Honor Harrington 18. Auf Biegen und Brechen
angeordnet.«
»Nein, tatsächlich nicht, was?« Pritchart grinste. »Einen Augenblick lang hatte ich vergessen, dass Sie gewohnt sind, sich im Sternenkönigreich auf höchster politischer Ebene zu bewegen. Sie haben das Ohr einer Politikerin, auch wenn Sie ›nur‹ Raumoffizier sind. Gut, ich will mich klarer ausdrücken. Weder ich noch sonst jemand in meiner Regierung hat ein Attentat auf die Herzogin von Harrington befohlen oder genehmigt.«
Nun war es an Henke, die Augen zusammenzukneifen. Wie Pritchart sagte, war sie gewohnt, mit manticoranischen Politikern umzugehen, wenn nicht mit der Politik an sich. Sie hatte schon einige außerordentlich glatte, gewandte Lügner kennengelernt. Doch ob Eloise Pritchart zu ihnen gehörte, konnte sie nicht sagen.
»Das ist eine interessante Erklärung, Madame Präsidentin. Bei allem schuldigen Respekt, ich habe leider keine Möglichkeit zu überprüfen, ob sie zutrifft. Und selbst wenn Sie glauben, dass es stimmt, bedeutet es noch lange nicht, dass kein schwarzes Schaf innerhalb Ihrer Regierung den Anschlag befohlen hat.«
»Es überrascht mich nicht, dass Sie das denken, und wir in der Republik hatten sicher mehr Erfahrung mit von ›schwarzen Schafen‹ in Gang gesetzten Unternehmungen, als uns lieb ist. Ich kann nur sagen, dass ich fest an das glaube, was ich sage. Und ich möchte hinzufügen, dass ich die Chefs der inneren und der äußeren Sicherheit durch Männer ersetzt habe, die ich seit Jahren kenne und in die ich das größtmögliche Vertrauen setze. Wenn eine Schattenoperation gegen die Herzogin von Harrington eingeleitet wurde, dann ohne ihr Wissen und ihre Billigung. Da bin ich mir hundertprozentig sicher.«
»Und wer sonst hätte Ihrer Ansicht nach ein Motiv, sie töten zu lassen? Oder die Mittel, um zu versuchen, sie auf diese besondere Weise zu ermorden?«
»Wir kennen nicht viele Einzelheiten über den Ablauf des Attentats«, erwiderte Pritchart. »Nach allem, was mir vorgelegt wurde, scheinen sich die Spekulationen auf die Möglichkeit zu konzentrieren, dass ein junger Offizier – ein Lieutenant Meares, glaube ich – irgendwie psychojustiert wurde, um ihr das Leben zu nehmen. Wenn das zutreffen sollte, so fehlen uns die Mittel, um es ausgeführt zu haben. Jedenfalls in dem Zeitrahmen, der zur Verfügung stand, um die Justierung durchzuführen. Immer vorausgesetzt, dass es so auch passiert ist.«
»Ich hoffe, Sie vergeben mir, Madame Präsidentin, wenn ich mich in diesem Fall mit meinem Urteil zurückhalte«, sagte Henke nach kurzem Nachdenken. »Sie sind sehr überzeugend. Andererseits bewegen Sie sich wie ich auf der höchsten Ebene der Politik, und Politiker auf dieser Ebene müssen überzeugend sein. Ich werde aber im Hinterkopf behalten, was Sie gesagt haben. Ich darf davon ausgehen, Sie teilen mir all das in der Hoffnung mit, dass ich Ihre Nachricht an Königin Elisabeth weiterleite?«
»Nach allem, was ich über Ihre Cousine gehört habe, Admiral Henke«, entgegnete Pritchart ironisch, »bezweifle ich sehr, dass sie irgendeiner Behauptung von mir Glauben schenken würde, einschließlich der Feststellung, dass Wasser nass sei.«
»Wie ich sehe, sind Sie über Ihre Majestät bestens informiert«, sagte Henke. »Allerdings ist das wahrscheinlich noch immer untertrieben«, fügte sie hinzu.
»Ich weiß. Dennoch, falls Sie die Gelegenheit dazu erhalten, bitte ich Sie, ihr dies von mir auszurichten. Vielleicht glauben Sie mir nicht, Admiral, aber ich habe diesen Krieg wirklich nicht gewollt. Oh«, fuhr Pritchart rasch fort, als Henke den Mund öffnete, »ich gebe zu, dass wir den ersten Schuss abgefeuert haben. Ich gebe auch zu, dass ich mit dem Wissen, das ich damals besaß, heute wieder so handeln würde. Das ist je doch nicht das Gleiche, wie es tun zu wollen , und mir tut es um jeden Mann und jede Frau leid, die gefallen sind oder, wie Sie, verwundet wurden. Das kann ich nicht ungeschehen machen. Ich würde aber gerne glauben, dass es uns möglich ist, die Kämpfe zu beenden, ohne dass die eine Seite den anderen vollständig besiegt hat.«
»Mir geht es genauso«, sagte Henke ruhig. »Leider haben Sie, auch wenn wir die Manipulation unserer diplomatischen Korrespondenz außer Acht lassen, immer noch den ersten Schuss gefeuert. Elizabeth ist nicht die einzige Person auf Manticore – oder auf Grayson, oder im andermanischen Reich –, der es schwerfallen wird, das zu vergessen oder zu übersehen.«
»Und Sie sind eine dieser Personen,
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