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Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)

Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)

Titel: Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aurélie Engel
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dass der Tag ende. Jeanne war ratlos und es machte sie auch ein wenig traurig, fast so, als wäre seine erneut aufkeimende innere Unruhe und Zerrissenheit ansteckend.
    Nachdem sie zum Haus zurückgekehrt waren und eine Kleinigkeit gegessen hatte, ließen sie sich in dem kleineren der beiden Wohnzimmer nieder. Balthasar öffnete eine Flasche Wein und fachte dann das Feuer im Kamin an, da die Nacht wie immer kühl zu werden versprach.
    Er reichte ihr eine leichte Decke, dann setzte er sich zu ihr auf die breite Couch und gemeinsam schauten sie in die emporzüngelnden Flammen. Jeanne nippte an ihrem Bein und wieder mal fiel ihr die Traurigkeit in seinem Blick auf, als er den Kopf drehte und sie lange ansah. Sie fühlte instinktiv, dass es mit ihr zutun hatte, doch sie verstand nicht, was genau ihn an ihr so bedrückt werden ließ. Alles, was sie wusste war, dass sie wollte, dass er glücklich war. Glücklich mit ihr. Und das für immer.
    Sie wollte ihn nicht in dieser Traurigkeit gefangen sehen. Es war wirklich kaum zu ertragen für sie. Obwohl gerade alles um sie herum friedlich, ja regelrecht gemütlich, erschien, so umgab ihn doch diese dunkle Wolke, diese düstere Aura aus Verzweiflung, die sich verdichtet hatte, je mehr der Tag sich seinem Ende zuneigte.
    Unschlüssig, ob sie diese Idee, die eben durch ihren Kopf gejagt war, umsetzten sollte, drehte sie mit ihren Weinbecher in den Händen. Doch dann hob sie den Kopf.
    "Ich will dir einen Wunsch erfüllen. Wünsch dir etwas. Irgendetwas...", flüsterte Jeanne.
    Balthasar schüttelte einfach nur den Kopf, den Blick unverwandt auf ihr ruhend.
    "Du hast keinen Wunsch?"
    Er streichelte ihre Wange hinab bis zu ihrem Kinn. "Nein", sagte er schließlich leise.
    Reglos verharrten sie in dem Moment, während seine kurze Antwort, die so wenig und doch so viel bedeutet, in ihnen beiden nachhallte.
    "Warum bist du traurig, wenn du mit mir zusammen bist?"
    Überrascht sah er sie an. "Das bin ich nicht!"
    "Doch. Gerade jetzt zum Beispiel. Und das wiederum macht mich dann traurig."
    "Nein, nein, nein..." Er beugte sich zu ihr und sein Gesicht kam ihrem ganz nah. "Bitte...sei nicht traurig. Ich bin ein alter melancholischer Griesgram. Wenn so ein perfekter Tag zu Ende geht, dann trauere ich um die Momente, die man erlebt hat. Und versuche, den verzweifelten Hunger nach mehr, den sie hinterlassen, auszuschalten."
    "Du bist nicht alt", erwiderte sie. "Warum sprichst du immer von dir, als wärst du ein Greis, der unzählige Jahrzehnte auf dem Buckel hat? Wie viele Sommer zählst du?
    Er schluckte hart und mahlte dann mit den Kiefer, als habe er an der Antwort schwer zu kauen.
    "29", erwiderte er dann sichtlich unbehaglich. Er wich sogar an ihrem Blick aus.
    "Das ist doch nicht alt!"
    "Ich fühle mich aber wesentlich älter und ich bin es auch irgendwie. Insbesondere wenn ich dich sehe. Wie unglaublich jung du noch bist. Wie unverbraucht von deinem Wesen her. Wie unbekümmert." Er strich erneut über ihre Wange. "Und wie liebenswert."
    "Aber diese Traurigkeit, von der du sprachst  ist doch unnötig, denn wir könnten doch morgen genauso weiter machen. Wir können jeden Tag spazieren gehen!"
    Er lächelte matt. "Gib es zu, du bist der Meinung, ich brauche noch etwas mehr Übung darin."
    Jeanne lächelte und stupste wieder in das Grübchen, das sich auf seiner Wange gebildet hatte. "Nun, wenn du nur unter diesem Aspekt weiter mit mir spazieren gehst, dann bin ich natürlich dieser Meinung."
    Er seufzte lange, dann sah er hinunter auf die Decke, die über ihren Beinen lag.
    "Ich würde überall mit dir hin spazieren, nur..."
    "Nur?"
    "Ich bin nicht der, für den du mich hältst."
    Jeanne prallte hart zurück. "Was? Wie meinst du das?"
    "Ich bin nicht gut für dich und das, was du mit mir machst, ist nicht gut für mich. Es zerreißt mich."
    "Hör auf damit!" Sie umgriff sein Gesicht mit beiden Händen und drehte es, sodass er ihrem Blick nicht mehr ausweichen konnte. "Hör´ gottverdammt nochmal endlich auf damit! Du bist glücklich, wenn wir zusammen sind. Ich sehe es, ich fühle es, in jedem deiner Blicke, Gesten und Worte! Und ich empfinde genauso für dich! Ich..." Sie stockte, bäumte sich auf vor diesen letzten, endgültigen Worten, die sie ihm beinahe gesagt hätte. Langsam schluckte sie, ein wenig erschrocken vor sich selbst und ihren Gefühlen, die sie ihm so schonungslos verraten hätte, indem sie ihm gesagt hätte, dass sie ihn liebte. Ihn liebte mit all seiner

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