Holz und Elfenbein
nicht auf gleicher Ebene mit einer Hetenehe rangierten. Wie gerne würde er aller Welt zeigen, dass Federico sein war. Alexis konnte gar nicht beschreiben wie stolz es ihn machen würde, wenn er wüsste, dass Federico seinen Ring tragen würde. Sichtbar für alle Menschen auf sämtlichen Konzerten rund um den Globus. Bei jeder Kameraeinstellung auf Federicos Hände würde man diesen Ring sehen.
Zugegeben, er betrat mit Herzklopfen den Laden des Goldschmieds und wurde prompt von einer Verkäuferin begrüßt. Sein Deutsch war gerade gut genug als dass er ihr verständlich machen konnte, dass er auf der Suche nach Eheringen war. Sie zog unter einer Vitrine einen Schuber mit Eheringen aus Gold hervor.
»Soll es etwas Schlichteres sein?«, fragte sie vorsichtig nach. Sie hatte wohl seine Reaktion beobachtet, denn die Goldringe sagten Alexis nicht zu. Es erschien ihm zu bieder, zu gewöhnlich. Die gute Dame jedoch schien es eher auf die Preisschilder zu schieben, die neben den Ringen angebracht waren. Sie hielt ihn wohl für einen armen Studenten, der für sich und seine Liebste ein Paar preiswerte Ringe erwerben wollte.
Alexis verzog den Mund und sah auf. »Haben Sie etwas in Platin?«
Sie schluckte, aber holte einen anderen Schuber hervor. Das Platin traf schon eher seinen Geschmack, aber keines der Design vermochte ihn zu überzeugen. Dann sah er noch einmal zu den Goldringen. Bei einem Modell war ein farbiger Edelstein in den Ring eingelassen worden.
»Doch etwas in Gold?« Die Verkäuferin bemerkte seinen Blick. »Wir haben auch Weißgold, falls...«
Er hielt sie mit einer Handbewegung zurück und ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf. »Die Platinringe gefallen mir, aber sie bräuchten noch einen Edelstein.«
»Ah, ja aber...«
»Einen Ring mit einem Saphir und den anderen mit einem Smaragd.« Einen blauen und einen grünen Stein. »Der Saphir muss zu meiner Augenfarbe passen, dunkelblau, und für den Smaragd schicke ich Ihnen noch ein Bild als Referenz. Außerdem bräuchte ich es bis Ende der Woche.« Er hatte Englisch gesprochen, doch die Verkäuferin verstand ihn wohl, fassungslos, ob seines fordernden Tons, starrte sie ihn an. Ihr Mund öffnete und schloss sich wieder ohne einen Ton von sich zu geben.
»Ist das möglich?«, fragte Alexis süffisant. »Wie viel würde es kosten?«
»Ich hole den Chef«, war alles, was sie noch herausbrachte.
Der Goldschmied selbst schien es wohl als persönliche Herausforderung anzusehen die passenden Steine aufzutreiben und war sprichwörtlich Feuer und Flamme. Die nächste Stunde verbrachte Alexis damit dem Mann über die Schulter zu sehen während er das Design der Ringe skizzierte.
»Wieso zeichnen Sie den zweiten Ring kleiner?«, fragte Alexis als er ein letztes Mal die Pläne begutachtete. Diese Aussage erntete von seinem Gegenüber einen verwirrten Blick.
»Ihre Zukünftige wird wohl etwas zierlichere Hände haben als Sie, junger Mann.«
»Federicos Finger sind nur unwesentlich schlanker als meine«, gab Alexis zurück, dann verstand er. »Oh.«
»Ach, ist nicht das erste Mal«, meinte der Schmied mit einem Schulterzucken. »Am Freitag bekommen Sie Ihre Ringe.«
4
»Hallo.«
Federico blickte von seiner Lektüre auf, er war so vertieft in die russische Tageszeitung gewesen, dass er den Mann gar nicht bemerkt hatte, der sich jetzt gerade ihm gegenüber am Tisch niederließ. Mehr aus Reflex heraus erwiderte Federico die Begrüßung. Das Gesicht des Mannes kam ihm vage bekannt vor, aber er vermochte es nicht so recht einzuordnen. Etwa ein Student aus dem Konservatorium? Oder ein Musiker vom hiesigen Orchester?
»Entschuldigung, aber kennen wir uns?«
»Noch nicht.«
Das klang ganz nach einem Anmachspruch, Federico lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Schlagartig fiel es ihm auch wieder ein: Es war der Typ, der ihm bereits beim letzten Besuch in diesem Restaurant aufgefallen war. Sie hatten einige heiße Blicke getauscht und Alexis hatte sich einen Spaß daraus gemacht Federico aufzuziehen und ihm noch Tipps gegeben. Anscheinend hatten diese Ratschläge ihre Wirkung nicht verfehlt.
»Ich habe letztes Mal auf dich gewartet.« Ein milder Vorwurf schwang in den Worten mit und zwei Augenpaare streiften unwillkürlich in Richtung der Toiletten. Federico hatte seinem Partner nicht glauben wollen, dass es auf einen Quickie hinauslaufen würde als sein Flirt plötzlich zu den Toiletten geeilt war.
Aus einem ersten Impuls
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