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Holzhammer 02 - Teufelshorn

Holzhammer 02 - Teufelshorn

Titel: Holzhammer 02 - Teufelshorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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hangseitig um den Traktor herum. Wer ihn so abstellte, vergaß womöglich auch noch, die Handbremse ordentlich anzuziehen oder einen Bremsklotz unter die Räder zu legen.
    Dann sah er, worauf das linke Hinterrad stand. Es war kein Stein, es war Seiler selbst. Er klemmte talseits unter dem Rad wie ein zu niedrig bemessener Bremsklotz. Was mochte so ein Traktor wiegen? Das war kein klappriger Oldtimer, wie sie manchmal auf Ausstellungen zu sehen waren, sondern ein modernes Fahrzeug mit allem Drum und Dran. Vor allem mit gewaltigen Hinterrädern. Auf der Straße machte das Ding bestimmt sechzig Sachen. Viel zu teuer eigentlich für einen Nebenerwerbslandwirt. Kein preiswertes Hobby, aber Seiler konnte es sich wahrscheinlich leisten. Hatte es sich leisten gekonnt.
    Obwohl es offensichtlich war, dass der Seilbahnbetreiber seine letzte Intrige geschmiedet hatte, fühlte Holzhammer pflichtbewusst den Puls und die Halsschlagader. Nichts natürlich. Jedenfalls war ihm ein Traktortoter lieber als so rätselhafte Todesfälle wie letztes Jahr. Unfälle hatte Holzhammer schon etliche gesehen, da war er in seinem Element.
    Als Erstes verständigte Holzhammer die Rettung. Auch wenn der Mensch tot war, mussten die kommen, ein Arzt musste offiziell den Tod feststellen. Er sagte jedoch gleich durch, dass sie sich Zeit lassen konnten. An diesem schönen Bergtag, noch dazu einem Feiertag, würden sicher auch andere Unfälle passieren – am Berg oder auf der Straße –, und da hatten die Lebenden Vorfahrt vor den Toten.
    Holzhammer hatte also reichlich Zeit, sich die Sache in Ruhe anzuschauen. Man brauchte keinen Pathologen, um die Todesursache zu erkennen: Tod durch Traktor. Wahrscheinlich befand sich in Seilers Brust nur noch Matsch. Ob sein Kopf etwas abbekommen hatte, konnte man nicht so genau erkennen, weil er ja schon bei dem Bergunfall eine Kopfwunde davongetragen hatte. Der Verband, den er noch vor einigen Tagen gehabt hatte, war jedenfalls weg. Vielleicht war Seiler vom Traktor ein Stück mitgeschleift worden und hatte auf dem Weg einige Steine geküsst. Frauen würde er jedenfalls nicht mehr küssen, so viel war klar.
    Holzhammer fiel auf, dass Seiler gar nicht mehr so braun gebrannt aussah wie sonst – möglicherweise aber nur durch das viele Grün rundum. Sein Gesicht lag zwischen Grasbüscheln und Sauerklee. Grün macht blass, sagte Marie immer.
    Auf dem Auge blühte ein Veilchen. Und daneben ein Alpenveilchen. Es war die Zeit der Alpenveilchen. Holzhammer besah sich den Kopf näher – natürlich ohne ihn anzufassen. Zwischen Dreck und verklebtem Blut entdeckte er am Haaransatz hellere Stellen. Der Typ hatte sich doch tatsächlich die Haare gefärbt. Nur um bei den Weibern noch mehr Schlag zu haben.
    Das riesige Hinterrad quetschte Seiler tief in den weichen Boden. Eigentlich müsste so ein batziger Untergrund ja vorteilhaft sein, wenn man überfahren wurde. Der Druck wurde geringer, oder? Ob man das nicht eigentlich gut überleben konnte? Seiler hingegen war so tot, wie man nur sein konnte.
    So etwas war schon öfter passiert, speziell den Nebenerwerbslandwirten. Handbremse nicht richtig angezogen, Bauer fieselt vor dem Traktor herum, Traktor rollt los, Bauer platt. Manchmal machten die Leute auch so geniale Sachen, wie unter das Fahrzeug zu kriechen, um dort irgendwas aus dem Weg zu räumen. Auch in diesem Fall konnte es so gewesen sein. Dann sollte auf jeden Fall jemand die Handbremse anziehen, bevor die Sanis den menschlichen Bremsklotz herauszogen.
    Natürlich konnte Holzhammer einen Traktor fahren. In seiner Familie gab es nicht nur Nebenerwerbslandwirte, seine Eltern hatten noch komplett von ihrem Bauernhof gelebt. Sie hatten erst in den Siebzigern den Grund in der Stanggaß verkauft. Natürlich bis auf das Grundstück rund um das alte Bauernhaus, in dem sie selbst lebten, und bis auf das Grundstück, auf dem jetzt sein eigenes Haus stand.
    Er stieg auf das Trittbrett des Traktors und sah in das überdachte Fahrerhaus. Kurz vor dem Einsteigen hielt er mitten in der Bewegung inne. Polizisteninstikt? Fasziniert betrachtete er die Stellung der diversen Hebel. Die Handbremse war angezogen und sogar der Rückwärtsgang eingelegt. Dieser Traktor war fachgerecht geparkt. Dieser Traktor hatte sich nicht einfach am Hang selbständig gemacht. Holzhammer stieg wieder ab und rief Josef Berg an: «Du Josef, i brauch di. In der Schönau.»
    «Na wirkli ned, ned heit, i bin ned im Dienst.» Der Arbeitseifer des Chefs der

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