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Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx

Titel: Honor Harrington 10. Die Baumkatzen von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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lang vornüber gebeugt da, dann strich er Fängt-gewandt sanft über den Rücken. Fängt-gewandt machte einen Buckel und schnurrte begeistert, ergab sich ganz der Liebkosung, die so anders war als alles, was er je erfahren hatte.
    Sein Zwei-Bein machte tiefe Mundlaute und wies stromabwärts unter die Bäume. Die Bedeutung dieser Geste war unverwechselbar. Der Zwei-Bein wollte aus einem unbekannten, aber sehr zwingenden Grund dem Ufer folgen. Die Dringlichkeit, die Fängt-gewandt dem Geistesleuchten entnahm, brannte heiß wie ein glühender Stein und ließ sich nicht ignorieren. In dieser Richtung lag etwas, das sein Zwei-Bein benötigte, und zwar dringend. Und sein Zwei-Bein spähte nun auch durch das Buschwerk; ganz eindeutig hielt er nach etwas Ausschau, das in der Nähe sein musste. Fängt-gewandt erhob sich auf die Hinterbeine und sah dabei wie ein terranisches Frettchen aus, das ein Beinpaar zu viel hatte und einen Kopf, der viel eher katzenhaft denn wieselartig war. Fängt-gewandt schaute angestrengt in die tiefe Dunkelheit unter den Bäumen und erblickte schließlich, wonach der Zwei-Bein wohl suchte: einen schwer aussehenden Sack aus einem Nicht-Leder. Der Sack lag am Fuße eines Baumes. Daneben lehnte am Stamm ein langer, röhrenartiger Stab aus Nicht-Holz, der dicker war als die Rute für den Fischfang.
    Obwohl Fängt-gewandt noch nie eins der Donner-bell-Werkzeuge gesehen hatte, erkannte er es aus dem ältesten aller Sagenlieder über die Zwei-Beine. Vom Clan der Tänzer vom Blauen Berg und dem Clan vom Schnelllaufenden Feuer stammte es, und Lied-Summerin hatte es gesungen; das Sagenlied zeigte deutliche Bilder von solchen Werkzeugen, die die Zwei-Beine bei ihrer ersten Sichtung benutzt hatten, um einen heranstürmenden Todesrachen zu töten. Bestimmt suchte der Zwei-Bein danach! Fängt-gewandt bliekte aufgeregt und deutete auf die fremdartigen Werkzeuge. Die Lippen des Zwei-Beins strebten bebend aufwärts, und eine Welle des Wohlgefallens durchfuhr Fängt-gewandt, die ihn vor Wonne leise plappern machte. Der Zwei-Bein kroch zu den Werkzeugen; er bewegte sich unstet und unter Schmerzen, doch schließlich erreichte er den Baum. Allerdings beachtete er das lange Rohr gar nicht und holte vielmehr ein eigenartig geformtes Werkzeug aus dem Sack, dessen Zweck Fängt-gewandt nicht erriet.
    Der Zwei-Bein raunte dem Werkzeug Mundlaute zu, dann schwieg er. Das Werkzeug begann eigenartig zu prasseln – und dann drangen Zwei-Bein-Stimmen heraus! Fängt-gewandt gab einen schrillen Laut des Staunens von sich und kroch vor. Ungläubig starrte er auf das Werkzeug. Erneut sprach es, mit einer Stimme, die unzweifelhaft einem Zwei-Bein gehörte. Fängt-gewandt wusste aber, dass kein Zwei-Bein in diese winzige Schachtel gepasst hätte. Zudem schmeckte er weder das Geistesleuchten eines anderen Zwei-Beins, noch konnte er es riechen.
    Sein eigenes Zwei-Bein blickte ihn mit einer Miene an, die Vergnügen bedeutete, dann richtete er Mundlaute an das Werkzeug. Das Freudenleuchten jedoch war nur kurzlebig. Fängt-gewandt empfing von ihm zunehmende Sorge, als das Werkzeug weitersprach und der Zwei-Bein mit wachsender Erregung zuhörte. Dann blickte er hoch; eindeutig versuchte er durch die Bäume den Himmel zu sehen. Fängt-gewandt schmeckte seine Enttäuschung und Hilflosigkeit, als er sich an den Baumwurzeln zusammensinken ließ und der körperlosen Stimme lauschte. Was konnte sein Zwei-Bein denn im Himmel sehen wollen? Bot der Wind einen Hinweis? Fängt-gewandt schnüffelte. Er roch nichts Ungewöhnliches, nur dass der Wind schwer war vom Geruch des nahenden Regens.
    – Regen?
    »Bliek!«
    Fängt-gewandt schoss den Baumstamm hinauf und durcheilte das Astgewirr, bis er sich durch die dünnen Zweige am oberen Ende des Blätterdachs schob. Windfinger zerzausten ihm das Fell, während er zu den fernen Gipfeln blickte. Doch bereits an dem Berg, der sie überragte, sammelten sich die dunklen Gewitterwolken, geschwollen von Regen und Blitz und Donner. Im Frühjahr waren solche Gewitter so häufig, dass Fängt-gewandt den Vorzeichen des Wolkenbruchs keine weitere Beachtung geschenkt hatte. Bis zum Hauptnest seines Clans war es nicht weit, und er konnte mühelos jedem Sturm davonlaufen, um rechtzeitig unter den geflochtenen Unterständen behagliche Zuflucht zu finden.
    Sein verletztes Zwei-Bein aber konnte ohne Hilfe kaum aufrecht sitzen.
    Mit ungezügelter Wut würde sich schon bald das Gewitter auf sie stürzen. Kein Unterschlupf lag

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