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Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Titel: Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Prallkäfig hing und elektronischen Ausrüstungsteilen dabei zusah, wie sie sich selbst vernichteten. Der Panzerstahlrumpf der Pinasse hatte einer Kollision widerstanden, die ein Zivilfahrzeug, das mit der gleichen Geschwindigkeit flog, gleichmäßig über die Wand des Turmes verschmiert hätte. Das Wrack des Beiboots steckte in dem Bauwerk wie ein Messer in einem riesigen Käselaib. Ein klaffender Riss im Rumpf unmittelbar unter McQueen gestattete ihr den Ausblick auf das dreihundertundfünfzig Stockwerke tiefer liegende Straßenpflaster der Avenue des Volkes – und wenn der Prallkäfig jetzt nachgab, dann würde sie tief, tief fallen, und ihre zerschmetterten Überreste ließen sich von den vielen tausend Opfern ihrer Tiefflugangriffe nicht mehr unterscheiden.
    Über den Gedanken musste sie lachen. Doch das Lachen war so schmerzhaft – fast schien es ihr die Brust zu zerreißen. Die Qualen brachten sie wieder zu vollem Bewusstsein, und unwillkürlich wimmerte sie leise; die geringfügige Bewegung führte dazu, dass die Pinasse auf der steinernen Unterlage verrutschte. McQueen erstarrte zur Salzsäule; vom Verstand her war ihr klar, dass eine Pinasse von siebenhundert Tonnen sich nicht deswegen verschob, weil eine kleine, zierliche Frau sich rührte – ihre Angst hingegen konnte sie dennoch kaum verdrängen. Langsam und vorsichtig hob sie eine Hand zum Gesicht und wischte sich die Augen sauber, dann klappte sie den angerissenen Teil ihrer Kopfhaut zurück, der lose herabhing. Gerinnendes Blut hielt den Hautlappen an Ort und Stelle.
    Meine Rippen , dachte sie. Sie hustete kein Blut, also würden die gesplitterten Enden sie nicht in unmittelbarer Zukunft töten – es sei denn, sie bewegte sich zu abrupt. Aber wahrscheinlich muss ich mich trotzdem abrupt bewegen, weil ich mit dem Kopf nach unten über einem sehr, sehr tiefen Abgrund hänge. Alle anderen Besatzungsmitglieder, die sie sehen konnte, rührten sich nicht – sie waren entweder bewusstlos oder tot.
    Alle außer Volkskommissar Fontein. Sein Prallkäfig war noch stärker beschädigt als ihrer, und er war größtenteils abgebrochen. Er hing über dem Abgrund, und nur die letzte Verankerung hielt ihn noch – noch . Gerade als sie hinsah, streckte Fontein den Arm nach einem vorstehenden Wrackteil aus, und die Halterung gab ein Knirschen von sich, das McQueen Zahnschmerzen bereitete.
    »Fontein«, sagte sie – nein, sie flüsterte es.
    »Sie sind noch am Leben?«, stieß er hervor.
    »Vorübergehend.« Sie grinste. Die Miene ließ ihr blutverschmiertes maskenhaftes Gesicht noch schrecklicher wirken. »Lassen Sie uns sehen, wie vorübergehend – wie schwer sind Sie verletzt?«
    Er sah jedenfalls entsetzlich aus. Sein Gesicht und alles, was von seinem Körper frei lag, war eine geschwollene Masse aus blauen Flecken und getrocknetem Blut; Tränen hatten saubere Kanälchen über sein Gesicht gezogen, nur da nicht, wo die Haut abgescheuert worden war und das rohe Fleisch zutage trat. McQueen war fast erleichtert, dass ihre Nase gebrochen und zugeschwollen war; sie wollte den Schlachthofgestank nicht riechen müssen, den sie selbst verursacht hatte.
    »Ich bin … Nun, ich habe keine Knochenbrüche, außer hier.« Er hob die linke Hand, deren kleiner Finger im rechten Winkel zum Handrücken stand und auf die Dicke einer Bockwurst angeschwollen war.
    »Wie … schön … für … Sie«, keuchte McQueen mühsam. Herr im Himmel, tut das weh! Egal. Mach schon, du blöde Kuh. »Lässt sich der Riegel an Ihrem Käfig noch lösen?«
    »Ich glaube, schon. Aber das möchte ich ehrlich gesagt lieber nicht ausprobieren, Bürgerin Admiral.«
    Fontein sah nach unten. Ein geübter Akrobat hatte vielleicht eine Chance, in der halben Sekunde, die zwischen dem Verlassen des Käfigs und dem tiefen Sturz aus der Pinasse lag, etwas zu ergreifen und sich festzuhalten; ein Mann mittleren Alters, der eine sitzende Tätigkeit ausübte und zudem schwer verwundet war, hätte genauso gut auf dem Weg nach unten mit den Armen flattern können; seine Überlebenschancen wären in beiden Fällen ungefähr gleich groß gewesen.
    »Vertrauen Sie mir, ich weiß, was ich tue«, sagte McQueen und musste erneut lachen, doch plötzlicher Schmerz durchflutete sie, und ihr Lachen erstarb. Irgendetwas in ihrer Brust hatte sich bewegt und dabei laut geknirscht. »Tut mir leid, Klassiker-Anspielung. Mir ist ein wenig schwindlig. Sie schwingen sich herum und packen meine Hand mit Ihrer Rechten. Dann, sobald

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