Honor Harrington 17. Um jeden Preis
tun«, erwiderte Emily. »Ihr könnt es nicht zur Adoption freigeben. Ich weiß, dass ihr liebevolle Eltern finden könntet. Aber ich könnte niemals verlangen, dass ihr euer Kind aufgebt. Und wenn dir etwas zustößt, könnte ich Hamish niemals bitten, den einzigen Teil von dir aufzugeben, den er … – den wir von dir behalten können.«
»Also.« Honor hielt inne und atmete tief durch. »Du möchtest also, dass wir das Baby behalten?«
»Aber selbstverständlich!« Emily sah sie an. »Ich sage nicht, dass ich keine gemischten Gefühle hätte, denn ich habe sie. Das weißt du so gut wie irgendjemand. Aber gemischte Gefühle können sich klären, und selbst wenn nicht, wie könnte ich dir denn zumuten, dein eigenes Fleisch und Blut aufzugeben, nur damit meine Gefühle geschont werden?«
Honor schloss die Augen, drückte sich Emilys Hand noch einmal fest an die Wange, und zu ihrer Überraschung lachte Emily auf.
»Natürlich«, fuhr sie fort, und sowohl ihre Stimme als auch das Leuchten ihrer Gefühle ähnelten wieder mehr der Normalität, »sehe ich, wo ich nun über meine anfängliche Überraschung hinweg bin, einige Probleme auf uns zukommen. Ich nehme nicht an, ihr beide hofft, ich könnte helfen, sie zu lösen … sie wieder zu lösen?«
»Doch«, sagte Honor, hob den Kopf und lächelte Emily leicht verschleierten Blickes an, »wir hoffen genau darauf.«
»Also schön, sehen wir uns das Problem an und unsere Optionen, damit fertigzuwerden«, sagte Emily viel später am Abend, nachdem man das Abendessen abgeräumt hatte und die drei Menschen und zwei Baumkatzen wieder allein waren. Sie hatte ihr emotionales Gleichgewicht größtenteils wiedererlangt, und Honor schätzte die Gelassenheit, die sie verströmte.
»Erstens, dass Honor – dass wir das Kind weggeben, kommt nicht in Betracht«, fuhr Emily fort. »Zweitens kann Honor das Kind nicht auf normale Weise zur Welt bringen. Drittens, die möglichen politischen Folgen, wenn wir die Schwangerschaft zu diesem Zeitpunkt zugäben, wären … schwierig zu bewältigen. Sowohl hier im Sternenkönigreich als auch auf Grayson. Viertens«, sie sah zwischen ihrem Mann und Honor hin und her, »wie immer wir die Probleme lösen, ich verlange, dass ich am Großziehen dieses Kindes beteiligt bin. Nachdem Frage Nummer eins bereits beantwortet ist, was sagen wir zum zweiten Punkt?«
»Unter normalen Umständen«, sagte Honor, »und eingedenk dessen, dass Mutter von Beowulf kommt, wäre die Lösung einfach. Sie wäre meine Leihmutter, aber ich fürchte, genau das funktioniert hier nicht.«
»Wieso nicht?«, fragte Emily, den Kopf geneigt. Honor sah sie an, und Emily machte mit der Hand die Geste, die sie anstelle eines Schulterzuckens benutzte. »Das scheint in vielerlei Hinsicht solch eine gute Idee zu sein, dass ich mich frage, ob wir die gleichen Schwierigkeiten vor Augen haben.«
»Es wäre wunderbar«, stimmte Honor ein wenig traurig zu. »Mutter hatte immer leichte Schwangerschaften, und die Zwillinge sind jetzt gerade so alt, dass sie ein Wickelkind in ihrer Nähe zu vermissen beginnt. Ich könnte mir auch niemanden als bessere Leihmutter vorstellen. Aber rechtlich wird dieses Kind in der Erbfolge von Harrington Faith' Platz einnehmen. Darum muss ich es irgendwann öffentlich als mein Kind anerkennen, und wenn ich Mutter als Leihmutter einsetze, entstehen daraus alle möglichen Probleme. Wenn sie sichtbar schwanger ist, wird man auf Grayson annehmen – es sei denn, wir sagten etwas anderes –, dass Vater der Vater ist.«
Sie hielt inne und lachte ironisch.
»›Dass Vater der Vater ist‹«, wiederholte sie. »Klingt das wirklich so komisch, oder kommt es mir nur so vor?«
»Ein bisschen merkwürdig hört es sich schon an«, räumte Hamish ein. »Aber worauf willst du hinaus?«
»Darauf, dass jeder annehmen wird, das Kind sei Mutters Kind, und sie ist öffentlich zu präsent, um schwanger zu sein, ohne dass jemand es merkt. Was bedeutet, dass wir entweder allgemein bekanntgeben, auch dem Konklave der Gutsherren, wer die tatsächlichen biologischen Eltern sind, oder lügen müssen.«
Sie schüttelte den Kopf, jegliche Belustigung war verschwunden.
»Und lügen werde ich nicht. Ich kann nicht lügen. Nicht nur, dass es falsch wäre, es wäre für mich eine politische Katastrophe, wenn die Wahrheit herauskommt. In Begriffen graysonitischer Sichtweisen und Politik wäre es trotz der möglichen negativen Reaktionen erheblich besser, wenn ich
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