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Honor Harrington 5. Im Exil

Honor Harrington 5. Im Exil

Titel: Honor Harrington 5. Im Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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vorübergehend die kribblige Mischung aus Erwartung und Nervosität vergessen hatte.
    Nun war das Gefühl wieder da … und seine Elemente schienen in der Abwesenheit stärker geworden zu sein. Bei dem Gedanken mußte er müde lächeln, dann nickte er dem Bootsmann zu, der gesprochen hatte.
    »Danke, Bürger Chief«, sagte er und blickte Preznikov an. »Nun, Bürger Kommissar, es ist beinah soweit. In dreißig Minuten lasse ich den Kampfverband gefechtsklar machen. Hätten Sie noch letzte Vorschläge?«
    Eine Weile erwiderte Preznikov seinen Blick, und Thurston bemerkte den Schatten der eigenen Anspannung in den Augen des Kommissars. Er fragte sich, inwieweit der andere Mann überhaupt ahnte, was vor ihnen lag. Zwar hatte Preznikov an allen Besprechungen teilgenommen und die Pläne durchgearbeitet; er hatte sogar einige nützliche Ideen gehabt, aber dennoch war er ein Politiker, ein Zivilist, und hatte noch nie ein Weltraumgefecht durchgemacht. Thurston hingegen schon. Unternehmen Dolch war nur die erste Schlacht in seinem persönlichen Feldzug – einem Feldzug, dessen volles Ausmaß weder Preznikov noch seine Vorgesetzen begriffen hatten, so hoffte Thurston inständig. Wenn das Unternehmen ausging, wie Thurston erwartete, dann stellte es den ersten offensiven Sieg der Volksrepublik im ganzen Krieg dar. Das Prestige, das er dadurch erlangen würde, sollte ihm erlauben, den anderen Feldzug weiterzuführen, aber dazu mußte er zuerst diese Schlacht gewinnen. Und während der Bürger Vizeadmiral sich gewiß war, daß die Feuerkraft seiner Schiffe die Navy von Grayson vernichten würde, wußte er doch genau, daß diese kleine Flotte kämpfen würde. Etwas anderes blieb ihr nicht übrig, denn sie verteidigte ihr heimatliches Sonnensystem. Thurston beabsichtigte keineswegs, den Mut oder die Fähigkeit der Graysons zu unterschätzen. Und das bedeutete, daß Kampfverband 14 trotz seiner überlegenen Feuerkraft Verluste erleiden würde, vielleicht sogar unter den Schlachtschiffen. Möglicherweise sogar an Bord eines Schlachtschiffs namens Conquistador .
    Seltsam, wie schwierig es war, daran wirklich zu glauben. Intellektuell konnte Thurston es durchaus akzeptieren – aber wirklich zu glauben, daß er selbst unter den Tausenden von Toten sein könnte, zu denen sein Schlachtplan zwangsläufig führen mußte? Nein, das war mehr, als man konnte, wenn man ehrlich blieb. Schließlich, dachte er mit einem innerlichen ironischen Grinsen, käme das Sterben so ungelegen. Aber wenn es schon für ihn so schwierig war, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen, um wieviel schwieriger mußte es dann für Zivilisten wie Preznikov sein, oder für LePic und DuPres?
    Die Sekunden verstrichen, und Preznikov sah ihn immer noch an. Plötzlich kam Thurston der Gedanke, der Kommissar könnte in seinen Augen nach dem gleichen suchen wie er selber in dessen. Nun, das war gewiß eine amüsante Vorstellung, aber wenn der zivile Wachhund nach Anzeichen von Schwäche Ausschau hielt, dann fand er sie nicht. Endlich schüttelte der Kommissar den Kopf.
    »Nein, Bürger Vizeadmiral. Ich bin zufrieden.«
    »Danke, Sir«, sagte Thurston und blickte zu seinem Operationsoffizier. »Bürger Captain Jordan«, sagte er förmlich, »lassen Sie Signal an alle geben: Seien Sie um neunzehn Uhr gefechtsklar.«
     
    Das Schrillen einer Alarmglocke, und der Konteradmiral, der in Command Central Dienst hatte, blickte auf. Seine Augen fanden auf dem Hauptplot das gelbe Blinklicht, das einen Hyperabdruck anzeigte, dann blickte er wie automatisch zum Ankunftsplan der Statustafeln der Systemkontrolle; der Konteradmiral verzog das Gesicht, als er nichts Passendes fand. Großartig – einfach großartig. Vor Dienstantritt hatte er genauso wie jeder andere Mann in der gewaltigen Kommandozentrale am HD geklebt. Alle hatten sie die furchtbaren Ereignisse in der Konklavekammer gesehen, und alle waren sie davon halb abgelenkt gewesen, und nun mußte er sich um einen ganzen verdammten unplanmäßigen Geleitzug … Als die Meldungen des überlichtschnellen Sensorennetzes eintrafen, schlug die gelbe Lichtkennung abrupt in blutrot um. Die Verstimmung des Admirals gehörte plötzlich der Vergangenheit an.
     
    Das zweistimmige Vorrangsummen des Coms auf Honors Nachttisch riß sie mit der Behutsamkeit einer Garrote aus dem Schlummer. Sie ächzte vor Schmerz, als ihre gebrochenen Rippen und geprellten Muskeln sich gegen die Mißhandlung verwahrten, aber die unbewußten Reflexe aus dreißig

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