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Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx

Titel: Honor Harrington 8. Die Siedler von Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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heller als zuvor, und wie abgelöst von dem Ereignis fragte er sich, ob dies nun daran lag, dass er näher stand und sich darauf konzentrierte, oder ob der Verzehr des Knollenstängels etwas mit der Eindringlichkeit des Erlebnisses zu tun hatte. Eine Rolle spielte es ohnehin nicht. Wichtig waren allein die Aufregung, die Neugierde und die Verwunderung, die so hell aus dem Geist des Zwei-Beins strahlten. Zum ersten Mal stand einer der Leute einem Zwei-Bein Aug in Auge gegenüber, und deshalb hatte nichts Klettert-flink auf das pure Entzücken vorbereiten können, mit dem Stephanie Harrington das sechsbeinige Geschöpf betrachtete, das sich mit einem Netz voll entwendetem Sellerie auf dem Rücken unter die Lüftungsklappe duckte.
    Und so starrten sich inmitten eines heulenden Gewitters die Vertreter zweier intelligenter Spezies an, von denen die eine niemals die Existenz der anderen vermutet hätte. Lang anhalten konnte dieser Augenblick nicht, und doch wünschte keiner von beiden, dass er je ende. Stephanie genoss ihr Triumphgefühl und ihren Entdeckerstolz, und hatte nicht die leiseste Ahnung, dass Klettert-flink diese ihre Gefühle weitaus klarer wahrnahm, als er sie von einem Angehörigen seiner Art empfangen hätte. Und ebenso wenig konnte sie ahnen, wie sehr er sich wünschte, diese Gefühle weiterhin zu empfangen. Sie sah nur, wie er sich duckte, sie für eine Weile anstarrte, die ihr endlos erschien, sich spannte und plötzlich herabsprang und verschwand.
     
    Mit Gewalt musste sich Klettert-flink von dem Geistesglühen des Zwei-Beins losreißen. Wie schwer das war – hatte er je etwas Schwierigeres versucht? Doch er hatte eine Pflicht zu erfüllen, und so löste er sich von jenem wunderbaren, verlockenden Sonnenschein. Genauer gesagt, trat er von der Pracht zurück, denn sie war zu stark, zu durchdringend, als dass er völlig hätte von ihr freikommen können. Er vermochte zwar seine Augen von dem Feuer abzuwenden, aber er konnte nicht so tun, als sei es bereits verlöscht.
    Er schüttelte sich und sprang in den Regen und die Finsternis. Mit dem Netz voll Knollenstängel auf dem Rücken bewegte er sich langsam und ungeschickt, doch wenn er in seinem Leben eins sicher gewusst hatte, dann dass dieses junge Zwei-Bein ihm nichts Böses wollte. Das Geheimnis, dass die Leute existierten, war nun enthüllt, und mit Hast hätte er daran nichts geändert. Deshalb setzte er sich trotz des Regens einen Augenblick lang aufrecht hin und betrachtete das Zwei-Bein genau, das nun endlich das merkwürdige Ding gesenkt hatte, das es sich die ganze Zeit vor das Gesicht gehalten hatte. Nun betrachtete es ihn mit eigenen Augen. Klettert-flink blickte kurz in diese seltsamen, braunen Augen mit ihren runden Pupillen, dann zuckte er mit den Ohren, wandte sich ab und huschte davon.
     
    Stephanie blickte dem Eindringling bezaubert hinterher; das Gefühl wurde nur noch stärker, als das Wesen verschwand. Klein ist es , dachte sie, nicht länger als sechzig oder siebzig Zentimeter. Aber der Schweif ist noch einmal so lang wie der restliche Körper. Ein Baumbewohner , entschied sie, als sie sich den Schwanz und die deutlich ausgebildeten Hände in Erinnerung rief, mit denen er sich an der Lüftungsklappe festgehalten hatte. Die Hände hatten nur drei Finger, aber greiffähige Daumen. Stephanie schloss die Augen und stellte sich das Wesen noch einmal genau vor. Nun erst begriff sie, dass er ein Netz auf dem Rücken getragen hatte – jawohl, sie hatte mit ihrer Vermutung richtig gelegen.
    Der Selleriedieb sah vielleicht aus wie ein ganz winziger Hexapuma, jedoch stellte das Netz den unwiderlegbaren Beweis dafür dar, dass das Erkundungsteam vor vielen hundert Jahren die allerwichtigste Einzelheit übersehen hatte, die es über Sphinx zu berichten gab. Aber das war schon in Ordnung. Es war sogar gut. Für Stephanie machte diese alte Unterlassungssünde nämlich eine Welt des Exils zum aufregendsten, interessantesten Ort, an dem sich Stephanie Harrington überhaupt aufhalten konnte, denn sie hatte soeben etwas erlebt, was in den fünfzehn Jahrhunderten, in denen sich die Menschheit auf der Diaspora zu den Sternen befand, bisher nur insgesamt elfmal vorgekommen war:
    Sie hatte soeben einen Erstkontakt mit einer Werkzeuge benutzenden, eindeutig vernunftbegabten, nichtmenschlichen Art gehabt.
    Nun stellte sich die Frage, was sie damit anstellen sollte.
     

4
     
    Vor seinem Bau lag Klettert-flink auf dem Rücken. Den Bauchpelz hatte er der

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