Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
Vom Netzwerk:
er auf der Fensterbank noch den Abdruck sah, den seine Tasse am letzten Freitag dort hinterlassen hatte. An diesem Fenster war er gestanden als Alexis ihn geküsst hatte. Federicos Zungenspitze strich automatisch über seine Lippen als ob er da noch etwas schmecken würde. Er war in diesem Moment überrascht gewesen, nein, das war nicht das richtige Wort, ›geschockt‹ traf es besser. Noch immer fragte er sich, warum es Alexis getan hatte. Man küsste nicht einfach so einen anderen Menschen.
    Ein resigniertes Seufzen und das Rascheln einer Decke veranlassten ihn dazu sich umzudrehen. Alexis hatte sich auf einen Arm aufgestützt und rieb sich über das Gesicht. Er war zwar endlich aufgewacht, sah aber nicht sehr fit aus.
    »Fedri? Wieso bist du schon so früh auf?« Er sprach Englisch. Federico hatte ihn noch nie in seiner Muttersprache reden gehört und Alexis‘ Stimme klang dabei ganz ungewohnt und anders.
    »In einer Stunde müssen wir in der Vorlesung sitzen!«, mahnte Federico und kratzte sich am Kinn. Wenn er sich rasieren könnte, wäre das nicht schlecht, aber zur Not konnte er darauf verzichten.
    »Ah, ja.« Alexis zog sich die Decke über den Kopf, der fruchtlose Versuch das helle Tageslicht zu ignorieren, das durch die Fenster schien. Dadurch kamen seine nackten Beine zum Vorschein. Ein großer blauer Fleck war auf dem einen Knie zu erkennen. Federico bekam ein schlechtes Gewissen, weil er gestern bei ihrem Gefecht so stürmisch gewesen war. Zu einem gewissen Maß hatte es Federico auch darauf angelegt seine Treffer mit möglichst viel Wucht zu setzen damit sie sein Gegner auch zu spüren bekam. Bei einer dieser Aktionen war Alexis ihm zu nahe gekommen und Federico hatte eine Finte auf die unteren Regionen der Trefferfläche nicht sauber genug ausgeführt, sodass die Spitze des Floretts auf dem Knie des Organisten gelandet war. Er hoffte, dass der Bluterguss Alexis nicht zu sehr beeinträchtigte. Allerdings war es eine große Überraschung gewesen ausgerechnet Alexis im Club zu treffen. Er konnte sich noch immer das Grinsen nicht verkneifen. Auch wenn Alexis es verneint hatte, seine gesamte Haltung und Benehmen, das passte schon alles zu einem englischen Lord. So auch eben das Fechten. Federico würde es auch nicht wundern, wenn ihm Alexis demnächst gestehen würde, dass er reiten konnte und in England regelmäßig an Fuchsjagden teilnahm.
    »Machst du Kaffee?«, drang es unter der Decke zu ihm hervor und Federico gab seine klischeehaften Überlegungen bezüglich englischen Lords auf.
    Kaffee, das hörte sich nach einem guten Plan an. »Keinen Tee?«, witzelte er, Alexis schien doch sonst immer Tee zu trinken. Jedoch ging Federico schon in Richtung der kleinen Küche davon. Er konnte selbst einen Kaffee gut vertragen.
    »Zum Wachwerden... brauch‘ nen Kaffee.« Alexis schien in der Tat ein Morgenmuffel zu sein.
    Gleich neben dem Kühlschrank stand eine dieser hypermodernen, chromglänzenden und teuren Kaffeeautomaten, von denen man erwartete sie würden viel mehr können als nur erstklassigen Kaffee kochen, zum Beispiel E-Mails verschicken oder Telefonate beantworten. Glücklicherweise stellte sich die Bedienung als außerordentlich einfach heraus und schon waberte Kaffeeduft durch die Wohnung.
    Endlich hatte sich auch Alexis aufgerafft und nahm dankend den Kaffee entgegen. Im Gegensatz zu Federico, der wenigstens seine Jeans und Shirt vom Vortag trug, stand Alexis in seiner Unterhose und dem Hemd da, das auch nur nachlässig zugeknöpft war. Nun, es war Alexis‘ Wohnung da konnte er schließlich herumlaufen wie er wollte, Federico würde sich nichts anmerken lassen auch wenn er es ein bisschen verstörend fand. Aber auch interessant, denn ansonsten trat Alexis immer so perfekt gestylt auf. Jedes Details der Kleidung genau aufeinander abgestimmt, extravagante Uhr, Lederschuhe. Falls es mal keine formellen Hemden und Stoffhosen waren, dann modisch geschnittene Shirts und diese Lederjacke, um die Federico ihn insgeheim beneidete. Jetzt jedoch in einem falsch zugeknöpften Hemd und zerzausten Haaren, das passte so gar nicht zu dem Bild, das Alexis jeden Tag auf dem Campus zur Schau stellte.
    Nach einer Tasse Kaffee schien Alexis genügend wiederhergestellt zu sein, dass er fähig war logische Gedankengänge zu vollziehen. Auch war er wieder ins Französische gewechselt und stöberte den Kühlschrank durch. Was wiederum Federico einen ziemlich ungehinderten Blick auf Alexis‘ Hintern verschaffte, dessen

Weitere Kostenlose Bücher