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Holzhammer 02 - Teufelshorn

Holzhammer 02 - Teufelshorn

Titel: Holzhammer 02 - Teufelshorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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dass es zur Vertuschung war. Also der Hias besticht den Stranek, und hinterher, als alles eingefädelt ist, alles unterschrieben oder was weiß ich, da bringt er ihn zum Schweigen. Damit der Stranek ihn nicht in der Hand hat.»
    «Das ist doch ein Oberschmarrn. So ein Vollpfosten», sagte Matthias.
    «Seh i genau so. Aber dir ist klar, dass ich der Sache nachgehen muss. Und zwar bevor der Seiler des der Presse steckt. Dann kann der Hias sich seine Wiederwahl nämlich verreiben», appellierte Holzhammer an Matthias’ verwandtschaftliche Solidarität mit dem Bürgermeister.
    «Ja, aber es ist doch nix dran. Es kann gar ned sein.» Matthias war kein Polizist, ihm reichte der gute Glaube.
    «Trotzdem brauchen mir des schwarz auf weiß. Wenn der Seiler damit an die Presse geht, dann muss der Gegenbeweis schon auf dem Tisch liegen. Also, um es klar zu sagen: Du musst unauffällig in das Konto der Gemeinde schauen. Uns interessieren alle Beträge über sagen wir mal dreitausend Euro.»
    Matthias geriet ins Wanken und führte nur noch ein letztes Rückzugsgefecht: «Dreitausend Euro? Das ist doch ein Witz, wen willst du denn damit bestechen?»
    «Also gut, sagen wir fünftausend. Und es interessieren nur solche Überweisungen, die nicht an bekannte Stellen gegangen sind. Also Konten, die früher noch nicht aufgetaucht sind oder wo man eben ned genau weiß, wer der Empfänger ist. Und natürlich nur solche, wo die Unterschrift vom Hias ist.» Holzhammer war erleichtert, jetzt lief die Sache in die richtige Richtung.
    «Schon klar. In der Gemeindeverwaltung werden nicht viele Kontovollmacht haben. Die machen natürlich alles noch mit Belegen, also kein Internetbanking. Du kennst ja den Witz: Wer sitzt mit Nagelschuhen vorm PC? Antwort: Ein Berchtesgadener, der ins Internet geht.»
    «Jaja. Also, du schaust nach?» Holzhammer machte bereits seit zehn Jahren Internetbanking.
    «Du weißt, dass ich das nicht darf.» Matthias machte kein Internetbanking, sondern gab seine Überweisungen in der Mittagspause direkt in den Bankrechner ein.
    «Sakra, jetzt zier dich nicht wie ’ne Jungfrau. Er ist dein Cousin, oder nicht? Sieh es mal so: Du tust der ganzen Gemeinde einen Gefallen. Du bist quasi ein Held.» Holzhammer hatte das Gefühl, Matthias zureden zu müssen wie einer störrischen Kuh beim Almauftrieb.
    «Okay. Vielleicht muss ich heute Abend ein paar Überstunden machen.»
    «Sehr schön, und dann rufst mich an, ich bin daheim und auf jeden Fall am Handy zu erreichen.»
    «Daheim am Handy?»
    «Ja, dann hast gleich mich und ned die Marie.» Sonst hätte Holzhammer seiner Frau womöglich auch noch von der Sache erzählen müssen, und dann konnte er gleich den Anzeiger anrufen.
    Kaum war Holzhammer weg, stand die Kollegin wieder bei Matthias in der Tür. «Was wollte der denn?»
    «Der wollte doch tatsächlich Konteneinsicht ohne Genehmigung. Ich hab natürlich nein gesagt.»
    «Ach, deshalb war es kurz so laut.» Die Kollegin warf ihm einen langen, bewundernden Blick zu.

    Christine war fast gespannt auf den großen Unsympathen, von dem sie schon so viel Schlechtes gehört hatte. Pünktlich um vierzehn Uhr öffnete sich die Tür ihres Sprechzimmers, und Alois Seiler humpelte herein. Er trug nur noch einen kleinen Kopfverband. Man sah, dass er gelenkig war und viel Kraft hatte. Bestimmt war er ein hervorragender Bergsteiger und Skifahrer. Er war ganz der drahtige Typ, den man mit diesen Sportarten assoziierte. Obwohl er jetzt eine Woche im Krankenhaus verbracht hatte, war er immer noch braun gebrannt. Dazu diese hellen blauen Augen und die kurzen drahtigen Haare – auch dieser Berchtesgadener hätte jederzeit in einem Bergfilm mitspielen können. Christine war sofort klar, dass der Mann zum Frauenhelden prädestiniert war, egal, wie schwarz seine Seele auch sein mochte. Und für die schwarze Seele hatte sie bisher nur Holzhammers wenig substanzielle Behauptungen als Beleg.
    «Nehmen Sie doch Platz», sagte sie. Jemandem, der an zwei Krücken ging, gab man nicht die Hand.
    Christine hatte die Erfahrung gemacht, dass es am besten war, den Patienten das Gespräch beginnen zu lassen. Deshalb sagte sie erst mal nichts. Die meisten sahen sich im Zimmer um, und wenn sie dann geistig in der Beratungssituation angekommen waren, fingen sie von sich aus an zu sprechen. Wenn sie ein Thema vorgab, würde sie womöglich nie erfahren, was den Patienten in Wirklichkeit am meisten beschäftigte.
    Bei Seiler brauchte sie nicht lange zu warten.

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