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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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dir so recht überlegst, ist das nur fair – wir sind keine Chinesen und werden es nie sein.«
    »Gibt es keine Ausnahmen?«
    »Ich glaube nicht. Nicht für einen quai loh, mein Sohn. Nein, ich glaube nicht. Mir ist keine untergekommen. Sie wird dir ihren Leib schenken, ihre Kinder, ja sogar ihr Leben, aber sie wird dich immer verachten. Das muß sie ja auch, denn sie ist Chinesin, und wir sind quai loh !«
    Vorsichtig fuhr er auf der linken Seite der kurvenreichen Straße, die sich dicht an der Bergwand hielt. Normalerweise hätte er sich von seinem Chauffeur fahren lassen, aber bei seinem Zusammentreffen mit Plumm wollte er keinen Zeugen dabei haben.
    Nein, dachte er, und ich brauche auch keine Zeugen, wenn ich mit Vierfinger Wu zusammentreffe. Was, zum Teufel, will dieser Freibeuter von mir? Nichts Gutes. Bestimmt eine gefährliche Geschichte. Jawohl. Aber im Koreakrieg war Wu dir sehr gefällig, und vielleicht möchte er sich jetzt diese Gefälligkeit bezahlen lassen.
    Als die Armeen der chinesischen Kommunisten in Korea 1950 unter schweren Verlusten vom Yalu nach Süden vordrangen, hatten sie unter entsetzlichem Mangel an strategischem Nachschub zu leiden und waren mehr als bereit, alle jene großzügig zu belohnen, die es schafften, mit den benötigten Gütern die Blockade zu durchbrechen. Zur gleichen Zeit befand sich auch Rothwell-Gornt nach den großen Verlusten in Schanghai im vorausgegangenen Jahr in einer verzweifelten Lage. Darum nahmen er und sein Vater im Dezember 1950 einen großen Kredit auf und kauften auf den Philippinen heimlich eine riesige Ladung von Penicillin, Morphin, Sulfonamiden und anderen Arzneimitteln, ohne sich um eine Exportlizenz zu bemühen. Diese Ladung schmuggelten sie auf eine ozeantüchtige Dschunke und schickten sie mit einer verläßlichen Crew nach Wampoa, einer öden Insel im Perlfluß, nicht weit von Kanton. Die Zahlung sollte bei Empfang der Ware in Gold erfolgen. Aber unterwegs, im verschlungenen Mündungsgebiet des Perlflusses, wurde ihre Dschunke von Flußpiraten überfallen, die mit Tschiang Kaischeks Nationalisten sympathisierten. Und Lösegeld forderten. Sie hatten kein Geld, um die Ladung auszulösen, und wenn die Nationalisten erfuhren, daß Rothwell-Gornt mit ihren verhaßten kommunistischen Feinden Geschäfte machten, war ihre Zukunft in Asien für immer beendet.
    Durch seinen Comprador hatte Gornt eine Besprechung im Hafen von Aberdeen mit Vierfinger Wu in die Wege leiten lassen, angeblich einem der größten Schmuggler im Mündungsgebiet des Perlflusses.
    »Wo Schiff jetzt?« hatte Vierfinger Wu in scheußlichem Pidgin-Englisch gefragt.
    So gut er konnte, hatte Gornt ihm die Stelle bezeichnet. Da er Wus Dialekt, Haklo, nicht beherrschte, mußte auch er sich auf Pidgin-Englisch mit ihm verständigen.
    »Vielleicht, vielleicht nicht!« Vierfinger Wu lächelte. »Ich telefonieren drei Tage. Nee choh wah Losungswort.«
    Am dritten Tag rief er an. »Schlecht, gut, weiß nicht. Treffen zwei Tage Aberdeen. Anfang Affenstunde.« Das war zehn Uhr abends. Die Chinesen teilen ihre Tage in zwölf zweistündige Abschnitte, von denen jeder einen eigenen Namen hat. Die Reihenfolge ist immer die gleiche. Der Tag beginnt um vier Uhr früh mit dem Hahn; um sechs folgt der Hund, und so geht es weiter mit Eber, Ratte, Ochs, Tiger, Hase, Drachen, Schlange, Affe, Pferd und Schaf.
    Zwei Tage später, in der Stunde des Affen, hatte er auf Wus Dschunke im Hafen von Aberdeen für seine Ladung den vollen Preis in Gold erhalten – plus vierzig Prozent extra. Ein atemberaubender Gewinn von 500 Prozent.
    Vierfinger Wu hatte gelacht. »Ich machen besseres Geschäft als quai loh. Keine Sorge. 28.000 Taels Gold.« Ein Tael war etwas mehr als eine Unze. »Nächstes Mal ich verschiffen. Ja?«
    »Ja.«
    »Du kaufen, ich transportieren, ich verkaufen, 40 Prozent mein Verkaufspreis.«
    »Ja.« Ein dankbarer Gornt hatte versucht, ihm einen wesentlich höheren Prozentsatz aufzudrängen, aber Wu war nicht darauf eingegangen.
    Zum offiziellen Kurs hatte das Gold, das Gornt in der Form von Schmuggelbarren zu je fünf Taels bekam, einen Wert von 35 Dollar die Unze. Aber am Schwarzen Markt, nach Indonesien oder Indien oder gar nach China zurückgeschmuggelt, war es zwei- oder dreimal soviel wert – manchmal auch mehr. Mit dieser einen Ladung hatte Rothwell-Gornt eineinhalb Millionen amerikanische Dollar verdient und befand sich auf dem Weg zur wirtschaftlichen Gesundung. Danach hatten sie noch drei

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