Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)

Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)

Titel: Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aurélie Engel
Vom Netzwerk:
Tatendrang dieser Aufgabe.
    Als der Abend vorübergegangen war und die Nacht sich über das Haus gesenkt hatte, war Jeanne endlich zufrieden. Balthasar jedoch war einfach nicht wieder erschienen.
    Obwohl sie wusste, dass er nicht wollte, dass sie die Küche verließ, machte sie sich irgendwann auf die Suche nach ihm.
    Sie fand ihn in einem der beiden Wohnzimmer auf der großen Couch, die Beine lang über die Sitzfläche ausgestreckt. Er war mit einem Buch auf dem Schoß eingeschlafen. Den Daumen immer noch zwischen den geöffneten Seiten, die andere Hand fast schützend über dem Papier abgelegt. Sein Kopf war entspannt nach hinten an die hohe Seitenlehne gesunken. Jeanne schüttelte fast unmerklich den Kopf. Balthasar und seine Buchsammlung waren ein Paar, die untrennbar zusammen gehörten. Ihr Blick wurde traurig, als sie daran dachte, dass er ihr weitaus weniger Aufmerksamkeit schenkte, als diesen alten Wälzern aus kaltem, totem Papier. Vorsichtig kam sie ein paar Schritte näher, immer bedacht darauf, so wenig Geräusche wie möglich zu machen, um ihn ja nicht aufzuwecken. Die Schatten des gemütlich knisternden Kaminfeuers tanzten auf seinem Gesicht. Sie betrachtete sein Profil und konnte sich einfach nicht sattsehen an ihm. Er sah so sanft aus, wenn er schlief. Die harten grünen Augen geschlossen, die Lippen leicht geöffnet und jeder Muskel in seinem Gesicht schien entspannt. Sie hörte seine ruhigen Atemzüge, während sie auf Zehenspitzen immer näher kam, legte eine Hand ganz sacht auf der Lehne ab auf der auch sein Kopf ruhte und fand, dass er endlich mal so jung aussah, wie er in Wirklichkeit auch vermutlich war. Der harte, fast grausame Zug um seinen Mund war wie wegradiert und wieder mal bewunderte sie die erstaunlich langen Wimpern, die seine Augen umrahmten. Sie ließ ihre Finger von der Lehne gleiten, sah auf ihn hinab und wollte ihn diesem Moment nichts mehr, als ihn zu berühren. Doch wenn er aufwachen würde, eine Gestalt über ihn gebeugt und das im fahlen Licht des Kaminfeuers würde Jeanne vermutlich ernsthafte Verletzungen davontragen. Sie wusste, dass er immer kampfbereit war, egal ob wach oder schlafend, denn diese Erfahrung hatte sie bereits gemacht und dabei fast ihr Handgelenk eingebüßt. Also ließ sie sich auf den weichen Teppich zu den Füßen der Couch sinken und sah zu ihm hoch. Sie sollte strandhaft bleiben, ihn einfach eine Weile anschauen und sich dann unbemerkt wieder zurückziehen. Vermutlich würde er sowieso ausrasten, wenn er sehen würde, dass sie ihn in dieser Situation beobachtet hatte. Also verknotete sie ihre Hände, um ja nicht in Versuchung zu geraten.
    Balthasar schnaufte im Schlaf und murmelte ein paar unverständliche Worte. Sie sah auf seinen schön geschwungenen Mund, der nun so sanft und entspannt wirkte. Sie seufzte kaum hörbar und kaute dann nachdenklich auf ihrer Unterlippe.
    Sie würde wieder aufstehen und gehen, es war besser, sicherer und klüger, denn noch mehr verletzende Worte seinerseits könnte sie nicht ertragen. Wieder schaute sie zu ihm hoch. Jedes Mal, wenn sie ihn ansah, begann es in ihrem Bauch zu kribbeln. Sie dachte an die gemeinsame Nacht, die sie verlebt hatten, bevor seine Brüder wieder nach Hause gekehrt waren. Die frühen Morgenstunden, in denen er sie gestreichelt, geküsst und so leidenschaftlich angesehen hatte. Und dann war alles schief gelaufen zwischen ihnen. Sie hatte ihn verflucht, als sie erfahren hatte, dass er sie als Gebrauchsgegenstand für alle drei Brüder entführt hatte. Ihre Enttäuschung, dass er sie nicht für sich ganz alleine wollte, hatte sie nie verwunden. Und dann hatte er sie mit Lucien gesehen, kichernd und kokett wie ein leicht zu habendes Mädchen, mit der Hand vorne in seiner Hose. Dass sie angetrunken gewesen war und Lucien die Situation provoziert hatte, hatte Balthasar vermutlich nie in Betracht gezogen.
    Seine linke Hand rutschte zur Seite, hinunter von dem Buch und seinem Oberschenkel hinab. Schließlich landete sie fast unmittelbar vor ihr auf dem Polster. Jeanne schaute auf die schlanken sehnigen Finger mit den gepflegten, kurzgeschnittenen Fingernägeln. Sie dachte daran, wie diese Hände sie berührt hatten. Und wie standhaft er sich nun von ihr ferngehalten hatte.
    Wieder sah sie auf seine Hand. Bei Gott, sie konnte es nicht mehr ertragen, es aushalten, ihm so nah zu sein, ohne ihn zu berühren. Sie hob ihre Hand, schob sie über das Polster bis ihre Fingerspitzen unmittelbar vor seinen

Weitere Kostenlose Bücher