Hongkong 02 - Noble House Hongkong
Grünäugige Teufel war schlau, sehr schlau. Wu Kwok tot? Joss. Wir müssen alle sterben. Joss. Nein, der Grünäugige Teufel hat sich an die Abmachungen gehalten. Auch Culum der Schwache hat sich daran gehalten. Willst du dich daran halten?« Vierfinger öffnete seine Faust.
Es war die Halbmünze.
Behutsam nahm Dunross sie zwischen die Finger. Wie Schlangen beobachteten ihn die beiden Chinesen, Vater und Sohn, und er fühlte ihren Blick auf sich gerichtet.
Seine Hände zitterten unmerklich. Sie war wie die anderen Halbmünzen, die sich noch in Dirks Bibel im Safe im Großen Haus befanden. Zwei waren bereits eingelöst worden, darunter die von Wu Kwok. Er gab die Münze zurück. »Vielleicht echt«, sagte er, und seine Stimme klang fremd. »Muß prüfen. Woher du haben?«
»Sie ist echt, natürlich ist sie echt. Gibst du zu, daß sie echt ist?«
»Nein. Wo du herhaben?«
Vierfinger zündete sich eine Zigarette an und hustete. Er räusperte sich und spuckte.
»Wie viele Münzen waren es am Anfang? Wie viele hat der illustre Mandarin Jinqua dem Grünäugigen Teufel gegeben?«
»Ich weiß es nicht genau.«
»Vier. Es waren vier.«
»Eine davon an deinen ruhmreichen Vorfahr Wu Kwok ausgegeben und eingelöst. Warum sollte ihm der große Jin-qua zwei gegeben haben? Nicht möglich – darum diese gestohlen. Von wem?«
Eine brennende Röte schoß dem Alten ins Gesicht, und Dunross fürchtete schon, zu weit gegangen zu sein.
»Gestohlen oder nicht«, zischte Vierfinger, »du erweist die Gunst. Heya ?« Dunross starrte ihn an. » Heya? «
»Wo du herhaben?«
Wu trat seine Zigarette auf dem Teppich aus. »Warum hätte sich der Grünäugige Teufel mit vier Münzen einverstanden erklärt? Warum? Und warum hätte er bei seinen Göttern geschworen, daß er und alle seine Nachkommen sein Wort halten würden?«
»Für einen anderen Gefallen. Der ehrenwerte Jin-qua lieh dem Tai-Pan, meinem Ururgroßvater, vierzig Lak Silber.«
»Vierzig Lak – vier Millionen Dollar. Vor hundertzwanzig Jahren.« Der alte Mann holte tief Atem. »Wurde ein Papier verlangt, ein Schuldschein mit dem Chop deines illustren Vorfahren oder dem Chop von Noble House?«
»Nein.«
»Vierzig Lak Silber. Kein Papier, kein Chop, nur Vertrauen! Die Abmachung war eine Abmachung zwischen alten Freunden, kein Chop, nur Vertrauen, heya ?«
»Ja.«
Die daumenlose Hand des Alten schoß vor, die Handfläche nach oben, und hielt Dunross die Halbmünze unter die Nase. »Eine Münze, Gunst erweisen. Wer immer sie verlangt.«
Dunross seufzte. Schließlich brach er das Schweigen. »Zuerst ich nachsehen, ob Münze zu Münze paßt. Dann ich mich vergewissern, daß selbes Metall da, selbes Metall dort. Dann du nennst Wunsch.« Er wollte die Halbmünze an sich nehmen, aber die Faust schnappte zu und zog sich zurück, und Vierfinger deutete mit seinem heilen Daumen auf Paul Tschoy. »Erklär es ihm!« sagte er.
»Verzeihen Sie, Tai-Pan«, sagte Paul Tschoy voller Unbehagen auf Englisch. Die Enge der Kajüte war ihm zuwider und die vergiftete Atmosphäre, und alles nur wegen eines Versprechens, das vor hundertzwanzig Jahren ein Pirat dem anderen gegeben hatte, beide blutgierige Mordbrenner, wenn nur die Hälfte der Geschichten wahr war, die man sich erzählte. »Mein Onkel hat mich gebeten, Ihnen zu erklären, wie er das machen möchte.« Er bemühte sich, ruhig zu sprechen. »Er versteht natürlich, daß Sie Bedenken haben und absolut sichergehen wollen. Aber er möchte die Münze auch nicht gerade jetzt aus der Hand geben. Bis er sicher ist, ganz sicher …«
»Wollen Sie damit sagen, daß er mir nicht vertraut?«
Vor dem jähen Zorn, mit dem diese Worte gesprochen wurden, fuhr Paul Tschoy zusammen. »Aber nein, Sir«, entgegnete er rasch und übersetzte Dunross’ Frage.
»Natürlich vertraue ich dir«, sagte Wu und lächelte schief. »Aber vertraust du mir?«
»O ja, alter Freund. Ich sehr dir vertrauen. Gib mir Münze! Wenn echt, ich, Tai-Pan von Noble House, werde deinen Wunsch erfüllen – wenn möglich.«
»Was immer Wunsch, was immer, du erfüllen!« brauste der Alte auf.
» Wenn möglich, ja. Wenn Münze echt, ich erweisen Gefallen. Wenn nicht echt, ich zurückgeben Münze. Ende.«
»Nicht Ende.« Wu deutete auf Paul Tschoy. »Sag ihm den Rest, rasch!«
»Mein … mein Onkel schlägt einen Kompromiß vor. Sie nehmen das hier mit.«
Der junge Mann holte eine flache Scheibe Bienenwachs aus der Tasche, in die drei separate Abdrücke der
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