Honigkäfer (Käfer-Reihe) (German Edition)
bewegungsunfähig machte. Als er weitersprach, lagen seine Lippen sacht an ihren und Jeanne schloss gebannt die Augen.
"Stell dir vor, du sitzt in einem dieser Zelte, das weich mit Teppichen ausgelegt ist. Um dich herum, hunderte Kissen in unendlicher Farbenpracht. Der Schein einer Laterne erhellt das Innere in mattem, rotem Licht, über dir der unendliche, nachtschwarze Himmel. Dann erklingt Musik, fremdländisch und exotisch. Du riechst den Duft unbekannter Gewürze, schmeckst die Süße der heimischen Früchte und dann beginnen sie zu tanzen: Frauen in weich schwingenden Gewändern, ihre Gesichter von luftigen Schleiern umweht und an ihren Hüften glänzen hunderte goldener Münzen. Ihre langen Haare spiegeln den Schein der Feuer und die Edelsteine in ihrem Schmuck brechen das Licht zu einem wahren Feuerwerk aus aufblitzenden Funken. Du siehst die Gesichter der Männer, ihre Bewunderung des so reinen und mythischen Weiblichen, ihre Ehrfurcht und Respekt. Irgendwann verklingen die Instrumente und die Feuer verglimmen zu müder Asche." Seine Lippen kamen noch ein wenig näher und Jeanne kam ihm leicht entgegen, spürte die warme, verlockende Feuchtigkeit seines Mundes und sein Atem strich sanft über ihre Haut.
"Und dann hörst du sie, wenn sie sich lieben. Ihr Seufzen und Stöhnen, das Rascheln leichter Decken und die erstickten Schreie, wenn sie sich leidenschaftlich ineinander verlieren. Es ist berauschend..."
Jeannes Lippen öffneten sich, betört von den Bildern, die seine Erzählungen in ihren Kopf gemalt hatte. Ihre Zunge verselbstständigte sich, berührte seine Haut und Lucien seufzte leise.
"Ist es das, was du willst..?", flüsterte er, die Stimme dunkel vor Lust. "Mich küssen? Sag es mir..."
Ihre Lippen schlossen sich über seinen, die warm und überaus weich waren.
"Ja...", hauchte in seinen Mund. Lucien zog sie näher an sich und sein Kuss war süß und sehr gekonnt. Als seine Hand jedoch tiefer glitt, an dem Stoff ihres Kleides zog und die Röcke ein Stückchen höher schob, löste Jeanne sich von ihm.
"Nein...", flüsterte sie hastig. "Bitte...." Ihr Atem ging aufgebracht und stoßweise. "Es geht alles so schnell....es ist alles so....so seltsam und ungewohnt."
Sofort zog Lucien seine Hand zurück.
"Lass uns etwas ruhen", sagte er dann weich. Er zog sie wieder an sich und sein Gesichtsausdruck war fast zärtlich. "Wir stellen und vor, dass wir in so einem Zelt liegen." Seine Hand strich sanft über ihre Hüfte.
"Hörst du das Rauschen des Wüstenwindes, wie er mit den aufgespannten Stoffen spielt?"
Jeanne lächelte und nickte dann mit geschlossenen Lidern. Sie hörte, wie er neben ihr verhalten gähnte und sich dann durch die Haare strich.
"Wir sind müde, denn wir haben den ganzen Tag auf den vielen herrlich bunten Märkten verbracht, haben von jeder süßen und salzigen Köstlichkeit probiert und ich habe dir sehr verführerische zarte Kleider gekauft. Und sobald wir uns ein wenig ausgeruht haben, wirst du sie anziehen und mich mit deinem Anblick um den Verstand bringen..." Seine letzten Worte gingen in ein verträumtes Seufzen über.
"Das wird herrlich...", murmelte er schläfrig.
"Ja...", flüsterte sie, fühlte seine Umarmung und mit Gedanken an ihr Lager in diesem fremden exotischen Land glitt sie sanft hinüber in einen Traum aus Hitze, wirbelnden Farben und der unendlichen Weite sandiger Ebenen.
Jeanne wachte auf, weil etwas polterte.
"Oh", sagte Lucien ehrlich bedauernd. "Ich wollte dich nicht wecken, du wirktest so erschöpft."
Jeanne setzte sich auf, strich sich die Haare aus dem Gesicht und sah ihm zu, wie er gerade den Inhalt einer Satteltasche sortierte. Im ersten, schlaftrunkenen Moment hatte sie geglaubt, Balthasar vor sich zu sehen und wieder ein Mal hatte sie die Ähnlichkeit der Beiden mehr als beunruhigt. Lucien ließ die Reisetasche auf den Boden gleiten und trat an das breite Bett.
"Hast du Hunger?"
Wieder sah er nicht so aus, als würde er sich auf sie stürzen, also nickte sie. Immer noch etwas verschlafen wollte sie die Beine über die Bettkante schieben und noch eine Minute warten, bis sie vollständig wach war. Lucien lächelte auf ihre zerzauste Gestalt hinunter.
"Was für ein müder kleiner Honigkäfer", flüsterte er. Dann beugte er sich zu ihr hinunter, schob einen Arm unter sie und hob sie dann hoch. Jeanne verschluckte sich vor Überraschung. Er hielt sie sicher fest und als Jeannes Körper zuckte, weil sie vor Schreck einen Schluckauf bekommen
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