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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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hernahm – er war damals erst zwanzig und Tess knapp sechzehn – Culum also befahl Orlov, an Bord der White Witch zu gehen und seine Frau heil an Land zu bringen. Orlov ging sofort los – allein. Tyler war zu der Zeit noch an Land. Orlov brachte sie zurück; auf dem Schiff blieben ein Toter und ein halbes Dutzend Männer mit Schädel- und anderen Brüchen zurück. Seit damals, heißt es, hielt Tess ihn hoch in Ehren. Orlov hat unserer Flotte treu gedient, bis er verschwand. Er war ein feiner Kerl und ein ausgezeichneter Schiffer, trotz seiner Häßlichkeit.«
    »Er verschwand? Ist er auf See geblieben?«
    »Nein. Die ›Hexe‹ gab bekannt, daß er eines Tages in Schanghai an Land ging und nicht mehr wiederkam. Er hatte schon oft angekündigt, den Dienst zu quittieren und in seine Heimat Norwegen zurückzufahren. Vielleicht tat er das? Vielleicht wurde er erstochen? Wer kann das wissen? An den Küsten Asiens herrscht die Gewalt, auch wenn Tess entschieden die Meinung vertrat, daß kein Mann Stride Orlov getötet haben könnte, sondern daß es eine Frau gewesen sein müßte.«
    Immer wieder kehrten ihre Blicke zu Tyler Brock zurück. Das Gesicht und die Symbolkraft des Entermessers faszinierten sie. »Warum hat sie das mit dem Bild ihres Vaters gemacht?«
    »Das werde ich Ihnen einmal erzählen, aber heute nacht nur soviel: Sie hämmerte das Messer mit dem Cricketschläger meines Großvaters in die Wand und verfluchte jeden, der es je wagen sollte, ihr Messer aus ihrer Wand herauszuziehen.« Er lächelte, und wieder bemerkte sie bei ihm eine außergewöhnliche Müdigkeit. Sie war froh, weil auch sie von Müdigkeit übermannt wurde und sie jetzt keinen Fehler machen wollte. Er streckte ihr seine Hand entgegen. »Es gilt unser Deal mit Handschlag zu besiegeln.«
    »Nein«, erwiderte Casey ruhig, froh, damit anfangen zu können, »tut mir leid, ich muß passen.«
    Sein Lächeln verschwand. »Bitte?«
    »Sie haben richtig verstanden. Linc hat mich über die von Ihnen gewünschten Änderungen unterrichtet. Das Abkommen umfaßt jetzt zwei Jahre – damit erhöht sich unser Einsatz; gleichzeitig nimmt das Geschäft einen Umfang an, der meine Kompetenzen überschreitet. Sie wissen ja, 20 Millionen sind mein Limit. Sie müssen also mit Linc abschließen. Er erwartet Sie in der Bar.«
    Sekundenlang zeigte sich Verständnis auf seinen Zügen – und Erleichterung, wie ihr schien. »So, so, er wartet«, wiederholte er leise und fixierte sie.
    »Ja.« Eine Welle von Wärme durchflutete sie, ihre Wangen begannen zu glühen, und sie hätte gern gewußt, ob man es sehen konnte.
    »Also kein Handschlag? Es muß Linc Bartlett sein?«
    »Ein Tai-Pan sollte nur mit einem Tai-Pan verhandeln.«
    »Ist das auch in Amerika eine Grundregel?« fragte er mit sanfter Stimme.
    »Ja.«
    »Ist das Ihre Idee oder seine?«
    »Wenn ich sage, es war seine Idee, verliert er an Gesicht; sage ich, es war meine Idee, verliert er auch sein Gesicht, nur auf andere Art.«
    Dunross schüttelte ein wenig den Kopf und lächelte. So sehr sie sich auch in der Gewalt hatte, sie fühlte, wie seine unverfälschte Männlichkeit sie ansprach.
    »Auf diese oder jene Weise sind wir alle darauf bedacht, unser Gesicht zu wahren«, äußerte er.
    Sie antwortete ihm nicht und blickte nur zur Seite, um Zeit zu gewinnen. Ihre Augen hafteten auf dem Bild des Mädchens. Wie konnte ein so hübsches Ding unter dem Namen Hexe bekanntwerden? Wird man mich eines Tages die »Hexe« Tcholok nennen? Oder wird man von mir als »dieser alten Jungfer Tcholok« reden, wenn ich immer noch allein und unverheiratet in der Chefetage sitze und in einer Männerwelt lebe? Solange wir gewinnen, Linc und ich, ist es mir gleich. Also spiele die Rolle, für die du dich jetzt entschieden hast, und danke der französischen Dame für ihren Rat! Hätte Mrs. deVille mir nicht expliziert, wie eine Dame in dieser von Männern beherrschten Welt agieren sollte, vielleicht wäre ich nicht auf diese Formel gekommen, bei der jeder Prestigeverlust vermieden wird. Aber täusche dich nicht, Ian Struan-Dunross! Das ist mein Deal, und dafür bin ich Tai-Pan von Par-Con.
    Eine neue, nie gekannte Wärme durchflutete sie. Noch nie zuvor hatte sie sich selbst ihre Stellung in Par-Con so deutlich artikuliert. Jawohl, dachte sie sehr zufrieden, das bin ich. Kritisch musterte sie das Porträt und sah jetzt, daß sie sich getäuscht hatte und daß dieses Mädchen etwas Besonderes war. Man hätte meinen können, sie

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