Hongkong 02 - Noble House Hongkong
zurück, und sein Herz schlug schneller. Es waren wunderbare Stunden gewesen. Er erinnerte sich, wie sie mitgegangen war, wieder und immer wieder den Gipfel erstiegen und ihn in nie gekannte Höhen entführt hatte. Und dann das Nachher. Sie war aufgestanden und in die Küche gegangen, hatte Wasser gewärmt und ein heißes, feuchtes Handtuch zurückgebracht, um ihm den Schweiß zu trocknen. »Es tut mir so leid, daß ich dir weder Bad noch Dusche anbieten kann, Liebling.«
Ein frisches Handtuch und ein großartiges Gefühl! Noch nie zuvor hatte er das Wunder eines wirklichen Nachher erlebt – ihre liebevollen, zärtlichen, selbstlosen Handreichungen. Das kleine Kruzifix um ihren Hals war ihr einziger Schmuck, und sein tieferer Sinn sickerte nur langsam in sein Bewußtsein, aber schon schmeichelte sie die fremden Gedanken mit magischen Händen und Lippen fort, bis sie beide wieder eins mit den Göttern und, durch deren großartige Vermittlung, abermals in Euphorie und dann in Schlaf gesunken waren.
Träge beobachtete er die im Luftzug flatternden Vorhänge. Er lag still, um sie nicht zu wecken, um den Zauber nicht zu brechen. Sanft liebkoste ihr Atem seine Brust, makellos schimmerte ihr Schlafgesicht.
Was tun, was tun, was tun?
Im Augenblick gar nichts, gab er sich selbst die Antwort. Das Flugzeug ist wieder frei, du bist frei, sie ist eine unglaubliche Frau, und noch keine hat dir so zugesagt.
Niemals. Aber kann das, könnte das von Dauer sein? Und ich muß auch an Casey denken.
Er seufzte. Orlanda bewegte sich im Schlaf. Er wartete, aber sie erwachte nicht.
Es war weder heiß noch kalt im Zimmer, alles vollkommen, ihr Gewicht kaum wahrnehmbar. Was macht nur ihren Reiz aus? fragte er sich. Was bewirkt diesen Zauber, denn, darüber bist du dir ja wohl im klaren, sie hat dich verzaubert, du bist in ihren Bann geraten. Wir haben nur miteinander geschlafen, das ist alles. Ich habe ihr keine Versprechungen gemacht, und doch … sie hat dich verzaubert, mein Alter!
Jawohl. Und es ist herrlich.
Er schloß die Augen und sank wieder in Schlaf.
Als Orlanda erwachte, blieb sie ruhig liegen. Sie brauchte Zeit, um nachzudenken.
Das hatte sie zuweilen auch in Gornts Armen getan, aber sie wußte, das war nicht das gleiche, würde nie das gleiche sein. Vor Quillan hatte sie immer Angst gehabt, war sie immer auf der Hut gewesen. Sie hatte gefürchtet, etwas falsch gemacht oder etwas vergessen zu haben. Nein, dachte sie beglückt, diese Vereinigung war schöner als alles, was ich je mit Quillan erlebt habe, viel, viel schöner. Linc ist so sauber, und er schmeckt nicht nach Rauch, und ich schwöre bei der heiligen Muttergottes, ich werde ihm eine gute Frau sein. Ich werde meinen Verstand, meine Hände und Lippen und meinen Körper gebrauchen, um ihn zu erfreuen, und es wird nichts geben, was ich nicht für ihn tun werde. Nichts. Alles, was Quillan mich gelehrt hat, werde ich für Linc tun. Selbst Dinge, an denen ich keinen Gefallen fand, mit Linc werde ich sie genießen.
In seine Arme gekuschelt, lächelte sie. Lincs Technik läßt sich mit der von Quillan nicht vergleichen, aber was meinem Liebling an Gewandtheit mangelt, macht er mit Kraft und Energie mehr als wett. Und mit Zärtlichkeit. Er hat wunderbare Hände und Lippen. Nie, nie, nie war es so schön wie heute.
»Mit der körperlichen Vereinigung fängt Sex erst an«, hatte Gornt doziert. »Du kannst eine Zauberin werden. Du kannst einem Mann eine so unstillbare Sehnsucht einflößen, daß er durch dich das Leben verstehen lernt.« Aber um in den Rauschzustand der Ekstase zu gelangen, muß man nach ihr streben und auf sie hinarbeiten.
Für Linc will ich danach streben! Mein Herz und meine Seele will ich seinem Leben unterordnen. Wenn er zornig ist, werde ich ihm eine Insel der Ruhe sein. Habe ich Quillans Zorn nicht Tausende Male mit Sanftmut gezügelt? Ist es nicht wunderbar, soviel Macht zu besitzen? Ich werde die besten Zeitungen lesen und meinen Geist schulen, und nach Wolken und Regen werde ich nicht sprechen, nur liebkosen – nicht um ihn zu erregen, nur zum Vergnügen; und nie werde ich sagen: »Versichere mich deiner Liebe!« Immer nur »Linc, ich liebe dich«. Lange, bevor meine Haut ihre jugendliche Frische verloren hat, werden ihn seine Söhne und Töchter erfreuen, und lange bevor er meiner Reize müde ist, werde ich ihm ein Dummerchen mit wunderschönen Brüsten und strammem Hinterteil besorgen, an der er sein Vergnügen haben kann. Ich werde
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