Honor Harrington 17. Um jeden Preis
ihr Empfinden von Feierlichkeit geprägt. Einem schwellenden Glauben, dass der Mann, dessen Tod zu betrauern und dessen Leben zu preisen sie gekommen waren, die Prüfung seines Lebens im Triumph gemeistert hatte.
Honor sah auf den Sarg, der sowohl mit der planetaren Flagge Graysons als auch der Gutsflagge von Harrington drapiert war. Clinkscales' silberner Amtsstab des Regenten von Harrington und das Schwert, das er als kommandierender General des Planetaren Schutzdienstes von Grayson vor der Mayhew-Restauration getragen hatte, lagen auf den Flaggen und funkelten im Licht. So viele Jahre hat er gedient , dachte Honor. So viel Fähigkeit zu Wachstum und Wandel hat er besessen. Solche Großzügigkeit und so viel Freundlichkeit, versteckt hinter einer bärbeißigen Fassade, die er so beflissen kultiviert hat. So vieles, was ich vermissen werde.
Die Orgelmusik schwoll an und verstummte. Ein stilles Murmeln lief durch die Kathedrale, als altmodische mechanische Riegel laut aufschnappten und die uralten, mit Basreliefs verzierten Türen sich schwerfällig öffneten. Einen Augenblick lang herrschte vollkommenes Schweigen, dann erwachte die Orgel in einem Brausen majestätischer Kraft, und der gesamte Protector's Cathedral Choir stimmte ein emporstrebendes Lied an.
Der Chor der Kathedrale wurde allgemein als bester Chor des ganzen Planeten angesehen. Für eine Welt, auf der man die geistliche Musik so ernst nahm wie auf Grayson, bedeutete das einiges, und als die prächtigen Stimmen sich zu einer Hymne erhoben, die nicht von Trauer, sondern von Triumph kündete, zeigten sie, dass sie ihren Ruf redlich verdienten. Der Ansturm von Musik und ausgebildeten Stimmen ergoss sich über Honor als prächtige Flut, die den aufsteigenden Zyklon der Gefühle ringsum gleichzeitig zu fokussieren und zu verstärken schien, während die Prozession hinter den Kreuzträgern und Weihrauchfassträgern das Hauptschiff der Kathedrale durchquerte. Die prächtigen, golddurchwirkten Gewänder der Geistlichen und der Altardiener glitzerten, und im Zentrum der Prozession ging Reverend Jeremiah Sullivan, prangend im gestickten, juwelengeschmückten Ornat seines hohen Amtes, und die violett-schwarze Trauerstola, die er um den Hals trug, wirkte wie ein dunkler Schnitt.
Majestätisch schritten sie vor durch die brausende Musik, das Sonnenlicht und die großartige, leuchtende Kuppel des Glaubens, von dem Honor wünschte, jeder könnte ihn genauso klar wahrnehmen wie sie. Es waren Augenblicke wie dieser – auch wenn er sich gewaltig von den ruhigeren, mehr nach innen gerichteten Gottesdiensten unterschied, mit denen sie aufgewachsen war –, in denen sie sich Herz und Seele Graysons am nächsten fühlte. Die Menschen ihres angenommenen Planeten waren längst nicht perfekt, doch das Grundgestein eines Glaubens von tausend Jahren verlieh ihnen eine Tiefe, ein Zentrum, das nur wenige andere Welten erreichten.
Die Prozession erreichte den Altarraum, und mit der würdigen Präzision eines gut ausgebildeten Teams zerstreuten sich ihre Teilnehmer. Reverend Sullivan stand reglos vor dem Hochaltar, blickte auf das trauerumflorte Kreuz, während ringsum die Altardiener und die anderen Geistlichen geschäftig auf ihre Plätze gingen. Er stand dort, bis die Hymne endete und die Orgel wieder verstummte, dann wandte er sich um, schaute in die gefüllte Kathedrale, hob beide Hände zum Segen und begann:
»Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über Wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!«, sagte er in die Stille.
Er stand für einen langen Moment da, die Hände noch erhoben, dann senkte er sie und blickte über die gefüllten Bänke der Kathedrale.
»Brüder und Schwestern in Gott«, sagte er leise und doch mit einer Stimme, die klar durch die beeindruckende Akustik der Kathedrale trug, »wir sind heute versammelt vor dem Angesicht des Prüfers, des Fürbitters und des Trösters, um das Leben von Howard Samson Jonathan Clinkscales zu preisen, geliebter Mann von Bethany, Rebecca und Constance, Vater von Howard, Jessica, Marjorie, John, Angela, Barbara und Marian, Diener des Schwertes, Regent des Guts von Harrington und immer in aller Hinsicht der treue Diener Gottes, unseres Herrn. Ich bitte euch nun, mit mir zu beten, nicht, um seinen Tod zu betrauern, sondern um ehrend seines triumphalen Abschlusses der Großen Prüfung des Lebens zu gedenken, wenn er heute tatsächlich in
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