Honor Harrington 6. Ehre unter Feinden
sich einzumischen, solange der P.O. sie nicht um Hilfe bat. Dessen Leute machten einen guten Eindruck, als sie tragbare Werkbänke aufbauten und darauf Werkzeuge und Meßgeräte bereitlegten, dann begannen sie mit der Arbeit. »Könnte einfach ein kaputter Stecker sein«, sagte sie zu Maxwell, »aber das glaube ich eigentlich nicht. Was immer es ist, wir bekommen für alle Emitter mit ungeraden Nummern keine Ablesungen mehr.«
»Nur die ungeraden Nummern?«
»Jau. Das ist das Problem. Die Signale liegen alle auf der gleichen primären Datenleitung, aber es gibt zwo unabhängige sekundäre Schaltkreise, von denen jeder die Last allein tragen kann. Ich fürchte fast, der Fehler liegt im Monitorsystem selber.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, Vulcan hätte genug Zeit gehabt, die Antriebsräume komplett auszutauschen.«
»Damit sind wir schon zwo«, stimmte Maxwell säuerlich zu. Die Konstrukteure von Navyschiffen glaubten fest an die Macht der Redundanz, und in einem echten Navyschiff hätte jeder Impellerraum zwei primäre Datenleitungen gehabt, und zwar möglichst weit voneinander entfernt, damit ein einziger Treffer sie nach Möglichkeit nicht gleich beide ausschaltete. Außerdem hätte jede Leitung ein eigenes, von den anderen völlig unabhängiges Monitorsystem gespeist. Die Konstrukteure der Wayfarer hingegen hatten keine Veranlassung gehabt, auch Gefechtsschäden in ihren Überlegungen zu berücksichtigen. Die kostenbewußte zivile Herkunft des Q-Schiffs zeigte sich überall in seinen Wartungseinrichtungen, besonders deutlich aber an dieser Stelle.
»Wenn wir Glück haben, ist es nur ein kleiner technischer Defekt«, fuhr Ginger fort, »aber wenn der Fehler an der Software liegt …« Sie zuckte mit den Schultern, und Maxwell nickte verdrießlich.
»Na, was auch immer es ist, ihr werdet’s schon finden«, meinte er ermutigend und ging wieder an seine Arbeit.
Ginger achtete nur halb darauf, wie Maxwell ans andere Ende der riesigen Abteilung ging und schließlich hinter einer hoch aufragenden Generatorbank verschwand. Ihre Aufmerksamkeit galt in erster Linie Jansson und seinen Leuten. Sie stand an der Seite, bereit einzugreifen, falls er Unsinn machen sollte, und verfügbar, falls er sie um Rat bitten wollte, und nickte innerlich dem Petty Officer und seinen Leuten anerkennend zu. Jansson ließ zwei von ihnen die Schaltkreise überprüfen, er selbst konzentrierte sich auf das Monitorsystem, und das bedeutete, daß er das gleiche vermutete wie Ginger.
Etliche Minuten verstrichen, dann trant sie zu Jansson, um einen Blick über seine Schulter auf den Bildschirm des Testgeräts zu werfen. Der P.O. blickte auf und warf ihr ein milde triumphierendes Lächeln zu.
»Die Hardware ist völlig in Ordnung, Senior Chief«, meldete er. »Es gibt nur ein Problem: Kein einziges dieser hübschen, funktionstüchtigen Systeme tut, was es soll.«
»Und was meinen Sie, woran das liegt?«
»Nun, wenn die Hardware an beiden Enden funktioniert – Sensoren und Schnittstellen sind hundertprozentig okay – und auch die CPU keine Störung hat, dann muß der Fehler an der Software liegen. Im Moment teste ich sie, aber wenn ich eine Wette abschließen sollte, dann würde ich fünf Dollar auf eine fehlerhafte ausführbare Datei legen. Schließlich legt der Fehler das System lahm. Aber wenn es daran liegt, dann verstehe ich nicht, warum keiner der Selbsttests im Technischen Leitstand darauf angesprungen ist.«
»Wo wird die Software für den Selbsttest denn geladen?« fragte Ginger.
»Na … oh.« Leicht verlegen grinste Jansson. »Ich vergesse immer, daß sie ein ziviles Schiff war. Genau hier, stimmt’s?«
»Eben«, nickte Ginger. »Darum nehme ich Ihre Wette an. Meine fünf Dollar behaupten nämlich, daß der Fehler entweder in den Kommunikationsprotokollen liegt oder daß wir’s doch mit einem Hardwarefehler zu tun haben. Wenn die Datenleitung nicht funktioniert oder die Schnittstelle keine Befehle annimmt, dann hat das System nie das Zeichen bekommen, sich einzuschalten und dem TLS zu berichten. Und wenn sich …«
»… das Monitorsystem nie eingeschaltet hat, dann helfen uns die sekundären Schaltkreise auch nichts, weil sie nur Daten ausgeben, aber keine Befehle annehmen«, beendete Jansson den Satz. »Ja, Sie haben recht. Damit hatten wir höchstens einen toten Computer dupliziert, oder?«
»Deshalb zahlt man mir jetzt dieses fürstliche Gehalt«, erklärte Ginger und klopfte ihm grinsend auf die Schulter.
Weitere Kostenlose Bücher