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Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Hongkong 02 - Noble House Hongkong

Titel: Hongkong 02 - Noble House Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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aus langer Erfahrung, daß das eine Art von Entspannung war, insbesondere für einen alten Barbaren. Wie seltsam, dachte sie, soviel Arbeit und Geschrei, Geld und Tränen, und was kommt dabei heraus? Noch mehr Kummer, mehr Gerede und mehr Tränen. »Stoß dich nicht dran, wenn der Stengel schwach ist oder wenn sie mit ihrer mißtönenden Stimme reden oder murmeln, wenn sie in deinen Armen weinen. Barbaren tun das«, hatte die Mama-san ihr erklärt. »Mach deine Ohren zu und schließe deine Nase vor dem Geruch nach fremdem Teufel und altem Mann und hilf diesem, einen Augenblick der Glückseligkeit zu erreichen. Er ist ein Hongkongyan, ein alter Freund, und er zahlt prompt. Also spiel ihm was vor, bewundere seine Männlichkeit und denk daran, daß er für sein gutes Geld auch was verlangen kann.«
    Lily Su wußte, daß er für sein Geld gute Ware bekam. Ja, ich habe einen guten Joss, oh, einen soviel besseren als meine arme Schwester und ihr Freund, die arme Duftige Blume und Noble House Tschens Erster Sohn. Was für eine Tragödie! Diese schrecklichen Werwölfe! Ihm ein Ohr abzuschneiden, ihn zu ermorden und dann ganz Hongkong zu bedrohen! Und wie schrecklich für meine arme ältere Schwester! Von diesen stinkenden Fischern in Aberdeen zu Tode getrampelt zu werden! Erst heute morgen hatte sie eine Zeitung in die Hand bekommen, in der John Tschens Liebesbrief abgedruckt gewesen war. Sie hatte ihn sofort wiedererkannt.
    Seit Wochen hatten sie darüber gelacht, sie und Duftige Blume, über diesen und die anderen zwei Briefe, die Duftige Blume ihr zum Aufheben gegeben hatte. »So ein komischer Mann! Hat praktisch keinen Stengel und kann kaum je die Fahne aufziehen«, hatte ihre ältere Schwester ihr anvertraut. »Er bezahlt mich dafür, daß ich daliege und mich küssen lasse und manchmal nackt für ihn tanze. Und ich muß ihm immer versprechen, daß ich allen erzähle, wie kraftvoll er ist! Iiiii, er gibt mir Geld wie Wasser! Seit elf Wochen bin ich jetzt seine wahre Liebe. Wenn das noch elf Wochen so weitergeht … schaut vielleicht eine Wohnung dabei heraus!«
    Am Nachmittag war sie mit ihrem Vater aufs Polizeirevier von East Aberdeen gegangen, um die Leiche zu identifizieren. Sie schienen dort nicht zu wissen, wer ihr Freund gewesen war. Ihr kluger Vater hatte ihr geraten, es für sich zu behalten.
    »Noble House Tschen wird es sicher lieber sein, daß nichts darüber verlautet. In ein oder zwei Tagen werde ich ihn anrufen und ihm auf den Zahn fühlen. Wir müssen ein wenig warten. Nach den heutigen Nachrichten, was die Werwölfe mit seinem Sohn Nummer Eins gemacht haben, wird kein Vater verhandeln wollen.«
    Ja, Vater ist klug, dachte sie. Es hat schon seinen Grund, daß seine Freunde ihn Neun Karat Tschu nennen. Allen Göttern sei Dank, daß ich die anderen zwei Briefe habe.
    Nachdem sie die Leiche identifiziert hatten, mußten sie Formulare mit ihrem richtigen Namen Tschu ausfüllen, um ihren Anspruch auf das Geld geltend zu machen – 4.360 HK auf den Namen Wisteria Su, und 3.000 HK auf den Namen Duftige Blume Tak, alles Geld, das sie außerhalb der Good Luck Dance Hall verdient hatte. Aber der Polizeisergeant war hart geblieben. »Bedaure, aber jetzt, wo wir ihren richtigen Namen wissen, müssen wir ihn bekanntgeben, um allen Gläubigern Gelegenheit zu geben, Ansprüche auf ihren Nachlaß zu erheben.«
    Dieser stinkende Hund von einem fremden Teufel, dachte sie zornig. Nichts wird übrigbleiben, wenn die Tanzhalle ihre Schulden einfordert. Nichts. Ayeeyah! Aber das macht nichts, sagte sie sich, während sie ins Bad stieg. Macht nichts. Das Geheimnis der Briefe wird dem Noble House Tschen ein Vermögen wert sein.
    Und Noble House Tschen hat mehr rote Scheinchen als eine Katze Haare.
    Casey saß eingerollt am Fenster ihres Schlafzimmers, und bis auf eine kleine Leselampe über ihrem Bett waren alle Lichter gelöscht. Verdrießlich blickte sie auf die Straße fünf Stockwerke unter ihr hinunter. Selbst noch so spät, es war fast halb zwei, flutete der Verkehr durch die Straßen. Der dunstige Himmel hing schwer über der Stadt, es gab keinen Mond. Die Neonreklamen spiegelten sich in den Pfützen und verwandelten Häßlichkeit in ein Märchenland. Das Fenster war offen, die Luft kühl, und unten schossen die Menschen zwischen Taxis, Lkw und Bussen von einer Seite zur anderen. Viele Pärchen strebten dem neuen Royal Netherlands Hotel und einem späten Imbiß im Europäischen Kaffeehaus zu, wo sie selbst mit Kapitän

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