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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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zu befreien. Vor allem musste er aus dem eisigen Wasser.
    Unbeholfen zog sich Scott zentimeterweise weiter den Felsen hinauf. Danach biss er die Zähne fest zusammen und untersuchte seine Wunden genauer. Er fand blutgetränkte Bandagen, die ihm nur die Baumkatze angelegt haben konnte. Als er sich den Hinterkopf abtastete, stöhnte er auf, doch als er seine Stirn berührte, explodierte hinter seinen Augen eine Bombe, und eisige Panik stieg zusammen mit seinem Mageninhalt auf, den er hilflos in den Fluss spie. Er kämpfte den Schmerz in seinem Kopf nieder. Wenn er nicht sehr schnell Hilfe erhielt, würde er daran sterben. Selbst wenn sein Schädel nicht gebrochen war – und wie sollte er haarfeine Risse hier feststellen? –, die Gehirnerschütterung allein machte es ihm vielleicht unmöglich aufzustehen, geschweige denn bis an die Flussbiegung zu kommen, wo er seinen Flugwagen abgestellt hatte. Er gab die Nummer des Unfallkrankenhauses von Twin Forks in sein Armbandcom, aber nichts geschah. Das Gerät musste beim Sturz auf den Felsen beschädigt worden sein. In seinem Rucksack lag ein Ersatzgerät, aber sein Rucksack war etliche Meter weit entfernt; um ihn zu erreichen, musste Scott ein Stück reißenden Fluss mit Felsbett durchqueren, das Flussufer hinaufklettern und den nächsten Pfostenbaum erreichen. Wenn ihm das nicht gelang, konnte er nicht einmal um Hilfe rufen.
    Schwarze Panik überflutete seine Sinne; sie erhob sich aus einer bodenlosen Kluft wie eine Flut, die viel kälter war als der Fluss, in dem er halb lag. Und mit diesem Schrecken umschloss Scott plötzlich eine unerwartete Wärme. Sie führte ihn vom Rand der furchterregenden schwarzen Grube fort, zeigte ihm dem Weg aus der Panik und hin zur Wahrnehmung eines sonnenerhellten Flusses und der Berührung zweier kleiner, nichtmenschlicher Hände auf seinen Wangen. Scott schnappte nach Luft und schaffte es immerhin, trotz der schmerzhaften Sonnengrelle die Augen zu öffnen. Die Baumkatze kauerte vor ihm und klagte. Einen Augenblick später schmiegte sie ihren kleinen warmen Körper so dicht an sein Herz, wie sie nur konnte. Drei Paare Hände und Pfoten packten sein Hemd fest, als wollten sie sagen: ›Ich lasse dich nicht gehen.‹ Die Wärme und Liebe, die ihn durchfuhr, entlockte Scott einen heiseren Laut. Seine Panik, seine Furcht, sie versiegten im gleichen Maße, in dem ihm die Nässe das Gesicht hinunterlief.
    Eine Gehirnerschütterung, einen Schock und Blutverlust musste er überwinden, einen breiten Streifen trügerischen Boden bezwingen, bevor er sein Funkgerät auch nur erreichen konnte – die Chancen zu überleben verschlechterten sich immens; aber er war nicht mehr allein.
     

Fängt-gewandt schmiegte sich so eng an sein Zwei-Bein, wie er konnte, und ließ sich tiefer in die Bindungstrance sinken. Das Geistesleuchten des Zwei-Beins ähnelte dem der Leute so sehr, dass er eine Art von Band herstellen konnte. Trotzdem war das Zwei-Bein nicht imstande, es zu erwidern. Fängt-gewandt vermochte ihm aber die quälende, schneidende Furcht zu nehmen und war sich dabei bewusst, dass etwas mit diesem Geist nicht ganz stimmte … dass das Geistesleuchten des Zwei-Beins anders schmeckte als unmittelbar vor dem katastrophalen Sturz. Fängt-gewandt fühlte sich an ein Junges erinnert, das vor langer Zeit einen Schaden im Kopf erlitten hatte. Beim Sprung hatte es den Abstand zu einem Ast falsch abgeschätzt. Der schreckliche Sturz war nicht tödlich gewesen, doch war das Junge mit dem Kopf aufgeprallt, und danach war sein Geistesleuchten für immer verkrüppelt gewesen; es hatte nie mehr einen klaren Gedanken formulieren können. Noch in der gleichen Spanne hatte es sich heimlich das Leben genommen.
    Das Entsetzen dieses Zwei-Beins und der gebrochene Geschmack seines Geistesleuchtens erinnerten Fängt-gewandt in furchterregender Weise an jene Tragödie. Durch den Bund goss er Liebe und Beruhigung; er war fest entschlossen, dieses wundersame Geschöpf mit den leuchtenden Haaren zu schützen und lebendig in die Hände seiner Artgenossen zurückzugeben. Deshalb würde er bei dem Zwei-Bein bleiben und es ansummen – ihn , bemerkte Fängt-gewandt plötzlich, als er tiefer in die Trance sank … Wenn es nur in seiner Macht stand, würde er ihn vor der Verzweiflung bewahren, die das geistesblinde Junge empfunden hatte. Die Zwei-Beine waren die Geistesblindheit schließlich gewöhnt; was auch immer im Kopf des Zwei-Beins gestört sein mochte, vielleicht würde

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