen Sie?«
Joe holte tief Luft. »Ich bin dabei«, sagte er.
»Gut. Ich werde die Verträge und die Tickets vorbereiten für Sie. Sie können alles gleich mitnehmen, wenn Sie nach New York kommen.«
»Wir sehen uns dann in einer Woche, okay?«
Wieder entstand eine Pause. »Es wird alles für Sie bereitliegen, Joe. Hier im Büro. Sie brauchen nur noch zu unterschreiben.«
»Sie wollen wohl nicht da sein, was?«
»Es geht nicht darum, was ich will oder nicht will, Joe. Meine Gefühle Ihnen gegenüber sind sehr verwirrend für mich. Ich arbeite gern für Sie, aber ich halte es für besser, wenn wir uns jetzt nicht persönlich begegnen.«
Nachdenklich starrte Joe die Wählscheibe seines Telefons an. »Sie machen mir Angst, Laura.«
»Ach, Joe«, sagte sie. »Es hat doch keinen Zweck. Sie haben einen neuen Regisseur als Gesprächspartner, Sie sind auf dem Weg nach Europa, Sie haben zwei Verlage, die sich für Ihren Roman interessieren – wozu brauchen Sie noch eine Lady, die mit ihren Gefühlen nicht klarkommt? Von der Sorte kennen Sie doch viel zu viele, nicht wahr? Was Sie brauchen, ist Arbeit, keine unausgegorene Romanze, okay?«
»Jetzt klingen Sie aber wirklich wie eine knochenharte Agentin.«
»Nein, Joe, nicht wie eine Agentin. Ich mag Sie, Joe. Es geht mir wirklich nicht bloß um Ihre Fähigkeiten als Autor und um das Geld, was Sie damit verdienen, sondern um Sie. Ach, was soll's – tschüss, Joe.« Hastig hängte sie ein.
Nachdenklich legte Joe den Hörer zurück auf die Gabel. »Rosa!« brüllte er.
Schritte kamen die Treppe herauf, dann erschien das Mädchen in der Tür. »Was machst du denn hier?« fragte er.
»Ich wollte meine Kleider abholen, Señor«, sagte sie. »Und als ich gesehen habe, daß nichts zu essen da war, bin ich rasch einkaufen gegangen.«
»Vielen Dank«, sagte er. Als er sie genauer ansah, entdeckte er, daß sie mehrere Blutergüsse im Gesicht hatte. »Hast du einen Unfall gehabt?« fragte er.
»Mein Vater hat mich verprügelt, weil ich meine Arbeit verloren habe«, sagte sie. »Ich muß sobald wie möglich eine neue Stelle
Weitere Kostenlose Bücher