Homogen
führte ohne Fenster. Er glich einer größeren Rumpelkammer.
„Hier siehst du mein erstes Mikroskop, welches ich mir im ersten Semester meines Studiums kaufte. Es stammt angeblich aus dem Filmlabor, wo Frankenstein gedreht wurde“, sagte Stanley und wies auf ein verstaubtes Mikroskop in einem Holzkasten.
„Daneben steht meine erste Entdeckung: Die Hautzelle eines verstorbenen Serienkillers. Wir durften damals an toten Triebtätern forschen. War echt gruselig!“ Christian schaute sich ein kleines Stück Haut hinter einer Glasscheibe an und fand es irgendwie eklig.
„Später haben wir dann zusammen mit den Professoren die Hautzellen versucht umzupolen. Mithilfe von Proteinen sollten sie zu Stammzellen reprogrammiert werden.“
Christian versuchte einen interessierten Gesichtsausdruck zu mimen, aber es gelang ihm lediglich ein schwaches Lächeln heraus zu drücken.
„Und hier schließlich, mein erstes Krebsgen!“, sagte der junge Assistent stolz. Christian tat beeindruckt von dem kleinen Punkt auf dem Mikroskopglas, bemerkte aber schließlich etwas weitaus Interessanteres. Während Stanley eine wissenschaftliche Anekdote über das Krebsgen zum Besten gab, sah Christian auf der Pinwand an der Wand einen Artikel, dessen Überschrift ihn gleich neugierig machte. Er hieß: So einfach fertigt man ein Gift.
Christian überflog den Artikel: Der schwedische Chemiker Karl Wilhelm Scheele (1742-1786) entdeckte die Blausäure im Jahr 1782 bei der Reaktion von Kaliumhexacyanoferrat(II)mit verdünnter Schwefelsäure.
Im Labor lässt sich Blausäure durch Auftropfen von 50%iger Schwefelsäure auf Kaliumcyanid herstellen. Das entweichende HCN-Gas wird danach mit Hilfe einer Trockeneis-Kühlung verflüssigt. Von einer derartigen Herstellung ist jedoch dringend abzuraten, wenn nicht geeignete Schutzmaßnahmen vorliegen.
Nachdem er das gelesen hatte, wurde dem jungen Modedesigner schwindelig und er glaubte den Boden unter den Füßen zu verlieren.
„Ich muss hier raus!“, sagte er und stürmte aus der Wohnung. Er rannte die Treppen des Hauses herunter wie ein wild gewordener Dobermann und stürmte über die freie Straße. Dort nahm er auf seiner bereits eingesessenen Bank platz und holte mit zittrigen Händen sein Handy heraus. „Inspektor?“, sprach er ganz außer Atem. „Ich habe ihren Beweis. Kommen Sie schnell!“ Christian lauschte den Worten des offensichtlich verärgerten FBI-Agenten. Dieser schien nicht erfreut, um diese späte Stunde noch angerufen zu werden.
„Ich habe einen Artikel in Stanleys Gruselkabinett gefunden, der einem die Einfachheit der Herstellung von Blausäure veranschaulicht. Außerdem existiert ein Foto von ihm und dem Professor. Wenn Sie mich fragen, war er verliebt in den Mann!“, machte Christian unaufgefordert weiter.
„Morgen früh? Aber dann kann er schon über alle Berge sein!“, sprach der junge Modedesigner entsetzt in sein Handy. „Auf Ihre Verantwortung!“, und legte schließlich auf.
Nach ein paar Minuten und langsam ruhiger werdenden Atemzügen, bekam Christian allmählich wieder seinen normalen Farbton wieder. Er riss sich für einen letzten Auftritt zusammen und betrat wieder Stanleys Haus. Oben angekommen wurde er auch schon von den fragenden Blicken seines Gastgebers empfangen.
„Was war denn nur los? So gruselig sind die Sachen doch auch wieder nicht!“, sagte Stanley und kräuselte seine Augenbrauen. Christian versuchte so ruhig wie möglich zu wirken und hustete kräftig. „Ich hatte einen kleinen Hitzeanfall. Wahrscheinlich von der Erkältung. Ich wollte nicht vor dir so eine Szene machen!“
Stanley lächelte verständnisvoll und streichelte sanft Christians erhitzte Wange. Diesem lief zeitgleich ein Angstschauer den Rücken herunter und er betete innerlich, dass er damit durchkäme.
„Das verstehe ich. Ich hatte auch mal so einen schlimmen Husten!“, sagte Stanley schließlich und wies Christian mit der Hand zum Hereinkommen. Christian allerdings schüttelte gleich heftig mit seinen Kopf und hustete nochmals kräftig.
„Ich glaube, ich sollte mich lieber erst mal etwas kurieren, sonst stecke ich dich womöglich auch noch an!“
Stanley schaute seinen neuen Freund einen Augenblick fest in die Augen und prüfte diese mit Sorgfalt auf ein Zeichen der Lüge. Als er schließlich nichts entdeckte, umarmte er Christian herzlich und verabschiedete sich höflich. Christian tat
Weitere Kostenlose Bücher