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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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besser als je zuvor … und man sich bis dahin an den Köstlichkeiten »unserer berühmten Küchenchefs« ergötzen möge. Das Geschäft ging weiter, nur eben an Land statt auf See.
    Dunross schritt den Pier entlang auf eine der Landungstreppen zu. Trauben von Sampanen, großen und kleinen, warteten in der Nähe. Die meisten konnte man mieten. Jedes Boot hatte einen Ruderer – Männer, Frauen, Kinder jeglichen Alters – und ein zu einem Schirm geformtes Segeltuchdach, das die Hälfte des Fahrzeugs vor Sonne, Regen oder neugierigen Augen schützte. Einige dieser Sampane waren besser ausgestattet. Das waren die für die Nachtzeit bestimmten Vergnügungsboote mit Ruhebetten und niedrigen Tischen, die zwei Personen reichlich Platz boten, um essen, trinken und anschließend die Ruhe pflegen zu können. Der Ruderer befand sich diskreterweise außerhalb der Kabine. Man konnte das Boot für eine Stunde oder die ganze Nacht mieten und sich gemächlich von einer Bucht zur anderen treiben lassen. Unterwegs näherten sich andere Sampane mit allen erdenklichen Getränken und frischen Speisen, die kochend heiß serviert wurden, und so konnte man mit der Dame seines Herzens die Nacht verträumen.
    Wenn man wollte, konnte man auch allein fahren. Dann traf man sich in der Nähe einer der großen Ansammlungen von Booten mit anderen Sampanen, die Nachtschwestern an Bord hatten: Man konnte auswählen, feilschen und die Fahrt in trauter Zweisamkeit fortsetzen.
    Manchmal war das Essen schlecht, und das Mädchen taugte nichts – das war eben Joss, ein bedauerlicher Mißgriff. Manchmal kam man auch ohne Brieftasche zurück, aber nur ein Dummkopf würde es sich einfallen lassen, vor so stolzer Armut mit seinem Reichtum anzugeben.
    Was, fragte sich Dunross, fange ich mit Tiptop an und mit Johnjohns Anliegen? Was mit Lando Mata und Knauser und Par-Con? Und Gornt? Und AMG und Riko Anjin und Sinders und …
    Denk jetzt nicht darüber nach! Nimm deine fünf Sinne zusammen! Vierfinger Wu hat dich nicht gerufen, um mit dir über das Wetter zu reden.
    Er ging an den Landungstreppen vorbei, den Pier hinauf zur Haupttreppe. Sogleich gerieten alle Sampane in Bewegung, die Ruderer riefen und winkten. Doch als er die Treppe erreichte, trat Ruhe ein.
    »Tai-Pan!«
    Ein reich ausgestattetes Vergnügungsboot mit der silbernen Lotosflagge am Heck näherte sich rasch. Der Bootsführer war klein und stämmig und hatte viele goldene Zähne. Er trug eine zerfranste Khakihose und eine Weste.
    Dunross stieß einen Pfiff aus, als er Vierfinger Wus ältesten Sohn, den loh-pan, den »Flotten-Chef« von Wus Vergnügungsbooten, erkannte. Kein Wunder, daß die anderen Boote ihm Platz gemacht hatten, dachte er. Gewandt sprang er an Bord und begrüßte Goldzahn Wu, der rasch ablegte.
    »Machen Sie es sich bequem«, sagte Goldzahn in perfektem Englisch. Er war Bakkalaureus der Londoner Universität und hätte in England bleiben wollen, aber Vierfinger hatte ihn nach Hongkong zurückbeordert. Ein sanfter, liebenswürdiger Mann, den Dunross gut leiden konnte.
    »Danke sehr.«
    Auf dem lackierten Tischchen standen eine Kanne mit frischem Tee, eine Flasche Whisky und Gläser, Brandy und Soda. Die Kabine war sauber, gediegen und kostbar ausgestattet und durch kleine Lämpchen erhellt. Das muß Goldzahns Flaggschiff sein, dachte er belustigt und doch sehr skeptisch.
    Es war nicht nötig, Goldzahn zu fragen, wo er ihn hinbrachte. Er goß sich ein wenig Brandy ein und gab etwas Soda dazu. Es war kühl und angenehm in der halb offenen Kajüte, der Himmel dunkel. Eine große Dschunke tuckerte vorüber; er lehnte sich zurück und genoß die Spannung, die er empfand, kostete die Erwartung des Kommenden aus. Sein Herz schlug regelmäßig. Er nippte geduldig an seinem Brandy.
    Der Sampan scheuerte an einem anderen. Dunross spitzte die Ohren. Bloße Füße kamen an Bord getappt. Zwei Paar Füße, das eine behende, das andere zögernd. »Hallo, Tai-Pan«, sagte Vierfinger und grinste zahnlos. Er tauchte unter dem Dach durch und setzte sich. »Wie du okay?« fragte er in seinem schauderhaften Englisch.
    »Ausgezeichnet, und du?« Dunross starrte ihn an und bemühte sich, seine Überraschung zu verbergen. Vierfinger trug einen guten Anzug, ein sauberes weißes Hemd mit einer Krawatte und hatte Schuhe und Socken an. In dieser Aufmachung hatte Dunross ihn zum letzten Mal in der Nacht des Feuers gesehen, und vorher ein einziges Mal, bei Shiteh Ttschungs prunkvoller Hochzeit.
    Andere

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