Honor Harrington 17. Um jeden Preis
gehen müssen, und das muss öffentlich geschehen«, sagte Pritchart. »Eine offene Gesellschaft, die an die Rechtsstaatlichkeit glaubt, hat keine andere Möglichkeit, so etwas zu regeln. Falls wir es jetzt nicht angehen, werden wir, wenn wir es schließlich tun, alle – und besonders ich als Präsidentin – dafür gegeißelt werden, dass wir die öffentliche Bekanntgabe hinauszögert haben. Unser persönlicher Ruf und wahrscheinlich alles, was wir erreicht haben, geraten unter Beschuss, und viele dieser Attacken werden hässlich und gemein sein. Und um ganz ehrlich zu sein, wir hätten es verdient.«
Sie blickte sich im Büro um, die Schultern gestrafft.
»Leider«, sagte sie in die Stille, »sehe ich in diesem Moment keine andere Möglichkeit. Kevin, halte weiter die Augen offen. Du musst irgendetwas finden. Aber bis dahin«, und sie ließ den Blick wieder durchs Büro schweifen, »sehe ich keine andere Möglichkeit, als dass wir unseren Verdacht für uns behalten und weiterhin meinen gottverdammten Krieg gewinnen.«
22
»Also schön«, sagte Admiral Marquette. »Was wissen wir wirklich?«
»Wir haben noch immer nicht alle Details, Sir«, sagte Konteradmiral Lewis dem Chef des Admiralstabs und Thomas Theismans unmittelbarem uniformierten Untergebenen. »Wir wissen, dass noch einiges nachkommt, aber bisher sieht es so aus, als wäre das meiste von dem, was wir noch nicht erfahren haben, Variationen über das gleiche Thema.«
»Und diese Variationen wären?«, forderte Marquette den Konteradmiral zum Weitersprechen auf, als Lewis innehielt.
»Verzeihen Sie, Arnaud«, sagte Vizeadmiral Trenis, »aber ich dachte, Admiral Theisman käme heute zu uns.«
»Und Sie fragen sich, wieso ich nicht auf ihn warte.« Marquette lächelte schmal. »Ich fürchte, dass ist ein Punkt, über den sogar Sie und Victor nicht Bescheid wissen müssen, Linda. Sagen wir einfach, es ist etwas dazwischengekommen, das die Aufmerksamkeit des Ministers und bestimmter anderer Kabinettsmitglieder verlangt. Und wenn man die Besprechung beendet hat«, fügte er leicht anzüglich hinzu, »wird man von uns Analysen und, wenn möglich, Empfehlungen erwarten. Also fangen wir lieber gleich an, oder?«
»Selbstverständlich, Sir«, sagte Trenis und nickte Lewis zu. »Victor?«
»Jawohl, Ma'am.«
Lewis schaltete sein Memopad ein, warf einen Blick darauf – mehr aus Gewohnheit als Notwendigkeit, vermutete Marquette – und sah seine Vorgesetzten wieder an.
»Ich glaube, dass wir mit unserer ersten Einschätzung, weshalb Manticore diese und keine anderen Ziele angegriffen hat, genau richtig lagen«, sagte er. »Alle fünf Systeme sind bevölkert genug, um mehrere Repräsentanten im Kongress zu haben, und dazu kommen natürlich noch die Senatoren. Wenn Manticores Ziel darin bestand, politischen Druck zu erzeugen, der uns zu einer Verteilung unserer Kräfte zwingt, so war die Vertretung der angegriffenen Systeme bestimmt ein Planungsfaktor, und meine Leute sind sich recht sicher, dass dies der Fall gewesen ist.
Wirtschaftlich gesehen hat die Eliminierung der Industrie in den fünf Systemen, wie uns allen gewiss klar ist, nur geringe Auswirkungen für unsere Fortsetzung der Kriegsanstrengungen. Die indirekten wirtschaftlichen Implikationen dagegen sind natürlich etwas anderes, und Ministerin Hanriot und Minister Nesbitt werden wahrscheinlich alles andere als erfreut sein, wenn sie sich mit den zivilen Nebenwirkungen herumschlagen dürfen.«
»Wie umfassend war die Vernichtung, Victor?«, fragte Marquette. »So schlimm, wie die anfänglichen Berichte vermuteten?«
»Schlimmer, Sir«, entgegnete Lewis niedergeschlagen. Marquette zog eine Braue hoch, und der Konteradmiral zuckte unbehaglich mit den Schultern.
»Unsere Raids sind hauptsächlich Sondierungsvorstöße gewesen, Sir – im Großen und Ganzen Aufklärung unter Gewaltanwendung, sonst nichts. Wir haben leichte Schiffe benutzt, LACs in erster Linie, und uns damit begnügt, einzelne Industriezentren zu zerschlagen, die wir erreichen konnten, ohne es mit wirklich schweren Verbänden aufnehmen zu müssen. Und selbstverständlich haben die Mantys bei weitem nicht so viele Sonnensysteme zu schützen wie wir. Infolgedessen sind die Systeme, die sie tatsächlich schützen, in der Regel stärker bewacht als bei uns, von unseren wirklich wichtigen Zentralsystemen einmal abgesehen.
Harrington hat sich ihre Ziele anders ausgesucht. Ihr ging es nicht um Informationen; sie wollte eine
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