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Honky Tonk Pirates - Es kann nur einen geben - Band 4

Honky Tonk Pirates - Es kann nur einen geben - Band 4

Titel: Honky Tonk Pirates - Es kann nur einen geben - Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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mit einer Nachricht für Will.
    Wir sehen uns heute Abend. Ich warte auf dich!
    Will sprang sofort auf. Das heißt, er wollte aufspringen. Doch sein Muskelkater ließ das nicht zu. Er schrie vor Schmerz. Er verfluchte den Freund und seine eigene Dummheit. Er war geradewegs in die Falle getappt. Er hatte am ersten Tag alles gegeben und jetzt hatte er nicht nur verpennt, er bewegte sich außerdem wie ein uralter Mann. Will stöhnte und schrie und während er schrie, packte er seine Sachen zusammen und quälte sich in das Kanu. Seine Arme waren schwerer als Blei. Zu schwer für die Muskeln, die keine Kraft mehr besaßen. Und die Blasen an seinen Händen, die er gestern gar nicht bemerkt hatte, platzten jetzt auf und brannten wie Feuer.
    »Trotzdem!«, fluchte er. »Ich kriege dich trotzdem! Ich kriege dich, Nat!«
    Will biss die Zähne zusammen. Er ignorierte den Schmerz,
und als es dann Mittag wurde, hatte er es geschafft. Sein Körper war wach, die Muskeln wieder geschmeidig, die Handballen taub, sodass er die Blasen nicht spürte, und als die Sonne am Abend die Wipfel der Bäume berührte, sah er, als er um eine Landzunge bog, Nat nur einen Steinwurf entfernt am Ufer sitzen.
    Will legte an. Er stieg aus dem Kanu und zählte die Fische, die neben Nat lagen.
    »Elf«, sagte er. »Damit bist du mir einen voraus. Einen Gefallen. Doch morgen geht’s weiter. Morgen hole ich mir meine Gefallen zurück.«
    Er nickte Nat zu, um seine Aussage zu unterstreichen, fiel der Länge nach hin und schlief sofort ein. Er hörte nicht mehr, wie Nat sagte: »Ab morgen sind wir im Indianerland. Morgen erreichen wir den Fluss Mohawk.«
     
    Will schlief wie in Stein. Doch dann schlug er urplötzlich die Augen auf. Der Mond ging unter: fett und blutrot wie eine Sonne. Doch Will sah als erstes zu Nat, der im selben Moment neben ihm aufgewacht war:
    »Bist du bereit?«, grinste Will.
    Da sprangen sie auf. Sie vergaßen ihr Frühstück, bepackten die Kanus um die Wette, schoben sie gleichzeitig in den Fluss und paddelten Seite an Seite, schnaufend und stöhnend, ohne auch nur einen Blick auf den anderen zu werfen, den Hudson hinauf.
    Als die Sonne aufging, erreichten und passierten sie Albany, die vorletzte Siedlung vor dem Indianergebiet. Hier hätten sie anlegen können, um vielleicht zu erfahren, ob und wann Honky Tonk Hannah und Blind Black Soul Whistle durch die Stadt gekommen waren. Doch Nat und Will sahen weder
Albany noch die Wachtposten auf ihren Türmen. Und die schauten kopfschüttelnd zu, wie zwei halbwüchsige Kerle den Fluss hinaufschossen, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her. Dabei lag die Hölle doch flussaufwärts vor ihnen im Norden, oder besser gesagt, nordwestlich von ihnen im Indianergebiet.
    »Grüßt uns die Wilden!«, winkten ihnen zwei Stunden später die Fischer von Troy zu und fuhren mit ihren Reusen bepackten Booten in den Hafen zurück.
    Doch Will und Nat hörten sie nicht, oder falls sie sie hörten, verstanden sie nicht, was sie sagten.
    Troy war die letzte kleine Siedlung vor der Mündung des Mohawk und in dessen südlichen Mündungsarm bog Nat jetzt in einer scharfen Linkskurve ein, sodass er ganz leicht in Führung ging. Seine Muskeln begannen zu brennen. Der Rücken schmerzte, als würde jemand versuchen, ihm mit Gewalt die Wirbelsäule zu brechen, und seine Beine waren längst taub. Doch er glaubte zu wissen, dass Will sich genau so fühlte und deshalb gab er nicht auf. Nein, er mobilisierte sogar seine letzten Reserven und legte in seiner Schlagzahl noch einmal zu.
    Er glaubte zu spüren, dass Will weiter zurückfiel und als er die Stelle des Flusses erreichte, wo sich der Strom in drei Arme teilte, sah er sich um.Will war nicht mehr da. Nat sah ihn nicht mehr und mit einem Triumphschrei hob er sein Paddel.
    »Jaaa!«, rief er. »Jaaaa!«
    Da fiel Will in seinen Schrei ein. »Jaaaaaa!«, triumphierte er. »Jaaaaaa!«, und zog mit mächtigen Paddelstößen aus dem toten Winkel von Nats Gesichtsfeld am Amerikaner vorbei.
    Der schrie vor Wut auf: »Nein!« Er spürte, wie die Kraft aus ihm herausfloss wie Wasser aus einem groblöchrigen Sieb.
Er hatte den größten Fehler gemacht, den man in einem Wettkampf machen kann. Er hatte zu früh geglaubt, schon gewonnen zu haben. Er hatte sich einfach zu früh gefreut. »Nein!«, schrie er nochmals, packte das Paddel mit beiden kraftlosen Fäusten und stieß es mit lauten Schreien in die schwarzen Wellen des Flusses. »Nein!«, schrie er. »Nein!« Und er

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